Wie man unangemeldet ein Weingut kennen lernt? Ganz einfach, wenn ein Gutsausschank dazu gehört! Und so lernten wir quasi als Beifang zur Übernachtung im Gutshotel des VDP-Wein- und Sektguts F.B. Schönleber – ein schöner Name für einen Winzer, wie man neidlos zugeben muss – auch die Sekte und Weine ein wenig kennen. Zum Hotel gehört nämlich (selbstverständlich, möchte man sagen…) eine Gaststube – und im Sommer ist die nach draußen verlegt. Die freundliche und schnelle Bedienung musste Geduld aufbringen: als Gutsausschank liest sich die Karte wie ein Gang durch den Keller, da wollen die Menge und die Reihenfolge wohl überlegt sein.
Einfach ist nur der Start ins Vergnügen: mit ihren Sekten haben sich Ralf und Bernd Schönleber (der eine im Weinberg, der andere im Keller) in den vergangenen Jahren einen feinen Namen gemacht – der Brut Nature hat zero Dosage und ist mithin kompromisslos trocken, ein reiner Riesling (0,1 l für 4 €). Neben Riesling versekten Schönlebers auch Spätburgunderweine, die je nach gewünschter Qualität fünfzehn bis sechzig Monate auf der Hefe reifen. Etwa 22.000 Flaschen Sekt werden auf dem Gut jährlich produziert – die Grundweine dazu stammen ausschließlich aus den eigenen Weinbergen.
Sieben Winzersekte, alle nach dem klassischen Verfahren der Flaschengärung hergestellt, stehen auf der Karte – das wäre eine schöne Probe, von einem Pinot mit über 60 Monaten Hefelager bis hin zu einer 2013 Grande Réserve! Aber es sollten ja auch noch Weine sein, die zu zählen ich vergessen habe. Aber es sind alle dabei: Gutswein, Ortswein, Erste Lage, Große Lage – die ganze VDP-Qualitätspyramide rauf wie runter, und das zu sehr sehr freundlichen Preisen. Auf der Karte stehen sie wahlweise offen im 0,2-l-Glas (3,70 € – 6,00 €, Große Lage dann 0,1 l für 5,50 €)) oder gleich flaschenweise – ich fragte und erhielt selbstredend auch 0,1 l. Wobei, nein: ich bestellte 0,1 und erhielt immer einen Schwapps mehr.
Da wunderte ich mich dann auch nicht, warum es so voll war auf der Terrasse, und keineswegs nur gehfaule Touris den Abend dort verbrachten, sondern etliche Einheimische. Letztere erkannte man nicht nur am heimischen Dialekt, sondern auch an der Verweildauer des Seniors am Tisch. Er nahm sich einen Stuhl, setzte sich dazu und plauschte. Manchmal schleppte er auch Stühle, um vorhanden Gruppe eine Vergrößerung der Runde zu ermöglichen.
Als beobachtender Alleinreisender hat man ja Zeit, sich Theorien zu überlegen: warum ist’s hier so voll? lautete die Ausgangsfrage. Die Antwort fiel mindestens dreiteilig aus: erstens stimmte die Qualität – bei Sekt und Wein sowieso, aber aber auch beim Essen. Das will offensichtlich nichts Kompliziertes oder Effekthaschendes sein, es liest sich alles bodenständig – und es ist einfach gut. Zum Beispiel meine Wahl des Abends: Frischgedrehter Tatar zum selbst anmachen und frischem Brot mit Kapern, eingelegtem grünen Pfeffer, Zwiebelchen und Eidotter (14,80 €): da steht im ersten Wort gleich frisch, aber auch nicht „mit dem sündhaft teuren Messer handgehackt“, sondern ganz ehrlich gedreht. Dafür gefiel der Hinweis „dazu servieren wir selbstverständlich auch ein Gläschen Weinbrand“ nicht wegen des Weinbrands, sondern wegen des Wörtchens selbstverständlich!
Zweitens gab’s an dem Abend reichlich zu tun – aber die Mädels im Service waren super gut drauf. Sie waren (wie schon erwähnt) geduldig, sie waren schnell, und sie waren so freundlich und lieb und nett, wie man sich das immer wünscht. An allen Tischen, soweit ersichtlich, und nicht nur, wenn der Chef in der Nähe saß. Und drittens muss der Vollständigkeit halber noch einmal die Preisgestaltung erwähnt werden. Bei der Leistung erschien mir alles mehr als preiswert, ganz im Sinne von es ist den Preis wert. Und siehe: schon kommen die Gäste…
Wein- & Sektgut F.B. Schönleber
Obere Roppelsgasse 1
65375 Oestrich-Winkel
Tel. +49 6723 3475
www.fb-schoenleber.de
Weinstube und Hotel:
Hauptstraße 1b
65375 Oestrich-Winkel
Tel. +49 6723 91760
www.fb-schoenleber.de
Öffnungszeiten:
16 – 23 Uhr
Sonn- und Feiertag
15 – 23 Uhr
Hinweis:
Die Recherchen zu den Rheingau-Berichten wurden von der Rheingauer Weinwerbung, dem Rheingau Musik Festival, der Rheingau-Taunus Kultur- und Tourismus GmbH sowie der Stiftung Kloster Eberbach im Rahmen einer Pressereise unterstützt.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar