Mittendrin und doch am Rand: Das ist die Lage des Bistros „Brühlscher Garten“. Es liegt am östlichen Ende der Brühlschen Terrasse, im Winter oder bei schlechtem Wetter etwas versteckt, bei freundlicherer Witterung durch lebhaften Terrassenbetrieb eher zu entdecken. Bevor jetzt jemand mit Kompass und Karte sucht: Das östliche Ende ist gegenüber der Synagoge und ganz nah am Albertinum. Und wenn man von eben da kommt, liegt das schlichte Barockhaus natürlich keineswegs am Ende, sondern am Anfang!Das ehemalige Hofgärtnerhaus, das ursprünglich Hofbaumeister Knöffel 1750 errichtet hatte, wurde durch die Bombenangriffe zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut. Seitdem ist es Heimstatt der reformierten Kirchgemeinde, die dort ein Seniorenheim betreibt. Das Bistro in einem modernistischen Anbau gehört zum Komplex. Innen es es geradlinig ausgestattet, die Innenausstattung stammt von den Deutschen Werkstätten Hellerau. Es gibt Tische und Stühle, die eher zum Essen einladen und solche, an denen man sich eher wie im Café fühlt: RestaurantCafé nennen die Betreiber dann auch ihr Bistro, das trotz warmer roter Wände eine gewisse Kühle ausstrahlt.
Aber wie so oft: Die Menschen machen’s. Kaum sind wir am Tisch, kommt eine sehr charmante Bedienung, kümmert sich, macht Smalltalk. Nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig – gerade richtig, um sich gleich ein wenig wohler zu fühlen. Die ausgehändigte Karte ist übersichtlich, was wir im Prinzip meist besser finden als dicke Wälzer mit Aberdutzenden von Gerichten: Die Chance, dass es in solchen Läden Frisches gibt, ist deutlich höher!
Beelitzer Spargel war auf der Karte annonciert – also probierten wir den! Zuerst als Süppchen, das mit Knoblauchcroûtons serviert wurde, was wir als durchaus gewagte Kombination empfanden. Aber da die Suppe kräftig und die Croûtons nicht allzu heftig geknofelt waren, ging der Versuch auf. Beim Spargel zum Hauptgang können wir den Koch gar nicht genug loben für seinen Einsatz in puncto Garpunkt der schön gewachsenen Spargelstange. Leider waren sie sehr naturell belassen – uns fehlte die feine Geschmacksnuance, die sich durch Zugabe von Butter und Zitronensaft beim Kochwasser ergibt. Auch mit Salz hat der Chef gegeizt – aber das ließ sich ja am Tisch ausgleichen.
Bemerkenswert fanden wir die Idee der Küche, das Hirschsteak mit geschwenkter Pastinake und frischem Kartoffelrösti im Suppenteller zu servieren. Das bissfest gegarte Gemüse gefiel uns sehr, das ebenso gegarte Steak allerdings nicht (obwohl es nicht wirklich zäh war). Und dass die Kartoffelrösti offensichtlich aus der Fritteuse kamen, fiel nicht mal negativ auf, denn sie waren gut abgetropft und fügten sich trefflich ins Gesamtgeschmackserlebnis. Was ebenso passte: Der Wein. Die Karte ist auch hier nicht üppig, aber mit einem Glas „Ursprung“ von Markus Schneider kann man eigentlich gar nichts falsch machen. Die Weine werden in 0,1-Liter-Gläsern ausgeschenkt, und dass man auch die offenen Weine vorher probieren darf, gehört zu den netten Kleinigkeiten im „Brühlschen Garten“.
RestaurantCafè Brühlscher Garten
Brühlscher Garten 4
01067 Dresden
Telefon: 03 51 / 4 81 89 01
http://www.bruehlscher-garten.de
Geöffnet: täglich 8 Uhr – open end
[Besucht am 02.05.2011 | Veröffentlicht am 12.05.2011 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]
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