Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht.
Wir sind dabei, die Fotos neu einzubinden, aber das kann etwas dauern – sorry.
In einer Stadt mit rund 38 Kilometern Kanal ist der klassische Weg, sich dem historischen wie touristischen Zentrum zu nähern, der mit dem Boot. Die einfache Fahrt mutet mit 6,50 Euro teuer an, aber es gibt Tageskarten und solche für 36 oder 48 Stunden, und dann geht’s: Wir hatten ausgerechnet, dass bei einer 36-Stunden-Karte das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für uns rauskommen würde und nutzten die Boote der ACTV spontan und freimütig. Und da das Geld (21 Euro/36h) einmal ausgegeben war, konnte es mit jeder Fahrt ja auch nur günstiger werden!
Die Linie 1 fährt durch den Canal Grande nach San Marco, hält mal am einen und mal am anderen Ufer und bietet so die Möglichkeit einer ersten Stadterkundung vom Wasser aus. Die Linie 2 tuckert übrigens den gleichen Weg, hält aber nicht so oft und ist deswegen schneller am Ziel. Außerdem, das sei schon mal vorweg genommen, fährt die gleiche Linie 2 in anderer Richtung auch nach San Marco, aber nicht durch den Canal Grande, sondern außen herum – wir nutzten diese Gelegenheit am dritten Tag, dazu also später mehr.Die Boote sind in der Regel sehr voll, so dass man den Weg mindestens zweimal fahren sollte, um sich mal das eine und mal das andere Ufer anzusehen. Wer dabei fotografieren will, hat noch ein paar weitere Dinge wie den Sonnenstand und die viel zu hohe Geschwindigkeit der Boote zu beachten: Kaum hat man das Motiv erkannt, ist es auch schon aus dem Sucher verschwunden! Macht aber nichts, denn erstens kann man sich die Stellen ja merken und nochmal fahren und zweitens sollte man die Venezianischen Viertel nicht nur vom Boot aus erkunden, sondern auch zu Fuß.
Wobei die Viertel in Venedig nicht Viertel heißen, weil es derer sechs gibt. Also wohnt man dort in einem der Sechstel, oder, was viel besser klingt: Sestiere. Das bekannteste ist San Marco, hier neppt die Touri-Falle aufs Allerfeinste. Aber einmal muss man da ja gewesen sein, um sich den Dogenpalast, die Basilica di San Marco und die Piazza San Marco anzusehen. Angeblich ist es verboten, auf dem Markusplatz Tauben zu füttern bzw. auch nur das Futter dafür zu verkaufen. Nicht verboten ist es, Georg Kreislers Lied vom Tauben vergiften im Park zu singen – aber weder an die Verbote noch an die Nicht-Verbote hält man sich hier.
Gleich hinterm Markusplatz lässt die Anzahl der Touristen rapide nach, und wenn man gar in eins der anderen sestieri kommt, kann das Flair richtig gemütlich italienisch werden. So gibt es in Castello, dem größten der sechs Stadtteile, nicht nur Nobelhotels und das Biennale-Gelände, sondern auch ruhige Gassen mit ganz normalem Leben (irgendwo müssen die etwa 65.000 Einwohner ihr Venedig ja auch für sich haben, und nicht alle wohnen in feinen Palästen).
Eine spannungsgeladene Mischung findet man im Dorsoduro: Studenten prägen einerseits das Bild, wovon vor allem abends auch Besucher profitieren, denn Studenten haben weltweit immer den Hang zu guten Kneipen! Tagsüber sieht man sie auch, und sie mischen das Bild, machen es jünger. Am Campo Santa Margherita treffen sich alle: Die Einwohner des Viertels, die besagten Studenten, aber auch Touristen. Der großzügige Platz lädt zum Verweilen ein, und die Restaurants drumherum schicken ihre Tourifänger aus. Sie rufen: „Kommen Sie näher, kommen sie ran, hier werden sie genau so beschissen wie nebenan!“Naja, in Wirklichkeit drücken sie es anders aus, aber als Kellner verkleideten Anmachern, von denen einige wie die Berufskollegen auf St. Pauli aussehen, muss man eigentlich nicht wirklich zuhören und schon gar nicht glauben. Aber das Essen war dann doch ganz passabel, und die Bedienung (lauter Männer übrigens, wie so oft in Italien oder auch Spanien) kleidet sich adrett mit schwarzem Anzug mit weißem Hemd.
