Wein ist etwas Besonderes. Und das Buhei, dass manchmal drum gemacht wird, auch. Wobei ein Drumherum in der jüngsten Vergangenheit zu richtig schönen Ergebnissen geführt hat: es entstehen Weingüter mit atemberaubender Architektur. Offensichtlich wollen die Winzerinnen und Winzer, die mit hervorragenden Weinen Erfolg haben, investieren auch in eine ansehnliche Hülle. Viele bedienen sich der Hilfe namhafter Architekten – und die finden in Absprache mit den Winzern dann eine Formsprache, die Ästhetik und die Erfordernisse des Weinmachens gleichermaßen bedient.
Das Taschenbuch Wein und Raum: Architektonische Konzepte zum Präsentieren, Probieren und Genießen von Heinz-Gert Woschek, Denis Duhme und Katrin Friederichs widmet sich (wie im Untertitel klar wird) den Verkaufsräumen beim Winzer und im Weinhandel. Wenn es beim Wein um Geruch, Geschmack, Textur und Struktur geht – was bedeutet das für die Räume, in denen der Wein angeboten (und in der Regel auch probiert) wird? Die Autoren fanden bei Gesprächen mit Architekten und Bauherren Antworten – Antworten auf Fragen wie Wie haben die Ideen aller Beteiligten zusammengespielt? Welche Geschichte sollte mit der Umsetzung des Projekts erzählt werden? Welche Kunden möchte man ansprechen und wie auf sie reagieren? Lesbare und nachvollziehbare Texte machen aus diesem Fachbuch für Architekten und Winzer eins für alle, die sich für das Drumherum ohne Buhei interessieren. Grundrisse, Lagepläne und dem abgebildeten Gegenstand angemessene Fotos bereichern den Band.
Heinz-Gert Woschek, Denis Duhme, Katrin Friederichs
Wein + Raum
Edition DETAIL 2014
144 Seiten mit ca. 250 Abbildungen, Format 25 x 23,5 cm, Softcover (Flexcover) | ISBN978-3-95553-226-0 | 39,00 Euro
Großformatig und schwergewichtig ist der Band Die Architektur des Weines von Dirk Meyhöfer und Klaus Frahm. Meyhöfer, der Architekturjournalist und -kritiker, konstatiert „den Gleichklang von Wein, Architektur und Territorium“ und tritt mit seinem Fotografen Klaus Frahm den Beweis optisch opulent an. 20 Weingüter haben die Beiden besucht, in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Eine anregende Reise durch die Weinbaugebiete ist das, die quasi im Mittelalter beginnt mit dem Kloster Eberbach, das 1136 von den Zisterziensern gegründet wurde, im 16. Jahrhundert der größte Weinbaubetrieb der Welt war und es in den Band schaffte, weil es 2008 erweitert wurde. Modern, aber mit Anstand, wie man lesen und sehen kann.
Das Zusammengehen von Altem und Neuen ist ja bei Weingütern keine Seltenheit – Tradition und Moderne bilden aber, wenn es denn klappt, eine schöne Synthese. Porträtiert werden Kloster Eberbach in Eltville, Kruger-Rumpf in Münster-Sarmsheim, Gut Herrmannsberg in Niederhausen, Longen Schlöder in Longuich, Avelsbach in Trier, Markus Molitor in Bernkastel-Wehlen, Franz Keller in Oberbergen, Abril in Bischoffingen, Schmachtenberger in Randersacker, Mößlein in Zeilitzheim und Max Müller I in Volkach. Außerdem dreimal Südtirol (Kellerei Tramin, Kellerei Nals Margreid, Kellerei Meran Burggräfler), die Vinofaktur Vogau, Studeny in Obermarkersdorf, die Wonothek in Deutsch Schützen, Preisinger und Heinrich (beide Gols) und Weninger in Balf.
Sich die Beispiele durchdachter Weinarchitektur in dem Band zu erblättern, macht Spaß. Noch mehr Spaß würde freilich eine Reise machen, um sich vor Ort einmal selbst zu überzeugen… Aber bis dahin kann man ja lesen und sich an den Bildern erfreuen, vielleicht mit dem passendem Wein vom Winzer!
Dirk Meyhöfer, Klaus Frahm
Die Architektur des Weines | The Architecture of Wine
avedition 2014
256 Seiten, gebunden 270 farbige Abbildungen und Pläne 23 x 31 cm | ISBN 978-3-89986-198-3 | € 69,00
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