Der Lago di Monte Prano gleich hinter dem Ort Giba ist ein künstlicher See – angelegt zur Bewässerung. Der See ist als Naherholungsziel ausgeschildert, aber kaum angekommen, verließen die Schilder uns: die Straße auf dem Damm am Rand des Sees ist gesperrt, und die Ersatzwege führen ins Nichts und sind mit unterbodenschutzfeindlichen Steinen übersät. Wir sind sie natürlich dennoch gefahren, quasi alle bis auf den einen, der uns tatsächlich auf die ursprünglich angepeilte Straße nach Tratalias gebracht hätte.
Aber es ist ja Urlaub, und man kann auch aus Missgeschick was Feines machen. Wir laufen also hier und da ein Stück – und siehe da, es lohnt sich. Man kommt auf diese Weise bis ans Ufer des Sees, der sich ganz schön aufgewühlt gibt (klassischer Vorbote für das Gewitter mit reichlich Wind, das uns in der Nacht heimsuchte). Ein Schild weist auf italienisch, englisch, französisch und deutsch darauf hin, dass hier ACHTUNG GEFAHR bestehe, und zwar wegen „Vorhandensein von See und Sumpfgebiet“. Wenige Schritte weiter sehen wir einen großen Knochen, einen wirklich großen, abgenagt-skelettierten. Wir mutmaßen, dass das Rindviech nicht lesen konnte, also auf das Vorhandensein von See und Sumpfgebiet nicht korrekt aufmerksam gemacht wurde. Dumm gelaufen.
Ansonsten: Liebliche Landschaft allüberall, mit Bergen im Hintergrund und einem Torre im Landesinnern – aber eben am See. Fürderhin gibt es Straßen, die in Feldwege, die in Matschrumpeldipumpelstrecken übergehen und hin und wieder eine Ruine, die dort aus Gründen des ordentlichen Vordergrunds für Maler und Photografen stehen gelassen wurde.
Statt nach Tratalias schleichen wir uns zurück über Giba nach Porto Botte. Das ist ein Paradies für Windsurfer. Sie fliegen durch die Luft, denn Wind gibt’s reichlich (und erstaunlich wenig Wellen). Weil es hier fast immer windet, gibt es auch fast immer fliegende Männer zu sehen. Naja, meistens – manchmal machen die Jungs von Kite Sardegna auch Kurse für Anfänger, da spielt sich alles deutlich wassernäher ab.
Als wir da waren, tobten sich allerdings einige Pros auf dem Wasser und im Luftraum darüber aus. Salto vorwärts, Salto rückwärts, meist sogar ohne Brettverlust. Wer sich noch nicht traut, ikarusgleich den Abflug zu machen, prescht mit ordentlichem Speed vor und zurück und lässt sich von den Zuschauern bewundern. Denn eins ist doch klar: Während die Männer sich auf dem Meer austoben, kümmern sich die Frauen am Strand um die Kinder. So viel zur Rollenverteilung 2012.
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