Auf den obligatorischen Dolce-Gang verzichteten wir, weil wir die Figur nicht über Gebühr strapazieren wollten, wurden aber gleich um die Ecke unserem guten Vorsatz untreu und kauften ein leckeres Eis – Baccio in der Waffel, ein Gedicht in 500 Kalorien.(PS: Im Marco Polo steht zu einem Bild vom Campo Santa Margherita: ein ganz untouristisches Venedig. Das ist großer Humbug, aber man kann ja schon mal hunderte von Touris übersehen. Ansonsten sind die Karten das Beste am Marco Polo Venedig, denn über Sätze wie den folgenden kann ich nicht mal mehr den Kopf schütteln: Die neue Hotel-Generation tuned herrschaftliche Häuser mit coolen Features (Seite 14, wer nachlesen möchte). Nicht mal ignorieren, kann ich da nur sagen!)
Vom Campo Santa Margherita gelangten wir eher unbeabsichtigt zu zwei Nettigkeiten: Gegenüber der Kirche San Trovaso gibt es Cichetti, also leckere Häppchen. Dazu trinkt man gerne auch etwas, vielleicht ein kleines Glas Wein („Ombra“, 0,1 l für einen Euro) oder einen „Spritz“ (was dahinter steckt, verrate ich erst später, dazu ist es noch zu früh!). Die „Cantine del Vino Schiavi“ ist eins dieser wunderbaren Lokale, wo es hervorragenden Wein an der Theke gibt. „Al banco“ ist immer günstig (aber auf jeden Fall günstiger als sich sitzend bedienen zu lassen) und meistens etwas für Feinschmecker, egal ob früh am Tag mit einem Caffe oder eben später mit einem Wein. Wobei ich gerade schummele vor Begeisterung: Wir waren nämlich vom Essen und dem Rieseneis so pappsatt, dass wir vorüber gingen – nicht ohne uns die Adresse für den kommenden Tag zu merken!
Schräg gegenüber (also neben der Kirche…) befindet sich eine der letzten Gondelwerften Venedigs. Ein vorüber gleitender Gondoliere erzählte seinen Passagieren, es sei die älteste der Stadt, aber dafür habe ich keine Bestätigung gefunden. Wobei die Chancen gut stehen, denn so weit her ist’s mit den Gondelwerften nicht mehr: Vier gibt es noch in Venedig. Die haben allerdings gut zu tun, denn eine Gondel muss regelmäßig überholt werden.
Die Galerie dell’Accademia lohnt sicher einen Besuch – aber so schlecht war das Wetter nicht, und wir wollten doch die Gassen und Kanäle von Venedig sehen. Als Schlechtwettervariante ist die weltweit größte Sammlung venezianischer Malerei von der Gotik bis zum Rokoko aber ganz sicher ein Tipp. Wir verpassten „L’ultimo Tiziano e la sensualità della pittura“ als Sonderausstellung und gönnten uns statt dessen Außenansichten vor allem auf die Holzbrücke vor dem Museum. Die Brücke ist eine von dreien über den Canal Grande, und sie ist eigentlich ein Provisorium. Eins, das seit 1933 besteht – aber schön ist und wunderbare Aussichten offenbart (Fotografen haben allerdings für den schönen Blick auf die Salute-Kirche meist gemeines Gegenlicht).Überquert man die Brücke, verlässt man den harten Rücken (Dorsoduro) der Stadt und kommt ins harte Zentrum des Tourismus: San Marco hat uns wieder – doch davon später mehr.
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