Schmackhaftes mit Balsamico-Malerei

Julius Kost

Vor den Toren der Stadt Dresden gibt es himmelrichtungsweise auch Erfahrenswertes. Heute geht’s westwärts nach Grumbach: Auf dem Weg nach Freiberg rechts ab in die Pampa fahren und (so es draußen schon dunkelt) erst anhalten, wenn es warm und gemütlich leuchtet rechter Hand. (Dann allerdings auch schnell auf den Parkplatz linker Hand, denn sonst ist man lost in the middle of nowhere!) Der alte Hof, den wir besuchen, ist schon seit langer Zeit ein guter Ort für tolles Essen, wenn auch mit Höhen und Tiefen – wie das so ist mit Kochwechseln und alledem. Aber gastfreundlich war man in der Restauration Julius Kost immer, seit wir Anfang des Jahrtausends erstmals da waren.

Der Kuhstall des 200 Jahre alten Dreiseithofes ist zum Restaurant geworden. Kühe kommen jetzt auch noch gelegentlich vor, auf dem Teller als Rind. Das allerdings ist nicht irgendeins, sondern in wenigstens zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen ist die Rasse Charolais eine, bei denen bekennende Carnivoren schon mal genussvoll sich übern Bauch streichen. Zum anderen kommen die Rinder aus der Nachbarschaft, vom Charolaishof Kuntze. Regionale Kost, lesen wir in zahlreichen Texten in der Speisekarte, spiele in der Küche von Julius Kost eh eine große Rolle: Die Kräuter und mancherlei Dessert-Zutaten wachsen im Garten, die Kartoffeln (auch seltene Sorten) im zehn Kilometer entfernten Pegenau, Milchprodukte und Brot kommen aus Taubenheim. Es geht also, auch (oder vielleicht gerade!) auf dem Land und ohne es allzu dogmatisch an die große Glocke zu hängen. Regionale Produkte? Finden wir prima!

Wenn sie denn dann schmecken, denn Papperl wie „regional“ oder „bio“ allein sind ja noch kein Qualitätsmerkmal. Aber auch der sensorische Teil ließ sich gut an: Mit frisch aufgebackenen Brötchen (ich tippe mal: bio aus Taubenheim) und zweierlei Aufstrich im kleinen Weckglas. Alsdann schickte die Küche noch einen Gruß mit einem netten grünen Mousse-Gugelhupf auf Linsen – sehr schmackhaft, aber ein wenig erschraken wir über die applizierte Balsamicomalerei. Aber nur ein wenig, denn mit etwas Phantasie waren es die Initialen unserer beiden Nachnamen, und bei diesem Gedanken fühlten wir uns beinahe geschmeichelt.

Was dann kam, lässt sich recht einfach zusammenfassen: Es hat geschmeckt, alles. Sehr gut sogar. Aber es war, pardon: viehisch viel. Am Ende des Abends hätte man uns nach Hause rollen können. Gesund ist das nicht (ich mein‘: das Rollen). Dennoch ein Lob auf Cappucino von Roter Bete & Orange mit Räucherfischknusper (7,10 €), die heiß und geschmacksintensiv im Glas serviert wurde. Gegenüber gab’s Marinierte Lachsforelle, lauwarm serviert, mit Roter Bete & Feldsalat (9 €), bei der sich der Balsamico-Maler wieder sinnlos engagiert hatte. Die aufgeschlagene Sauce zum Fisch und das Dressing zum Salat (mit Gartenbeigaben, sehr schön!) hingegen blieben in nachhaltiger positiver Erinnerung.

Die beiden Hauptgänge – Rehrücken, rosa & Bonbon, gefüllt mit Ragout, dazu glasierte Karotten mit Mangold & Kartoffel-Walnuss-Schnecken (19,50 €) und Millefeuille von der Grumbacher Bauernente mit sautierten Pflaumen & Wirsingcanneloni (19 €) – bestachen durch ordentlich gegartes Fleisch und knackiges Gemüse. Maler Klecksel hatte Pause, aber dafür war schon auffallend, dass die Saucen-Optik der gleichen Dramaturgie wie schon bei der Lachsforelle folgte.

Bei den Desserts Creme von griechischem Joghurt mit Mandeln & lauwarmem Apfelkompott (7,60 €) hie und Schokoladenvariation mit Orange (7,80 €) da gab’s wieder ein malerisches Gastspiel, aber dieses Mal in Farbe. Alles andere hätte uns aber auch sowas von enttäuscht, nach dem Vorspiel!

Ein Wort zum Service: Der war nett, eine sogar sehr nett: Flott und locker. Da geben wir mal drei „Hach!“

Restauration Julius Kost
Limbacher Straße 26
01723 Wilsdruff, OT Grumbach

Telefon: 035204/47777
www.julius-kost.com

Geöffnet: Dienstag – Samstag : 12:00-1:00 Uhr

[Besucht am 8. November 2012 | Lage und Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

1 Kommentar

  1. Vielen Dank für den ausführlichen und sehr gut zu lesenden Blogeintrag. Hier noch eine Ergänzung: Die kleinen Brötchen machen wir in der Tat selber, ist frischer als einfrieren und wieder aufbacken. Viele Grüße vom Servicepersonal, von der Küche und vor allem vom „Malermeister“ die sich schon auf den nächsten Besuch freuen. Christa K.

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