Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht. Es dauert noch etwas, bis die Fotos in allen Beiträgen wieder erschienen – sorry.
Die Laveria Lamarmora ist eine alte Mineralienwäscherei. 1897 wurde die Laveria von der Società Anonima di Nebida unterhalb des Städtchens Nebida an der Südwestküste Sardiniens gebaut, um Mineralien aus den Bergen zu waschen und abzutransportieren. Was damals wegen des benötigten Wassers ein idealer Ort für die Arbeit war, wurde Mitte der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts aufgegeben – das Ende der Minen war gekommen.
Verlassen, aufgegeben, der Natur ausgesetzt: Das bekommt Gebäuden nicht gut. Sie verfallen – bis sie irgendwann einen Zustand erreicht haben, wo eben dieser Verfall den besonderen Reiz ausmachen. Diesen Status hat die Laveria aus Touristensicht erreicht – auch wenn die Nahaufnahme nicht so nett aussieht. Das Meer hat sich, wenn ich das richtig gelesen habe, 2010 auch ganz nett am Felsen bedient, was die Situation nicht angenehmer macht.
Die Laveria ist gut zu erreichen: Wenn man die Küstenstraße von Süden her kommt, ist gleich am Ortseingang von Nebida linker Hand ein Parkplatz. Von dort sieht man schon die passeggiata panoramica di Nebida – ein gut ausgebauter Bummelfußweg rund um den Hügel, mit (wie klassische Reiseführer es nennen würden: spektakulären) Blicken auf die Bucht mit ihren Felsen. Einige dieser Inselchen sehen richtig gut aus: Die eine liegt wie ein fetter geruhsamer Fisch im Wasser und sieht sich die Laveria vom Meer aus an. Etwas weiter weg sieht man den Pan de Zucchero, dessen Ähnlichkeit mit dem Zuckerberg man den Beschreibungen allerorten glauben kann, aber nicht muss.
Der Weg runter zur Mineralienwäscherei ist anfangs etwas mühsam, weil er vom bequemen Rundweg abweicht und erst einmal steil hinunter geht, bis man auf die ersten Reste des Bergbaubetriebs stößt. Dort geht’s dann auf einer Treppe über 400 Stufen neben den alten Fördergleisen hinunter, mit beständig neuen Perspektiven runter auf die Gebäude der Laveria und (umdrehen!) hoch zum Berg.
Je näher man den Gebäuden kommt, desto klarer wird auch: sie sind eingezäunt. Pericolo di crollo – Einsturzgefahr – steht auf einem Schild. Direkt drunter ist der Maschendrahtzaun gelupft, ungefähr in Körperdurchschlupfgröße. Ein italienisches Pärchen nutzt den Eingang wie selbstverständlich, wir folgen ihnen.
Hinterm Zaun merkt man, wie verfallen die Gebäude in Wirklichkeit sind. Von weitem leuchteten die roten Ziegel und Natursteine, die leeren Fensterbögen ließen das Glitzern des Meeres in all seinen Blautönen durch. Aus der Nähe sieht das schon angegriffener aus, der Boden wackelt manchmal (pericolo di crollo!). Aber charmante Durchblicke ergeben sich natürlich auch jetzt, die Klippen vor der Küste sind korrekt angeordnet: Man erkennt die Faraglioni di S’Agusteri e il Morto und natürlich Pan de Zucchero.
Fünf Etagen geht’s hinab, dann steht man an der Brüstung und immer noch relativ hoch überm Meer. Zur Verladestation muss man rechts von der Anlage noch ein wenig runterkrabbeln – der Lohn, wie erwartet, schöne Ausblicke auf den Golfo di Gonnesa und den Küstenstreifen. Der ist das nächste Ziel, denn da geht unsere Wanderung entlang. Wir also zurück – und zwar zuerst üppigen Ausschilderung zum sentiero dei cinque faraglioni folgend. Wir haben den Weg jedoch beim steten Umsehen auf die Lavaria und die Bucht irgendwann verloren und kamen wieder oben an der Treppe an, so dass wir von dort zum passeggiata hochstiegen.
Das war zwar ungewollt, aber gut, denn auf dem Weg entdecken wir noch die Bar „Al ‚906 Operaio“. Ein prima Platz zum Abhängen, der freilich alles andere als ein Geheimtipp ist. Die Bar hat lustige Öffnungszeiten: mittags 12.25 – 14.25 Uhr, abends 19.30 – 23 Uhr. Die Karte ist klein, liest sich aber angenehm (und was wir im Vorübergehen sahen, machte auch keinen schlechten Eindruck).
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