Hat der alte Kotzsch eigentlich sein Loschwitz auch weihnachtlich fotografiert? In der wunderbaren Monographie habe ich nichts entdeckt – Winterliches zwar, aber Weihnachtliches? Fehlanzeige. Da hätte er in diesen Tagen seine Freude am Körnerplatz! Denn der Weihnachtsmarkt dort, der ein Ableger des Elbhangfestes (oder, wem das besser gefällt: eine Initiative des Vereins…) ist, macht sich einfach gut. Das Schöne am Körnerplatz-Weihnachtsmarkt ist, dass sich kaum was ändert. Es gibt also verlässliche Größen, und dass der Mistelmann einen neuen Standplatz hat, bekommt man beim Bummeln auch mit.
Die heimelig leuchtenden Büdchen bergen Qualität. Es gibt Handwerkliches, nicht immer (eigentlich: fast nie) billig, aber meist doch den Preis wert. Und natürlich finden auch alle die, die den Rest des Jahres zu verhungern und zu verdursten glauben, ihre Anlaufstellen. Für uns ist das zum Händewärmen am Körnerplatz immer der Stand von Gustav Müller als Garant ordentlichen Glühweins – wobei die Armen jetzt einmal den Prügelknaben für eine Wortbetrachtung hergeben müssen: Es gibt dort Glühwein aus Rotwein und Winzerglühwein (rot) – der eine zweifuffzich, der andere drei Euro für 0,2 Liter. Ich frage mich bei derlei Wortakrobatik ja immer: Woher stammt Glühwein, der nicht von Winzern kommt? Ist der Made in Bitterfeld? Oder sind das anonyme Winzer, die ihre Ware beim Lidlaldinettomann abgegeben haben? Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit meinte ja in seiner 100. Sitzung 2012, dass „dieser Begriff zur Irreführung des Verbrauchers geeignet“ sei, wenn „der verwendete Wein nicht den Anforderungen des Artikel 57 Absatz 1 in Verbindung mit Anhang XIII der Verordnung (EG) Nr. 607/2009 an den Begriff „Winzer“ bei bestimmten Erzeugnissen des Weinrechts genügt“. Aber an dieser Stelle habe ich dann aufgehört zu recherchieren und einfach den nächsten Winzerglühwein bestellt – Hauptsache, er schmeckt!
Die passende Bratwurst fanden wir dieses Mal in der Wildvariante an einem Stand, dessen Optik mit der Riesenwurst auf dem Dach uns eher etwas befremdlich erschien, aber da die Wurst sehr ordentlich war und mal einen würzig anderen Geschmack lieferte, gefiel uns das. Zu spät entdeckten wir (und heben uns das eben für den zweiten Besuch auf) den Stand der Bergtrolle Sabine und Götz Wiegand, die mit Suppen von weit her etwas Exotik an die Elbe bringern. Nepal ist für die Beiden ja sozusagen „regional“, die dürfen das also! Auch nicht probiert (aber bei Freunden nebenan gesehen und lauter „ahhs“ gehört): Hefeklöße. Nicht so arg fleischig, aber offensichtlich für die, die es so lieben, genau richtig!
Der Gang zwischen den Häusern, die zum alten Dorfkern gehören, und den Buden ist eng. Zu familienfreundlichen Stoßzeiten kann’s also schon mal eng werden. Aber in der Woche und kurz vor Feierabend kann man sich richtig wohl fühlen. Und wer unter Platzangst leidet, erkundet den elbseitigen Teil des Marktes, der nicht so voll ist. Oder nimmt im anderen Teil die Enge einfach nicht zur Kenntnis, indem er (oder sie) hochschaut: Über allem schwebt der köstliche Engel aus farbig übermaltem Lindenholz, den der Wachwitzer Künstler Reinhold Herrmann geschaffen hat. Seit 2003 schon ist er für mich ein Markenzeichen dieses stimmunsgvollen Marktes!
Loschwitzer Weihnachtsmarkt – 2013 vom 30.11. bis zum 15.12., täglich 13 bis 20 Uhr. Es gibt ein Programm!
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