Das einzig Spanische in der offenen schmalen Küche sind die Schinken, die von der Decke runterbaumeln. Die Köche kommen deutlich sichtbar aus anderen Regionen der Welt – aber das macht nichts, denn das Sechs-Gang-Degustationsmenü, das man sich hier mittags für 19,90 Euro zusammenstellen kann, kommt in bester Tapas-Tradition und sehr ordentlicher Qualität auf den Tisch. Und das Schöne: Man kann sich drei Vorspeisen und drei Hauptgänge aus jeweils sechs Angeboten aussuchen – mithin, wenn man zu zweit ist, gemeinsam ein wunderbares 12-Gang-Tapas-Menü genießen.
Das Restaurant La Palmera liegt im Uni-Viertel, das auf zweierlei Weise anzusehen großes Vergnügen bereitet: Von oben (wer keinen Helikopter hat, kann das am Computer zum Beispiel mit Google Maps erledigen) erkennt man, mit welch einfachen Trick jede Straßenkreuzung zu einem kleinen Platz gemacht wurde: Die Häusergevierte sind abgeschnitten, so dass Achtecke entstehen und eben statt einfacher Kreuzungen kleine squares. Als Spaziergänger meckert man zuerst wegen der permanenten Schlenker, aber irgendwann wird’s angenehm-gemütlich.
Das Palmera hat vor 14 Jahren mal als Feinkostgeschäft angefangen, Schampus und andere Schmackofatzien, die man an kleinen Marmortischen hinten im Raum probieren konnte. Das kam gut an, die Menschen in Barcelona haben ja Geschmack – und so wurde aus dem Delikatessen-Geschäft so nach und nach das kleine Restaurant, wo man immer noch an einem kleinen Marmortisch sitzt, der eingedeckt ist – und neben sich einen leeren hat, der aufnimmt, was sonst keinen Platz fände: Wasser, Wein, Blume, unsere Kameras 😉 An den Wänden erkennt man noch den Ursprung des Ladens: Weine, Konserven, Nudeln (keineswegs nur Feinschmeckerdinge).
Die Gänge kamen im Dreiertakt – und es waren, streng genommen, mehr als zwölf, denn zu den Primeros und Segundos gesellten sich Brot vorweg (geröstet und mit Tomaten) und zwei Desserts danach. Gebracht wurden die Tellerchen von (wieder einmal) extrem freundlichem Personal – mal der eine, mal der andere camarero. Geschmeckt hat’s alles, die Bandbreite reichte vom einfachen Häppchen (grüner Spargel, im Schinken eingerollt) bis zu (be-)merkenswerten Leckerein wie gefüllte kleine Peperoni oder der nett wie ein kompletter Fisch drapierte Lachs mit Kaviar. Es gab – unter anderem – Salat, Carpaccio, Nudeln, ein Krustentier im Speckmantel, Lasagne, Schnitzel: Abwechslungsreich und viele feine Geschmäcker.
Wir tranken dazu einen Wein von nebenan, aus dem Penedes. Der Ermita d’Espiells 2011 vom bei uns eher als Cava-Produzent bekannten Weingut Juvé y Camps war frisch und leicht (11,5 % sind mittags gerade richtig!) und hinterließ dennoch schmackhafte Spuren am Gaumen. Wir zahlten dafür lediglich 13,20 Euro – ein weiteres Beispiel für die freundliche Kalkulation der Restaurants in Barcelona.
La Palmera
Enric Granados 57 (xamfrà Mallorca)
08008 Barcelona
Tel. 93 453 23 38
www.lapalmera.cat
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