Sörnewitz, rechtselbisch etwa fünf Kilometer vor Meißen gelegen, hat in den Ohren der meisten Touristen gar keinen Klang: Und selbst bei der Durchfahrt mit dem Auto erschließt sich das Straßendorf mit seinen rund 600 Einwohnern nicht wirklich. Aus der Entfernung, zum Beispiel von der anderen Elbseite oder auch vom Dampfer auf der Elbe, sieht das schon anders aus: Mit der Bosel und fotogenen Weinbergen im Hinterland ergibt sich ein derart pittoreskes Bild, dass man gerne einmal dort wäre!
Das lässt sich einrichten! Mitten in Sörnewitz hatte sich 1990 der Winzer Walter Schuh etwas vorgenommen: Aus einem nahezu verfallenen Bauerngut mit Fachwerkhaus aus dem Jahr 1819 und Scheune von 1874 ein modernes Weingut zu machen – wer es heute sieht, glaubt an Märchen á la Dornröschen. Eine Generalsanierung gab es auch für die Weinberge, auf denen Schuhs Reben stehen: Seit 1993 wurde erst einmal tabula rasa gemacht und dann neu aufgerebt, mit einer Besonderheit: Es gibt 43 Prozent Rotweinanteil.
Unser Besuch im Weinhaus Schuh begann mit einem Aperitif in der Dependance am Meißner Markt: In der Vinothek kann man tagsüber Weine aus allen deutschen Anbaugebieten kaufen und probieren. Trotz des extrem kitschigen Etiketts entschieden wir uns für die hauseigene “Träumerei”, in der Müller-Thurgau und Traminer eine erfrischende Allianz eingehen. Nach Sörnewitz sind wir dann gelaufen und kamen zu einer Zeit an, die essenstechnisch eher ungünstig ist: Halb vier Uhr nachmittags. Aber da es mittags lediglich die kleine Träumerei gegeben hatte, waren wir hungrig – und wurden nicht enttäuscht: Natürlich könnten wir auch um diese Zeit essen! versicherte die Chefin Martina Schuh.
Es gab: Das volle Angebot. Derartige Gast-Freundlichkeit wünschen wir uns häufiger, zumal wenn sie mit Lächeln und Charme gepaart ist! Die Küche verwendet ausschließlich frische Zutaten, und soweit möglich, Kräuter und Gemüse aus biologischem Anbau. Erfreulich, aber nicht verwunderlich, denn auch die Weine entstehen beim Schuh nach den Vorgaben des kontrollierten, umweltschonenden Weinbaues.
Nun haben wir ja schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass zwischen Wollen und Können häufig ein Riesenunterschied besteht und waren gespannt. Aber schon die Vorspeisen stellten die Weiche in die richtige Richtung: Lauwarmer Linsensalat mit schwarzem Sesam (vom Dreigangmenü) mit pikantem Dressing und knackig frischen Kräutern und Salatblättern war mehr als ein veritabler Ohnmachtshappen! Die beiden Suppen der Mit-Esser konnten mithalten, wobei die “Feine Kürbiscremesuppe” dank schönen Eigengeschmacks aus dem Beliebigen herausstach.
Drei Hauptgänge, drei verschiedene Saucen! Und dreimal war die nicht so spärlich, sondern in gerade richtiger Menge zum Ditschen (mit Knödeln bzw. krossen Rösti) auf dem Teller. Wir waren begeistert, denn zu oft haben die Saucen mehr mit Tüten als mit dem Fleisch zu tun! Der Regent, der in der Sauce zu den zarten und bestens gegarten Medaillons vom Hirschrücken Teil des Wohlgeschmacks war, erwies sich dann auch als ein guter Begleiter zum Essen.
Gebackene Apfelringe mit Vanilleeis (aus dem Menü) waren ein gelungener Abschluss, aber die Zwei ohne Menü hatten einen krönenden: Walnussparfait mit in Schieler-Weinbrand marinierten Trauben: Genial einfach, aber genial gut!
Weincafé zur Bosel
Weinhaus Schuh
Dresdner Straße 314
01640 Sörnewitz
Telefon: 03523 84810
www.weinhaus-schuh.de
Geöffnet
Mo-Fr ab 17:00 Uhr
Sa+So ab 11:00 Uhr
22.12.2011 – 31.01.2012 Winterpause; Februar/März Mo-Mi geschlossen
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