Erfreuliche Gast-Freundlichkeit

Kulinarischer Leuchtturm in der Oberlausitz: Das Erbgericht Tautewalde

Erbgericht Tautewalde

Erbgerichte gibt es viele in der Gegend zwischen Elbe und Neiße – aber das Erbgericht ist seit Jahren unangefochten jenes in Tautewalde. Schon vor zehn Jahren, als mit der feinen Küche hierzulande noch nicht so viel Staat zu machen war, war das dunkelrote Landgasthaus im 360-Seelen-Dorf ein Lichtblick für Feinschmecker. Anders als früher im Mittelalter die Erbrichter, die (der Name deutet es an) ihr Amt vererbten und neben dem Richteramt auch Schank- und Braurecht hatten, gab es in der Neuzeit Besitzer- und diverse Köchewechsel. Seit einigen Jahren kocht nun schon Enrico Schulz in Tautewalde.

Die Gaststube ist erfreulich unplüschig eingedeckt, man sitzt auf einer rundum laufenden Bank oder auf bequemen Stühlen mit hellem Holz, was schon einmal eine gewisse Heiterkeit ausstrahlt. Unverkrampft-freundlich und somit passend zum Ambiente wurden wir auch bedient. Die Karte ist übersichtlich und liest sich angenehm unkompliziert. Wir bestellten das Menü mit Extrawünschen: Kein Problem, einen Gang auszutauschen, und obschon die von uns gewählte Vorspeise in der Karte deutlich teurer war als die vorgesehene, ging das unkompliziert und ohne Aufpreis. Sehr Gast-freundlich!

Bevor es richtig losging, schickte die Küche nette Verführer zur Einstimmung: Zuerst dreierlei frisches Brot mit drei Belägen (inklusive einem Traum von Gänseschmalz) und dann einen Dreiklang aus Rosenkohlschaumsüppchen, Geflügelleberpastete und Salatbouqet, bei dem uns die Leichtigkeits des Süppchens begeisterte und die Balsamicokunst auf dem Teller irritierte – die hat der Koch doch nicht nötig (zumal sie nicht einmalig war, sondern sich auch über den Feldsalat der Vorspeise zog). Beim “Feldsalat mit Preiselbeerdressing, gebratenem Kaninchenfilet und Ziegenkäse” klang der Tenor des Abends an: es schmeckt, es ist handwerklich sauber – aber uns fehlte manchmal der letzte Pfiff. “Meckern auf hohem Niveau” nennen wir selbst das, aber was soll’s: Der Ziegenkäse ein feiner Frischkäse, der kaum nach Ziege schmeckte, das Kaninchen sehr kross und würzig sowie (die hohe Schule) innen noch saftig – aber zu unserer Überraschung kalt. Bei der gebratenen Entenstopfleber und Jacobsmuschel an Zweierlei von Kürbis kam uns der Kürbis sehr einerlei im Geschmack vor, trotz unterschiedlicher Zubereitung. Zum Balsamicomuster sagen wir jetzt besser nichts!

Die beiden Hauptgänge zeigten uns, dass die Küche mit Fisch wie mit Fleisch gleichberechtigt perfekt umgeht: “Auf der Haut gebratenes Zanderfilet an Spitzkohl, Orangen und Balsamico-Linsen” kam, wie auch die “Glasierte Entenbrust an Honig-Schalottenjus mit Kürbis-Lauchgemüse und Macaire-Kartoffeln” mit einem bemerkenswerten Sößchen, und während wir Dorade uneingeschränkt genossen, rätselten wir über das nicht so zarte Fleisch bei der Ente: So wie sie aussah (außen sehr kross, innen perfekt rosa) muss es am Tier gelegen haben. Vielleicht hatte es ja Stress…

Fazit: Der Lichtblick in der Oberlausitz von vor zehn Jahren ist immer noch ein Leuchtturm, den zu besuchen sich lohnt!

Landhotel Erbgericht Tautewalde
OT Tautewalde 61
02681 Wilthen
Tel.: 03592 38300
Fax: 03592 383299
www.tautewalde.de

Geöffnet
11:30 bis 14 Uhr (tägl. außer dienstags)
17:30 bis 22 Uhr (tägl., So bis 21:30 Uhr)

[Besucht am 19. November 2011 | Veröffentlicht am 8.12.2011 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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