„Wir wollten auch mal ein Promi-Kochbuch herausgeben!“

Kastenmeiers Köstlichkeiten: Kochbuch mit Podcasts – nicht nur Fisch!

Medientrubel im Spiegel

Ist doch eine gute Idee (zumindest für die Traditionalisten unter den Rollenverteilern): Die Muddi bekommt das Kochbuch aus dem Verlag für die Frau – und Vaddern hat ein Argument mehr für so’n neues Technikteil, weil ein Mann ohne tablet ja irgendwie nicht komplett ist. Und in der Männersprache bedeutet tablet natürlich: ein neues. Das Buch zum tablet präsentierte jetzt der bayerischste unter den sächsischen Köchen in seinem Restaurant. Dreimal steht sein Name auf dem Cover: Als Autor (Gerd Kastenmeier), im Titel (Kastenmeiers Köstlichkeiten – hach, wie sauber das alliteriert!) und in der Fußzeile, wo sich Verlag und – was eigentlich: Beteiligte? Sponsoren? Egal, Beteiligte irgendwie – Kastenmeiers zum Dritten zeigt.

Präsentation – HäppchenweiseWenn der Gerd einlädt, kommen natürlich immer gerne und immer viel Journalisten: Gerd Kastenmeier ist ein perfekter Gastgeber und guter Unterhalter. Sein Markenzeichen ist (neben guter Küche , das setzen wir ja voraus) die Stimme: Kastenmeier ist Bayer und denkt im Traum nicht daran, sich von seinem gelernten Idiom zu verabschieden. Da er obendrein a gschdandns Mannsbild ist, bietet der Körper genug Resonanzraum für eine kräftige Stimme. Und an der erkennt man ihn auch, weil sie regelmäßig im Radio zu hören ist. „Wir haben 140.000 Zuhörer im Schnitt!“, sagte Stephan Bodinus, der beim Hitradio RTL Moderator ist und das Vergnügen hat, immer wieder sonntags mit dem Gerd eine Mitkoch-Show-Sendung zu senden (produziert wird natürlich vorab). Und was die beiden da so im Laufe der Zeit übern Sender geschickt haben, ist jetzt kondensiert und eingedampft zum Buch geworden.

„Wir wollten auch mal ein Promi-Kochbuch herausgeben!“ sagt die Verlagschefin Christa Winkelmann – was bei einem traditionellen Ostverlag so legitim wie verständlich, aber natürlich auch nicht so leicht ist: Man muss sich ja mögen, Köche und Verlag. Wenn du eine Ostfrau fragst, gibt’s natürlich nix Besseres als diesen Verlag – „Wir kochen gut“ oder „Kochen“ ist den Mädels im Osten, was denen im Westen Dr. Oetkers Schulkochbuch war/ist: Der Garant, selbst auf dumme Fragen im Küchenalltag schlaue Antworten zu geben. Und da kommt der Gerd gerade richtig, denn der gibt, weil er ja Gourmetküche betreibt, seit er in Dresden ist, nun auch schlaue Antworten auf verzwickte Fragen. Seit er in Dresden ist sollte man mal kurz erklären: Die Fischgalerie im art Hotel war seit 1995 eins der wenigen grandiosen Lokale in Dresden – zu dieser Zeit eine wahre Rarität. 2002 überschwappte die Jahrhundertflut das Lokal – so viel Wasser tat selbst einem Fischlokal nicht gut. Seit 2010 ist Gerd Kastenmeier Chef des Restaurants im Kurländer Palais – immer noch eine hervorragende Adresse für Fisch, aber auch für andere Dinge. Erfahrung ist also da.

Das merkt man dem Buch an. Die Frage bei Kochbüchern ist ja immer: Braucht das jemand? Haben wir nicht schon genug – reichen denn nicht Wir kochen gut oder Dr. Oetkers? Die klassische Antwort ist da ja oft ein beherztes „Naja!“, aber in diesem Fall gibt es wirklich was Feines: Über QR-Codes kommen technikaffine Menschen zu Audiodateien (der Bayer!) und zu Einkaufslisten (ein Sponsor mit Lebensmittelangebot freut sich!). Die zweistündige Sendung wurde auf hörbare Länge gekürzt: eine lustige Ergänzung zum Buch. Die Einkaufslisten hingegen sind eher so naja, weil Webseiten eben keine Einkaufsliste sind. Und ob ich nun aus dem Buch oder vom Monitor abschreibe, macht ja nicht den großen Unterschied. Drei Gerichte zu einem Einkaufsmenü zusammengefasst – das ist dann richtig Handarbeit. Aber vielleicht gibt’s ja ’ne zweite Auflage mit eigener App…

140901-BVF-Kastenmeier-Cover_rgb_oSMZu den Rezepten: Eine bunte Mischung, eingeteilt nach den Jahreszeiten. Muss man aber nicht ernst nehmen: Im Winter kommen Erdbeeren vor, beispielsweise – braucht kein Mensch. Aber wenn man das Erdbeer-Tiramisu im Juli macht, passt’s ja wieder, also kein Problem. Nett sind die Anmerkungen, die (warum auch immer) im Buch Amuse-Gueule heißen: da kann man was lernen. Die Buchmacherinnen für die Frau könnten für die kommende Auflage ja lernen, dass ein Amuse vorab kommt und nicht hinterher und so, aber das sehe ich als Mann sicher zu verbissen.

Ach ja, was kostet das Vergnügen? 19,80. Für 140 Seiten mit Farbfotos und QR-Codes, aber ohne iPad.

Gerd Kastenmeier, Kastenmeiers Köstlichkeiten – Meine Mitkoch-Show-Rezepte, 140 Seiten, mit Farbfotos, mit QR-Codes für Einkaufslisten und Podcasts (Sendemitschnitte), 19 x 26 cm, ISBN:978-3-89798-455-4. 19,90 €.

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