Genussvolle Wanderung mit Zwischenstopp

Von Kreischa nach Maxen und durch die Kroatenschlucht zurück

Der Sonne entgegen

Manchmal muss es nicht so anstrengend sein und dafür dolle schön. Die Rundwanderung von Kreischa nach Maxen und zurück durch die Kroatenschlucht nach Kreischa gehört in diese Gattung – und nicht nur das: die rund elf Kilometer lange puppsche Wanderung ist in jeder Jahreszeit reizvoll. Wir sind den Weg jetzt im Oktober gelaufen – mit deutlich sichtbareen Anfängen von herbstlicher Laubfärbung.Vor knapp zehn Jahren (im Mai 2006) bei der gleichen Tour trafen die Blicke an nahezu identischen Stellen auf blühende Landschaften: Äpfel, Kirschen und allerlei Blumen boten dort ein frühlingshaftes Bild.

SchwimmschuleIdealer Startpunkt der Rundwanderung ist Kreischa. Man kommt mit dem Bus dort hin, und wer mit dem PKW anreist, findet auch (beim Rathaus) Parkplätze. Und schon ist man mitttendrin und nicht nur da: Der jetzige Kurpark entstand um 1790 als Parkanlage zum Kreischaer Herrenhaus. Gräfin Christiane Friederiecke von Reinhold war für die Anlage verantwortlich. Offensichtlich war sie eine ungewöhnliche Frau, denn schon 1787 erhielt sie (zu der Zeit als Frau!) die Konzession zum Anlegen einer Kattundruckerei. Nach dem Tod der Rittergutbesitzerin gings mit der Kattunfabrik auch bergab – aber der frühe Tourismus boomte. Eine Gastwirtschaft lockte die Leute aus Dresden, der Park lud zum Bummeln ein.

StrahlendrotVon all dem haben wir heute noch was: wunderbare Bäume gibt’s im Park! Bänke zum Ausruhen auch, und einen Teich, auf dem (wenn man Glück hat) Enten ihre Kreise ziehen. Romantisch! Und gesund: Robert und Clara Schuman genossen die Zeit in Kreischa bei guter Luft und sprudelndem Heilwasser, das man 1839 entdeckt hatte. Wer ein wenig Biologieunterricht nachholen will, kann das: ein Schild erklärt und zeigt die unterschiedlichen Baumarten im Park – von Aspe bis Weymouths-Kiefer sind immerhin 24 verschiedene Arten vertreten. Die Zahl der Denkmäler ist geringer: eins, zu Ehren von Robert Schumann.

HerbstlichtungDer Komponist verfolgt uns aber noch ein Stückchen, bzw. streng genommen kann er das ja nicht mehr, weswegen wir seinen Spuren folgen. Wo er mit Familie seinerzeit gern spazierte, stapfen wir nun also leicht bergan durch den Badebusch. Das ist doch mal ein schöner Name für den Hangwald! Einer weiteren Infotafel entnehmen wir, dass das Wasser, das 1839 aus dem Berg sprudelte, aus dem Schlafbrunnen kam und zur Gründung der 1. sächsischen Kaltwasserheilanstalt führte und nervenberuhigende Trinkwasserkuren das ganz große Ding waren. Da nannte sich Kreischa dann gleich mal Bad Kreischa, aber das war staatlich nie anerkannt, sondern eher so eine Art Heimatstolz.

KreischaDas Wanderwegenetz rund um Kreischa ist – dem großen Arbeitgeber Klinik Bavaria sei Dank – ist hervorragend ausgebaut und bestens beschildert, so dass man kartenfrei voran kommt. Wir machten aber hin und wieder Abstecher, um aus dem Wald heraus zu gucken. Lohnt sich, denn erstens sind Lichtungen eh meist reizvoll und zweitens erweitert ein leichtes Verlassen des Weges ja häufig den Horizont. So ergatterten wir Blicke auf Unmengen geernteter Äpfel und fanden von oben auf der Höh‘ auch einen netten Blick auf Kreischa. Dass die Bäume mitten auf der Lichtung von der Sonne verwöhnt besonders farblich glänzten, nahmen wir dankbar zur Kenntnis: klick klick klick!

Blühende Landschaften HerbstfarbenDann geht’s bald bergab und jenseits der Wittgensdorfer Straße mit dem Wittgensdorfer Bach beginnt ein gar bezaubernder Teil des Weges. Im Frühling blüht es hier wie verrückt, man kann sich mit ein wenig Ungeschicklichkeit bei Wiesenblumenfotografie nett in die Nesseln setzen und ahnen, warum sie BrennNesseln heißen. Schafe links und Pferde rechts des Weges sind Zeichen ländlicher Idylle. Der dezente Hinweis auf die pferdliche Abgasproblematik, die auch zur Blütezeit schon Äpfel entstehen lässt, sei gestattet – der sauberen Schuhe wegen. Also nie den Weg aus dem Auge verlieren, besser ist’s! Im Herbst ist das Blütenweiß an frischem Grün naturgemäß gelbrotem Farbspiel an Altgrün gewichen – aber auch das hat was…

KüheAn einem Abzweig geht es wieder leicht bergan – hier gilt es, auch mal den Blick zurück zu wagen, denn schöner kann sich eine Landschaft kaum hügeln und dem Auge einschmeicheln. Die sächsischen Kühe gucken einen treuherzig an, ein kleiner Elektrozaun schafft beiden Seiten die Sicherheit, unter sich zu bleiben: Mensch hie, Kuh da. Etwa an dieser Stelle beginnt dann auch schon die Diskussion, wie es denn weitergehen soll. In Maxen, dem Wendepunkt der kleinen Tour, gibt es schließlich den Gasthof Maxen, der nicht nur im Ort einen guten Ruf genießt.

Gasthof MaxenWir sind ja nicht so die Frühlosgeher, weswegen wir manchmal zu merkwürdigen Zeiten an möglichen Zwischenstopps aufschlagen. Maxen, mit etwas über 700 Einwohnern nicht gerade groß, bietet für Wanderer mit unmöglichen Startzeiten und andere unorthodoxe Essensgeher einen Lichtblick: Im Gasthaus kann man pausenlos essen – zwischen 11 Uhr mittags und neun Uhr abends ist die Küche bereit, ihr Bestes zu geben.

Wir waren um halb drei da – und es war voll! Der sehr liebenswerte Wirt platzierte uns ans freie Ende des am anderen Rund schon besetzten Stammtischs. Ein Gericht war gesetzt: Irgendwas mit Schnitzel. Das können sie nämlich besonders gut in Maxen. Es ist ein Schweineschnitzel mit schöner Panade und nichtzähem Fleisch – also gut. Dazu gibt es Pommes und keine überflüssige Soße – also auch gut (Schnitzel/Pommes/Salat 8,95 €)!

Auf Empfehlung der Bedienung war auf dem anderen Teller Wildsülze mit Bratkartoffeln. Die Sülze war nicht gut – sie war sehr gut! Etwas viel Gallert, aber das darin versteckte Fleisch supergut. Gut würzig war’s auch, also prima! Die Bratkartoffeln authentisch, nicht so superkross, aber in Ordnung (Sülze vom Wild 12,95).

Schweren Herzens (oder schweren Bauches?) machten wir uns auf zum zweiten Teil der Wanderung, die durch die Kroatenschlucht nach Kreischa zurück führt. Wem es nach Krieg ist, der kann hier im Heimatmuseum viel über das Gefecht von Maxen am 20. November 1759 erfahren – uns war nicht danach. Die Schlacht ist 2009 auch schon mal nachgestellt worden, mit deutlich weniger Soldaten und einigem Volk, aber gänzlich ohne die Leiden, die es tatsächlich im Siebenjährigen Krieg gab – derlei Showbiz ist ja nicht so unser Ding. Also lassen wir den Finckenfang links liegen und gehen Richtung Kroatenschlucht.

AufwärtsKroaten haben wir nicht gesehen, aber auch keine Bestätigung dafür gefunden, dass dieses liebreizende Tal von Kindern Kloakenschlucht genannt wurde (also weder olfaktorische Gründe noch leibhaftigen Kindermund gefunden). Statt dessen geht es gemütlich durch eher lichten Wald, es scheint (entnehme ich meiner Fotosammlung von 2006 und der aktuellen) prädestinierte Stellen zu geben, an denen man hochsieht und dann ggf. auch auf den Auslöseknopf drückt. Beim Blick nach unten ergeben sich Lockwitzbach-Perspektiven, die auch nicht schlecht sind. Leider nähert sich der Wanderweg irgendwann der Landstraße, so dass es mit der beschaulichen Ruhe vorbei ist – aber so ist das nun mal.

Schule Lungkwitz & WittgensdorfIn Lungkwitz wählen wir an der alten Schule, in der von 1859 bis 1973 Lernort für die aufstrebende Jugend der Gegend war, einen Umweg und verlassen den vorgesehenen Rundweg. Der führt nämlich durch den Ort, aber auf der Straße. Wir gehen etwas umwegig und leicht zickzackig am Hügel entlang, vorbei an einem herrlichen Apfelbaum, der sich vor unserem Besuch geschüttelt haben schien. Lecker Fallobst! Am Ende des Umweges geht es über den Lockwitzbach und dann am linken Ufer entlang gen Kreisch zum Ausgangspunkt der Wanderung. Aber einen Abstecher muss man noch machen, gleich nach der Brücke: ein Weg führt zum Schloss und Stiftsgut Lungkwitz.

2006: Vor der Renovierung 2015: RestauriertDie Anlage geht aus einer vor 1445 errichteten Wasserburg hervor – und sie ist jüngst erst zu neuem Leben erblüht. Bei unserer Wanderung 2006 erlebten wir Schloss Lungkwitz noch im unsanierten Zustand. Das Alte Herrenhaus, das um 1550 erbaut wurde, zeigte sich turmlos. Der Turm stand (seit 1993) mehr schlecht als recht neben dem Haus, man könnte sagen: er war am Boden zerstört.

„Vermutliche Bauherren sind Hans von Carlowitz auf Zuschendorf (1547) oder Hans von Zschieren (1551). Das Haus beinhaltete im Erdgeschoss Stallungen und im Obergeschoss herrschaftliche Wohnungen. An der Hofseite befindet sich ein Treppenturm mit Welscher Haube und spitzer Laterne. Das Schlossgebäude wurde zwischen 1619 und 1621 unter Peter von Zschieren an der Nordwestecke des Gutshofes als Renaissancebau errichtet und war ursprünglich von Wassergräben umgeben. Es besteht aus zwei orthogonal ausgerichteten Gebäudeflügeln, die durch einen Treppenturm verbunden sind. Das Gebäude verfügt über Satteldächer und Schmuckgiebel.“ (Quelle)

Soli Deo Gloria1760 wurde das Gut in eine mildtätige Stiftung umgewandelt, in der (da zitiere ich gerne noch mal die Wikipedia) „achtzehn verarmte evangelische Witwen oder Jungfrauen aus höherem Stande und von ehrbarer Herkunft im Alter von über 50 Jahren“ ihre Bleibe fanden. 1842 entstand gegenüber des Schlosses ein Gebäude mit weiteren Wohnungen, auch dieses wurde jüngst runderneuert, wie man den beiden Aufnahmen eines der beiden Sitznischenportale aus Sandstein deutlich ansieht.

 

Kreischa – Maxen – Kroatenschlucht

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