Im Flieger nach Teneriffa (Süd) kann man sie schon ausmachen, die diversen Typen von Touris. Da gibt es die ChiChis wie die Beiden jenseits des Ganges gleich neben uns. Er: Erfolgsmachermensch mit Glatze und Dauerlächeln. Sie: Weibchen mit Schmollschnüti süüüßen modischen roten Schuhen. Beide: Verliebt. Natürlich muss ER im Flieger schnell noch mal jemand anrufen, um mitzuteilen, wann die Freunde ihn denn vom Flughafen abholen können. SIE daddelt mit dem iPad herum und freut sich über die Möglichkeit, mit elegantem Wackeln Schwung ins Spiel zu bringen.
Erstaunlich wenig All-Inclusivs machen wir an Bord aus, dafür solche wie die Zwei mit den Rastalocken. Die Wette, dass wir sie auf der Fähre nach La Gomera wiedersehen werden, findet nicht statt, weil keiner dagegen halten will. Wir hätten auch wetten können, dass sie, einmal kanarischen Boden betreten habend, mit bläcke Fööss durch die Gegend laufen – aber wahrscheinlich hätte auch da keiner gegen gehalten (und womit? mit Recht, denn natürlich sahen wir sie barfuß auf der Fähre nach Gomera).
Und natürlich gibt es Wanderer, die mit ihrer Bekleidung für die einschlägig bekannten Firmen Werbung laufen und mit ihren fetten Botten Gewicht und Platz im Koffer sparen wollen. Bei fünf Stunden Flugzeit zieht man die natürlich gerne aus – riecht gut!
Das Schöne an No-Frill-Airlines ist, dass sie aufs Essen verzichten, man sich also auch nicht über dessen Qualität beschweren kann. Andererseits ist es natürlich jammerschade, das nette Personal nun gar nicht mehr so intensiv erleben zu können, und die traurigen Augen des Chefstewards, weil keiner das kostenpflichtige Menü ordert, schmerzen schon ein wenig. Fernsehen an Bord gab’s auch nicht, weswegen wir Nahsehen praktizierten.
An Bord trägt man Hut, obwohl alle Fenster geschlossen waren und somit sowohl Sonne als auch Wind ausgesperrt blieben. Alles eine Frage des persönlichen Geschmacks, und der differiert vom Sonnenhut auf hübscher blonder Langhaarfrisur über Hurley Basecap im klassischen Schottenmuster und der No-Frill-Cap in rot bis zum Jägerhut auf altem Mann mit Strickpulli. Die netteste Variante war noch die hutlose Hochsteckfrisur mit Oberlippenpiercing, die Alessandro Baricco las: Esta historia, auch so eine Geschichte…
Kurz vor der Landung tauchte El Teide linker Hand auf und sieht ein wenig aus wie Nippelgate, wenn die Wolken den Gipfel frei lassen. Aber man durfte nicht hin, denn auf dem Flügel des Fliegers steht klar und deutlich: Do not walk outside this area. Wobei ich bislang auch inside this area nie jemanden hab laufen sehen.
Vom Flieger geht’s mit dem Bus in die Stadt. Los Cristianos ist beliebtes Urlaubsziel für Viele, für uns sicher nicht. Am zentralen Bushalteplatz begrüßt einen gleich die Deutsche Bank mit einer Filiale – wenn man also spontan noch ein wenig Geld braucht… Ein paar Schritte weiter wartet ein „Eisen Waren Handel“, da könnte man das Geld dann gleich vernageln. Wir taten weder das Eine noch das Andere, sondern rollerten mit den Koffern die Hauptstraße entlang Richtung Hafen. Die Fähre von Armas fährt eine halbe Stunde eher los, ist billiger und kommt zeitgleich mit dem Express von Fred Olsen in Santiago de la Gomera an. Obendrein bietet die Fähre Volcan de Taburiente den Luxus zahlreicher Außenplätze, von denen aus man das seltene Naturschauspiel eines formidablen Sonnenuntergangs mit Glitzerwasser im Westen der Insel verfolgen konnte.
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