Bekannte(s) und Neuentdeckungen bei VDP-Tour

VDP Tour Große Lage 2016 machte Station in Dresden

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In Sachen Wein mausert sich Dresden seit einiger Zeit ganz schön. Das merkt man als Gast in Restaurants und Weinbars seiner Wahl, das merkt man zunehmend auch bei den Winzern der Gegend. Aber vor allem fällt auf, dass Dresden auch von außen als Weinstadt wahrgenommen wird. Winzer kommen gerne in die Stadt, um ihre Weine zu präsentieren. Erstmals war nun der VDP, der Verband deutscher Prädikatsweingüter, mit seiner Große-Lagen-Tour (die der Verband, etwas zu modisch und etwas falsch, als Tour VDP.Grosse Lage ankündigt – sei’s drum) in der Stadt. VDP-Winzer von der Ahr, der Nahe und aus der Pfalz schenkten im QF Hotel ihre aktuellen Spitzenweine aus – ausschließlich für Fachpublikum.

Genau 111 Gäste waren gekommen – „wir waren mit dem Zuspruch zufrieden“, hieß es im Nachgang beim VDP. Ob die Zufriedenheit so groß sei, dass Dresden zukünftig in jedem Jahr Tourbesuch von VDP-Winzern bekommt, wollten wir wissen und erhielten die Antwort, dass man „wohl nicht auf Dresden verzichten“ werde, aber vielleicht auch nur alle zwei Jahre kommen wolle. Genaues wird entschieden, wenn die durch die Lande tourenden Winzer die Reisetätigkeit beendet haben. Unterwegs sind sie in drei Gruppierungen. Winzer aus Franken, Rheingau und Württemberg besuchten Hamburg, München und Frankfurt, die aus Baden und von der Mosel waren in Mannheim, Hamburg und Düsseldorf – und die Tour Ahr, Nahe, Rheinhessen, Pfalz führte nach Köln, München, Wolfsburg und Dresden – wobei in Dresden die Rheinhessen und in Wolfsburg Ahr und Nahe fehlten: vorsichtiges Herantasten an die neuen Veranstaltungsorte.

Armin DielGroße Lage ist ja die Spitze der VDP-Qualitätspyramide, mit Wein aus parzellengenau abgegrenzten Lagen und genau zu den Böden dieser Lage passenden Rebsorten. Also gab’s viel zu vergleichen, Riesling vor allem sowie Weiß- und Spätburgunder. Ganz großes Vergnügen bereitete übrigens der Vergleich von Weinen gleicher Lage von verschiedenen Winzern. In der Riege der Nahe-Winzer beispielsweise trafen wir Armin Diel vom Schlossgut Diel auf Burg Layen, der unter anderem Weine (Riesling, was sonst?) von den Spitzenlagen Pittermännchen und Goldloch vorstellte. Goldloch-Rieslinge von Diel gehören seit 35 Jahren zu meinen Lieblings-Nahe-Weinen – damals hatte ich Diel in Münster kennen gelernt, wo er Jura studierte, mit seiner Frau Monika das Kind zeugte, das den Namen Caroline erhielt und jetzt so nach und nach das Schlossgut übernimmt. Und dann hat der junge Armin Diel auch noch nebenbei Restaurantkritiken für die Münstersche Zeitung geschrieben – die ich in der Redaktion bearbeiten durfte. Mit anderen Worten: Wir hatten uns viel zu erzählen…

Aber zurück zu den Weinen. Das Goldloch war von geradezu majestätischer Fülle („Der aus der Permzeit stammende, felsige Urgesteinsboden ist von einer dünnen Lehmschicht bedeckt, welche eine Vielzahl von Kieselsteinen enthält. Dort gedeihen kraftvolle, elegante Rieslinge, die zu den langlebigsten Naheweinen überhaupt zählen“) heißt es bei Diel auf der Webseite. Aber dieses Mal gefiel uns das Dorsheimer Pittermännchen besser – erstaunlicherweise sogar der aktuelle Jahrgang wegen seiner knackigen Mineralität mehr als der ebenfalls mitgebrachte 2010er. Aber vielleicht hat der ja auch gerade seine Midlife Crisis und legt in den kommenden zwei, drei Jahren nochmal zu.

