Himmlischer Schlamm

Hemelse Modder, Amsterdam

Hemelse Modder

In unseren Ohren klingt niederländisch ja oft sehr anmutig. „Niet mobiel bellen“ für die Bitte, sein Handy auszuschalten bzw. ausgeschaltet zu lassen oder der Hinweis „Verboden fietsen te plaatsen“ klingen doch wie Poesie – oder? So stolperten wir beim Spaziergang durchs Zentrum von Amsterdam in einer Nebenstraße auch über das Schild „Hemelse Modder“: Himmlischer Matsch – was für ein Restaurantname!

Hell leuchtete es aus dem Fenster, aber an der Türe stand: Geschlossen. Drinnen allerdings werkelten zwei Bedienungen, und während wir noch draußen die Karte studierten, kam einer von den beiden zur Tür, drehte das Schild um und öffnete die Tür: Wenn wir schon rein wollten, sei geöffnet! Hey, das gefiel uns, denn es war noch vor der offiziellen Zeit – also bestellten wir einen Tisch für eine Stunde später, um nicht ganz so touristisch-praktisch und etwas chicer gewandet den Abend genießen zu können.

Die Reservierungs-Idee war nicht schlecht, denn als wir kamen, gab es nur noch wenige freie Plätze. Wir waren in einem der beliebteren und besseren Restaurants von Amsterdam gelandet – mit einer Küche, die deutliche Anklänge an holländische Hausmannskost aufweist. Seit 1984 gibt’s die Hemelse Modder, und von Anfang an prägte offensichtlich Spaß und Leidenschaft das Restaurant. Alles ist frisch zubereitet, das Gemüse kommt von Bio-Bauern der Umgebung, der Fisch ist ein „guter Fisch„, also unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit gefangen.

Nun wissen wir ja aus leidvoller Erfahrung, dass nicht immer auch lecker ist, was bio heißt. Also testeten wir unser angelesenes Wissen über Hemelse Modder mit zwei Drei-Gang-Menüs (je 31,50 Euro). Dabei konnten wir aus der Karte aus vier Vorspeisen und zwei Suppen (einzeln je 8,50 Euro), vier Hauptgängen (je 19,50 Euro – bei aufwändigerem Angebot Aufschlag) und vier Desserts (je 8,50 Euro) wählen.

Der Service brachte die drei Gänge zügig (aber nicht gehetzt). Die Teller waren eher unaufwändig arrangiert – Hausmannskost nach Hausfrauenart sozusagen. Wobei die beiden Begriffe bitte positiv zu verstehen sind, denn uns geht nichts über die ehrliche Art zu kochen, ohne Schnickschnack und dafür mit Geschmack. Der Salat von Le Puy Linsen, Chicoree und Holländischem Käse mit Gewürznelke war so einfach wie geschmackvoll, Rilette von Schinken mit hausgemachten Piccalilli und Toast die feine Variante eines deftigen Gerichts mit leicht exotischem Einschlag.

Gebratener Schellfisch mit Sauce von geräucherten Tomaten, gedünstetem Kraut und Kartoffelpüree hatte innen die bestmögliche Konsistenz, war wunderbar saftig – nur leider außen nicht so kross wie gewünscht und wohl auch möglich. Dennoch: Daumen hoch bzw. Teller leer gegessen! Glücklich machte uns auch in Guinnes Bier gedünstetes Rinderfilet mit Pflaumen, Selleriestampf und Karotten: ein Sonntagsbraten mit feiner Sauce und würzigem Stampf. Am liebsten hätte ich dazu natürlich ein Guinness getrunken, aber wir hatten ja einen Wein, der sich recht tapfer dagegen behauptete.

Zwei Desserts schlossen den Abend ab: Das eine (Gezuckerte Toastscheiben mit Pflaumenkompott und Armagnac-Eis) passte recht gut zur eher deftigen Linie der vorherigen Gänge und regte an, ganz zum Schluss noch ein Glas Armagnac zu bestellen (es war ein sehr guter, weicher, alter…). Naja, und das andere Dessert ist natürlich ein Muss, denn es ist das Gericht der Limburger Tante eines der Gründer des Restaurants. Eine Mousse au Chocolat, die seit der Gründung der Hemelse Modder 1984 auf der Karte steht – und womit? Mit Recht! Keine kleine Portion gilt es zu bewältigen, aber wenn mehrere Leute am Tisch sitzen und alle stibitzen wollen, muss das auch so sein!

Restaurant Hemelse Modder 
Oude Waal 11
1011 BZ Amsterdam
Tel: +39 20 – 624 32 03
www.hemelsemodder.nl

Geöffnet täglich ab 18 Uhr

[Besucht am 8. Januar 2012]

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