Wollen wir uns mal das Bild oben ansehen? Das ist die Jessi. Sie war gerade beim Stephan, und der hatte sie überreden können, von seinem Eis zu naschen. Der Stephan ist nämlich Koch und einer von Zweien in der Brasserie Ehrlich. Er trägt den wunderschönen Hausnamen Fröhlich, was irgendwie ein passendes Wort für die Veranstaltung ist, auf der er das Eis anbietet: Wir sind nämlich – die Jessi, der Stephan und noch rund 300 andere – auf Schloss Proschwitz, um dort in Anwesenheit von Prinzessin Alexandra und Prinz zur Lippe die Kochsternstunden zu eröffnen. Aber der Reihe nach, erst mal sind wir ja noch beim Eis.
Das Eis steht auf der Karte als Rotwein-Butter-Eis und wird während der Kochsternstunden (und auch sonst manchmal) als Teil des Desserts serviert. Das haben wir im Vorfeld schon probiert. Wer das Eis noch nicht probiert hat, könnte auf den Gedanken kommen, der mittlere Namensbestandteil käme von der charmanten Nadine, die in der Brasserie für Wein und Service zuständig ist, denn die Nadine heißt auch Butter. Fröhlich und Butter, das passt. Aber sie ist für den Namensbestandteil des Eises gar nicht zuständig, denn Butter ist, nun ja: Butter. Weswegen das Eis so teuflisch gut schmeckt, dass es weg ging wie warme Semmeln.
Schönes schiefes Bild, ich weiß. Aber schief ist das gewollte Stichwort, denn das Eis geriet beim Plausch der 300 schon mal in Schräglage, und 300 Menschen sind selbst in einem schönen großen Schloss ganz schön viel. Da kann es schon mal passieren, dass man sich nahe kommt. Das kann ja sehr schön sein – so lange wie es dabei keinen Rotweinbuttereiskörperkontakt gibt. Die Jessi beispielsweise hatte den – und versuchte das Malheur gschamert hinter einem dieser lustigen Flaschenhalsanhänger zu bedecken, die Kay Leonhard (auch bekannt als Leo, der schräge Vogel) gestaltet hat. Aber die Dinger haben natürlich ein Loch, damit der Flaschenhals durch geht – und zack sah man den Rotweinbuttereisfleck. Übrigens: Auch Uwe hatte vom Eis genascht und bis dahin seine Jacke nach griechischer Manier offen getragen. Dann: Schräglage, angenehmes Gedränge, intensive Gespräche, Rotweinbuttereiskörperkontakt und fortan geschlossenes Jacket. Mühsam nur konnten wir Uwe überreden, sich für ein Foto zu öffnen – das Argument mit der harmonisch zum Eisfleck passenden Krawattenfarbe zog.
Uns fiel es angesichts derlei spannender Geschichten ein wenig schwer, den Saal rund um die Rotwein-Butter-Eis-Ausgabe zu verlassen – aber das wäre irgendwie ungerecht den anderen Anwesenden gegenüber gewesen, und ehrlich gesagt: wir hätten ja auch was verpasst! Denn zur Eröffnungsveranstaltung der siebten Kochsternstunden waren im größten Popup-Restaurant Sachsens 21 Restaurants im Schloss Proschwitz (wenn ich mich nicht verzählt habe). Brot und Käse gab’s bei Onkel Franz, der sich auf regionale Produkte spezialisiert hat, Austern vom Edeka, Kaffee vom Spezialisten und Destillate aus der Meissener Spezialitätenbrennerei – nicht schlecht. Köche und Servicekräfte der teilnehmenden Restaurants hatten Kostproben der Menüs mitgebracht – da gab’s trotz der Fülle eigentlich genug, um sich durchzunaschen.
Kein Mensch schafft das alles – obwohl das spannend wäre, sich aus den rund 25 Stationen ein Degustationsmenü zusammen zu stellen. Den jeweils passenden Wein würden die Damen vom Schloss Proschwitz bringen – die Auswahl ist groß und gut, aber das ist ja nun kein Geheimnis. Spannender ist da schon, was die Restaurants bringen, die erstmals mit dabei sind (wir haben uns Notizen gemacht und werden da hin, um mehr zu probieren!). Und für die Abende, bei denen man gute alte Bekannte mal wieder besuchen kann, ist die Liste auch geschrieben. Das einzige Problem: Wie soll man das alles schaffen in etwas mehr als einem Monat?
Die Antwort – demnächst an dieser Stelle!
[Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.]
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