Begegnung mit dem Bullen

Tolle Aussichten am Capo Grillo…

Capo-Grillo-Blick

Wir hatten uns bei Luigi ein Quad gemietet, um schneller an die entlegenen Ecken von Vulcano zu kommen. Gelso – die älteste Siedlung der Insel und so weit es geht vom Vulkan entfernt – war ein Ziel, das Capo Grillo mit seiner traumhaften Aussicht auf alle Inseln des äolischen Archipels das andere.

Capo-Grillo-Blick mit WolkenAber da es zwischendurch immer mal wieder was zu sehen und zu erlaufen gab (und, zugegeben: in Gelso auch was zu essen!), kamen wir in den Genuss des spätnachmittäglichen Seenebels, als wir das Capo Grillo erreichten. Der quadbreite Weg endet hier, ein schmaler Pfad mit Zaun links und Abgrund rechts führt links ab zu noch besseren Aussichtspunkten – theoretisch. Also notierten wir: Da sieht man nicht Stromboli, dort nicht Panarea, vorne in den Wolken erkennen wir Lipari und gut bedeckt Salina, nix Filicudi und schon gar nichts mit Alicudi. Aber über uns dräuten die Wolken in affenartiger Geschwindigkeit, so dass wir beherzt entschlossen: Erst mal heeme, aber morgen früh ist auch noch ein Tag, da fahren wir wieder hin.

MucceTagsdrauf war morgens um sieben die Welt wieder in Ordnung: Klare Sicht, klare Entscheidung: wir knattern erneut die 420 Meter hoch. Sind ja nur knapp neun Kilometer, und Morgenluft ist doch mal was Schönes! Den Weg kannten wir ja schon, einen Stamm-Parkplatz fürs Quad am Grillencap hatten wir ja auch schon. Aber statt der Grillen sahen wir – neu für uns! – hinterm Zaun eine Kuh mit ihrem Kalb. Wenig später erspähten wir noch mehr Kühe – und einen Bullen. In solchen Momenten lobt man die Erfindung des Zauns, blickt hoch und erfreut sich dank klarer Sicht am Inselblick: Da sieht man Stromboli, dort Panarea, vorne erkennen wir Lipari und dahinter Salina, sogar Filicudi schiebt sich ins Bild. Nur Alicudi liegt hinterm Berg. Aber es gibt ja noch den bereits erforschten Pfad!

BegegnungWir hatten gerade ein Viertel des Pfades hinter uns gebracht und eine Heuschrecke portraitiert, just um die Ecke auch schon Alicudi entdeckt und uns schon auf ein großartiges Panorama gefreut, als es vor uns muuhte. „Oh!“, sagte Sylke. „Oh!“, sagte ich. „Hhmmuuuh!“ sagte Mutter Kuh und begann, sich auf schmalem Pfad uns von vorne im leichten Trab zu nähern. Es gibt Momente, da diskutiert man nicht lange. Offensichtlich war der Zaun vorne am Quadparkplatz nur das Muster einer Verkaufsausstellung für Zäune, aber keineswegs Teil eines geschlossenen Systems, das Kühe mit ihren Kälbern und Bullen von Menschen zu trennen beabsichtigte. Also vollzogen wir ratzfatz eine 180-Grad-Wendung und beeilten uns, immer einen Schritt schneller als das muhende Ding hinter uns zu sein.

Cowboygleich besprangen wir das Quad, das natürlich nicht sofort ansprang (vielleicht hätte ich den Zündschlüssel gleich in die richtige Position bringen sollen!) und ritten helmlos nicht nach Laramie, sondern erstmal weg vom Capo delle Mucche. Mutti Kuh mit mutmaßlich Tochter und Besamer im Schlepptau hatten es längst schon nicht mehr auf uns abgesehen, aber das sollte unsere Herzen nicht an erhöhter Pumpfrequenz hindern. Das kam natürlich nur vom Laufen!

Puh, alles noch mal gut gegangen. Natürlich mussten wir die Geschichte erzählen, als wir das Quad bei Luigi und Nidra abgaben. „Wir hatten ein Problem mit den Bullen!“, begann ich den Bericht. „Ach,“ meinte Nidra, „mit den Bullen? Aber ihr hattet doch Führerschein und Papiere dabei!“

[Bilder zu Vulcano bei Flickr]

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