Auch Sebastian Schäfer vom Weingut Joh. Bapt. Schäfer hatte Weine seiner Spitzenlagen Goldloch und Pittermännchen mitgebracht. Das Weingut ist erst im Herbst 2013 Mitglied beim VDP geworden – spielt aber schon ganz oben mit bei den Nahe-Weinen. Pittermännchen, hefebetont und würzig, gefiel uns dieses Mal etwas weniger als das Goldloch (mehr Gelbfrüchte und elegante Mineralität). Schön und interessant fanden wir, dass Schäfers Weine so ganz anders schmeckten als die Diel’schen. Auf jeden Fall merken wir uns den Hern Schäfer und nehmen ihn (bzw. die Produkte seiner Arbeit) auf in unsere Liste im Ernstfall zu trinkender Weine…

Boris KranzNach der Nahe, wo es auch noch andere bemerkenswerte Kostproben gab (Gut Hermannsberg! Emrich-Schönleber! Schäfer-Fröhlich!) wäre die Ahr dran gewesen – aber da gab es nur Roten, und wir wollten ja zuerst die Weißen und dann die Spätburgunder. Dazu sollte es allerdings nicht mehr kommen, denn die Pfalz war mächtig gut vertreten. Auch hier gab es gute Bekannte (wie Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl, Dr. Bürklin-Wolf, Christmann, Knipser, Philipp Kuhn, Rebholz, und und und) – aber für uns auch Neuentdeckungen. Boris Kranz beispielsweise macht deutlich bessere Weine als Webseiten (mit merkwürdiger Webseiten-Adresse und fisseliger Schrift – Update: jetzt ist’s besser!) – aber die Weine des 20 ha großen Weinguts haben es in sich. Riesling gab’s vom Kalkboden der höchsten Erhebung in der pfälzischen Rheinebene. Die Kleine Kalmit ist eine 270 m hohe tertiäre Kalkablagerung, der Riesling steht warm in einer Süd-Südwest-Lage und fühlt sich wohl. Fruchtig-mineralisch und mit laaaangem Nachhall am Gaumen! Aber noch wohler fühlt sich offenbar der Weiße Burgunder, jedenfalls bei uns: eine Wucht mit Schmelz und Eleganz.

Anna-Barbara AchamDie noch größere Überraschung für uns aber war die Winzerin Anna-Barbara Acham vom Weingut Acham-Magin aus Forst an der Weinstraße. Emil Magin war im Jahre 1908 Mitbegründer des „Vereins der Naturweinversteigerer der Pfalz“ (heute VDP-Pfalz), dem das Weingut angehört – und womit? Mit Recht! Natürlich liegt das auch an den Lagen (die sind ja ein wesentliches Kriterium der VDP-Qualitätspyramide, die bei den Gutsweinen beginnt, gefolgt von den Ortsweinen und den Ersten Lagen – on top dann wie beschrieben die Große Lage). Aber neben dem terroir spielt der Mensch im Weinberg und im Keller ja nicht die unwichtigste Rolle – und da haben Anna-Barbara Acham und Vinzenz Troesch, der den Außenbetrieb leitet, eine Menge Herzblut und Wissen investiert. Rassig-mineralische Rieslinge von den Lagen Pechstein, Jesuitengarten und Kirchenstück mit ungeheurem Trinkfluss machten so großen Spaß, dass wir, so kurz vor knapp vorm Ende der Probe, erstmals auch nippten statt kippten. Und beim 2006 Kirchenstück stellten Winzerin und Besucher gemeinsam fest: den muss man trinken und genießen – so einen wunderbaren Wein zu spucken wäre quasi Alkoholmissbrauch.

…und sie standen auf den Tischen und knipstenVier Stunden probieren und notieren – da bekommt man eh Durst. Die Winzer, die sich natürlich zwischenzeitlich auch gegenseitig besuchten, ließen den Abend in der Weinzentrale von Jens Pietzonka ausklingen. Sie saßen, stilechter geht das nirgendwo in Deutschland, in der VDP.Adler Ecke. Das Regal der (leeren) Flaschen zur Präsentation aller VDP-Betriebe ist ein wenig voller geworden an diesem Abend. Das Regal der gefüllten Flaschen (nicht nur des VDP) auch. Eigentlich ist doch klar: die nächste VDP-Tour mit Winzern anderer Regionen sollte möglichst bald kommen und nicht erst in zwei Jahren. Um die Lücken zu füllen…

VDP.Die Prädikatsweingüter
www.vdp.de

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