Der Dom

In Florenz (7)

Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht.
Wir sind dabei, die Fotos neu einzubinden, aber das kann etwas dauern – sorry.

Santa Maria del Fiore

Kirchen sind ja meist so gebaut, dass man sie gut sehen kann – schließlich sollen sie gefunden werden. Unter den (bitte das passende Adjektiv aussuchen, alle Beispiele habe ich in Quellen bei der Suche nach Zahl der Kirchen in Florenz gefunden:) unzähligen / zahllosen / enorm vielen Kirchen der Stadt gibt es aber eine, um die man nicht herum kommt (obschon man gut um sie herumlaufen kann): Santa Maria del Fiore, der Dom von Florenz.

Santa Maria del Fiore„Mit einer Länge von 153 m und einer Breite von 38 m ist der Flo­ren­ti­ner Dom nach der Pe­ters­kir­che in Rom, der Lon­do­ner Saint Paul’s Ca­the­dral und dem Mai­län­der Dom die viert­größte Kir­che der Chris­ten­heit“, schreibt archINFORM. Andere haben andere Messlatten: Das Urlaubermagazin kommt auf „Länge 160,45 m, Breite 43 m im Langhaus, 91 m im Querschiff, Fassadenhöhe 50 m, Höhe der Kuppel 114,36 m, Durchmesser der Kuppel 45,52 m“, kann aber auch nicht richtig deutsch („Die Kirche weißt eine Gesamtfläche von 8300 Quadratmeter auf“). Da glauben wir mal eher dem Architektur-Portal…

Santa Maria del FioreDer Dom steht (man möchte sagen: natürlich) an einer Stelle, wo es „schon immer“ eine Kirche gab. Santa Reperata hieß die Bischofskirche gegenüber vom im 11. Jahrhundert geweihten Baptisterium San Giovanni. Wenn ich das mal etwas flapsig (aber wahrscheinlich hart an der Wahrheit) formulieren darf: Die beiden Kirchen hätten zur Ausübung der Religion an der Stelle durchaus gereicht. Aber hatten nicht Venedig, Pisa und sogar Siena mittlerweile Großes geschaffen, um Gott zu ehren und die eigene Macht zu mehren? Also musste etwas ganz Besonderes her! Das war 1296 – und der Bau begann alsbald. Eine etwas größere Kirche umhüllte die noch intakte vorhandene Santa Seperata.

Der CampanileAber insgesamt ging es nicht so richtig los – es gab doch so viel zu tun, um der Welt zu zeigen, wie toll man sei: 1299 wurde der Palazzo Vecchio begonnen, das Zentrum der weltlichen Macht. Und um eine Stadtmauer musste man sich auch noch kümmern. Nach dem Tod des Architekten Arnolfo di Cambio ging’s da nicht so richtig voran mit dem Dom. Bis da auftritt der Herr Giotto, den man als Wegbereiter der italienischen Renaissance bezeichnet. Er wollte hoch hinaus und hatte wenig Zeit (Giotto war 68, als er Dombaumeister wurde): Die überschaubare Aufgabe, die es zu erledigen galt, sollte der Campanile sein. In einer Flucht mit der Westfront des Domes sollte er nach Giottos Plänen 110 bis 115 Meter hoch werden. Doch auch Giotto starb, bevor das Werk vollendet wurde, aus den 115 wurden dann 85 Meter Höhe, wenn auch sehr nett anzusehende. Hoch kann man da auch: 414 Stufen – und von oben kann man ganz vorzüglich auf die Kuppel der Kathedrale blicken.

KuppelDieser Blick blieb uns verwehrt, denn wir stiegen – in die Kuppel! Das sind zwar deutlich mehr Stufen (allein in der Kuppel 463, und dann muss man da ja auch noch hinkommen), aber man kraxelt dafür durch ein Wunderwerk der Ingenieurbaukunst. Die Kuppel ist 107 Meter hoch und hat einen Durchmeser von 45 Metern. 16 Jahre (von 1418 bis 1434) dauerte ihr Bau, aber dafür ist sie bis heute die größte gemauerte Kuppel der Welt – wobei ein Blick in die Liste großer Kuppeln in der Wikipedia offenbart, dass ganz oft frühe Meisterleistungen lange anhalten (die größte unbewehrte Betonkuppel bis in die Gegenwart ist der Pantheon – etwa 43 Meter Durchmesser, nur andere Bauart).

KuppelWir steigen wirklich durch die Kuppel – denn in Wirklichkeit sind es zwei! Das war nämlich der Plan gewesen, mit dem Filippo Brunelleschi den Wettbewerb gewonnen hatte, der zum Kuppelbau ausgeschrieben war. Denn eigentlich lag die Überwölbung des 45 Meter großen Lochs „zu­nächst jen­seits der sta­ti­schen Mög­lich­kei­ten“ (archINFORM). Doch mit Brunelleschis Zwei­scha­len­kon­struk­tion stützen sich die bis zu vier Meter dicke in­nere und die deutlich dün­nere äu­ßere Kup­pel­schale ge­gen­sei­tig. Der Aufstieg ist keineswegs wirklich touristisch ausgelegt (außer dem Preis, den man unten zu entrichten hat: 8 Euro), es geht über Stufen die innere Kuppel hoch und eng zwischen den beiden Wänden entlang.

Oben angekommen, ist es ganz schön hoch: „Im scared as hell up here“ hat ein gewisser Jerome mit sicherem Gespür fürs richtige Bild an eine der Streben der Laterne geschrieben, die die Kuppel krönt. Bei guter Sicht kann man von hier weit ins Land sehen, wir nahmen mit bescheidenerem Wetter vorlieb und sind doch mindestens dreimal rundherum gegangen, um ein Bild der Stadt aus Vogelperspektive zu bekommen. Alles liegt nahe beieinander – und sieht von oben ganz anders aus als von unten. Man entdeckt gemütliche Dachgärten, versteckte Innenhöfe mit Statuen und immer wieder faszinierende Dachlandschaften.

Blick in die HölleDer richtige Zeitpunkt für den Abstieg ist, wenn die Zahl der albernen Touristen oben zunimmt. Auf dem Weg nach unten lohnt es sich auf jeden Fall, nette Mitabsteiger zu haben – am besten solche, die auch gerne fotografieren. Denn man ist am Fuße der Kuppel und kann hineinsehen. „Das jüngste Gericht“ bietet dann in der Tat den einen oder anderen Enblick in die Hölle… Giorgio Vasari (genau, der mit dem Korridor!) hat den Plan für die Ausgestaltung der 4.000 Quadratmeter Kuppel-Innenfläche entworfen und auch 1572 damit begonnen – starb aber zwei Jahre später im Alter von 63 Jahren, so dass Federico Zuccari das Werk vollenden musste. Der Wikipedia entnehme ich, dass ihm dabei nette Fehler unterlaufen sein sollen: „So bekam beispielsweise ein Esel die massigen Beine eines Bären, der seinerseits mit Hufen ausgestattet wurde.“ Aber das Wimmelbild in der Höhe ist zu weit weg, um das zu bemerken.

Unten angekommen, genießen wir den an diesem Tage menschenleeren Innenraum der Kathedrale – sie hatte (warum auch immer) geschlossen.

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