Port Andratx – wie spricht man das denn nun schon wieder aus, bitte? Och, ganz einfach: Port wie man’s schreibt und bei Andratx lassen wir uns ein x für ein sch vormachen. Wem das immer noch zu schwer ist, der umgeht den eigentlichen Ortsnamen und spricht vom „Düsseldorfer Loch“. Man spricht deutsch hier, beziehungsweise bevorzugt rheinischen Dialekt. Es gibt einen deutschen Bäcker und es könnte, gäbe es keine Querelen, auch eine deutsche Schule geben. Mallorqui lernen? Das haben die Deutschen im südlichsten Bundesland Mallorca nicht nötig (der Beitrag ist 2010 erschienen, gilt aber immer noch!). Wenn ein Auto mit großer Werbe-Aufschrift „Goethe“ durch die Straßen fährt, ist das natürlich auch keine Werbung für deutsche Dichtkunst: ein Biervertrieb nennt sich so.
Die Schönheit der Bucht und die Romantik des Hafens haben einen hohen Preis: alles ist zugebaut. Die Häuser ziehen sich den Berg hoch, und weil es bergan geht, liegen sie alle in der ersten Reihe – das freut die Makler. Deren Büro-Schaufenster sind mit Kaufangeboten zugeklebt, die Preise in Euro erinnern an Italien zu Zeiten der Lira. Aber natürlich sind diese Preise ja nicht übertrieben, denn die Häuser haben ja auch neun, zehn oder zwölf Schlaf- und Badezimmer. Was man so braucht, falls mal Freunde kommen.
Die Straße entlang des Hafens ist die Av. Mateo Bosch, sie geht in die Av del Almirante Riera Alemany. Über einen Mangel an Restaurants kann man sich nicht beklagen – die meisten haben auch Außenplätze zwischen Straße und Meer, das passt schon. Uns gefiel aber irgendwie keins, und so gingen wir bis fast ans Ende von Port Andratx, um wieder einmal zu finden, was wir gesucht hatten, ohne es zu kennen. Der Hafen im Westen Mallorcas hat den Ruf, der zweitvornehmste der Insel zu sein – nach Portals Nous. Man muss aber keine Angst haben, zumindest in der Vorsaison haben sie uns trotz Wanderklamotten nicht mal mit ignoranten Blicken genervt. Im Gegenteil: Die Bedienung im Restaurant „RocaMar“ war von ausnehmender Freundlichkeit und bediente die dann später auch im Brutkasten (so hießen bei uns in Ostfriesland diese Glaskästen draußen, die Wind und Wetter abhalten) sitzenden deutlich besser gewandeten Menschen keinen Deut anders.
Das Restaurant gibt es seit 1979, und es ist sicher nicht eins der schlechtesten in Port Andratx. Man könnte auch sagen: uns hat’s da am besten gefallen! Das lag natürlich auch an der Sonne, die plötzlich wieder zum Vorschein kam – derlei unbeeinflussbare Nebensächlichkeiten wirken sich ja ungeheuerlich aufs Gemüt aus. Aber der gut gelaunte Kellner und das vorzügliche Essen taten ihr übriges. Brot, Oliven, Aioli – die klassischen Starter waren schnell auf dem Tisch (übrigens: weißes Tuch, auch draußen). Dazu Wasser (3,50 €) und der Blanc de Blancs (19 €) der Bodegas José L. Ferrer aus Benissalem. Weil Wandern ja anstrengend ist, hatten wir als Starter Austern bestellt (Stk. 3,50 €), die sehr harmonisch zum Wein passten. Frisch waren sie sowieso, serviert auf Eis natürlich auch. Alles prima. Und weil wir so vernarrt in Pimientos de padrón con flor de sal sind, hatten wir die auch noch erbeten (9 €). Gut für den Salzausgleich, mit den großen Salzstücken drauf.
Die eigentliche Sensation sollte dann freilich der Hauptgang sein – kein Schnäppchen, aber jeden Cent wert: Lubina a la sal (Wolfsbarsch in der Salzkruste) schlug mit 30 € pro Person zu Buche, aber wir würden den jederzeit wieder nehmen im Rocamar. Der Fisch kommt im Salzmantel, wird am Tisch aus der Kruste geschlagen und filettiert. Was dann auf die Teller kam, war von so feinem Geschmack, wie man es selten hat. Sous vide auf alte Art, quasi – und durchs Salz natürlich gut abgeschmeckt. Das Gemüse dazu schön knackig, insgesamt ein beweis dafür, wie einfache Dinge grandios schmecken können, wenn sie mit Können zubereitet sind. So etwas Feines verlangt nach einem Dessert: Auténtica tarta de chocolate con helado de vainilla (6,50 €) rundete mit innen natürlich noch flüssigem Schokokuchen und sogar schon schmeckenden Erdbeeren das Menü ab.
Rocamar
Av del Almirante Riera Alemany, 27
07157 Port d’Andratx
Tel. +34 971 67 12 61
http://www.rocamar.eu/
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