Ehrliche Küche mit kleinen Aussetzern im Gasthof Maxen
Vor etwas über 250 Jahren war Maxen für einen blutigen Nachmittag der Mittelpunkt der europäischen Welt. 15.000 Preußen gegen 32.000 Österreicher fochten ein Gefecht – die Zeiten waren alles andere als angenehm im siebenjährigen Krieg. Ansonsten war der Ort – dem Ehepaar Serre, das 60 Jahre nach diesem Krieg auf dem Maxener Schloss lebte, sei Dank – eher der Kunst zugetan, die Gästeliste reicht von Hans Christian Andersen über Robert und Clara Schumann bis zu Ernst Rietschel und Ludwig Richter und etlichen anderen Menschen, die es ins Lexikon gebracht haben. Der Ort lebt von und mit der Tradition, der Heimatverein arbeitet die Geschichte(n) auf, und die Kunst hat im modernen Gewand auch Einzug gehalten ins knapp über 500 Seelen zählende Dorf. Natürlich gehört zu so einem Gemeinwesen ein Gasthof mit Tradition! Der in Maxen heißt unkompliziert „Gasthof Maxen“ und wurde 1904 gegründet. Das Restaurant steht in der guten Tradition einfacher bürgerlicher Hausmannskost. Und das bei Preisen, die man nur extrem günstig nennen kann. Die Standardkarte des Gasthofs ist übersichtlich, wird aber regelmäßig durch saisonale Angebote ergänzt. Und die probierten wir!
Aus der Spargelkarte wählten wir die Spargelcremesuppe „Klassik“, die mit Mehl gebunden war. Dass man das allerdings auch in kleinen Klümpchen sah, gehört nicht zum Klassikprogramm. Auch vermissten wir das eine oder andere Stück Spargel, es müssen ja nicht gerade die Köpfe sein. Also griffen wir zur Selbstbedienung und nahmen einige Stückchen aus dem Spargelsalat, der (mit Erdbeeren, grünem Pfeffer und Balsamico) für sich leider auch keine Offenbarung war: Der Spargel zwar mit Biss, aber offenbar lediglich gegart „in Salzwasser ohne Salz“, die Erdbeeren für Juni eindeutig zu geschmacklos. Aber in der sehr kräftigen Suppe konnten sich die Spargelstücke dann ja entfalten!
Nach dem enttäuschenden Auftakt kam die Küche allerdings in Fahrt. Die gebratene Scholle mit Krabben und Lauchzwiebeln war tadellos: Außen kross, innen saftig. Ein wenig lustig fanden wir lediglich die Tomatendeko, die aus zwei Endstücken bestand. Eine der Scheiben dazwischen zierte das andere Hauptgericht: Schweineschnitzel mit Spargel und Sauce Hollandaise. Die Schnitzel haben schon vor Jahren den Ruhm des Gasthofs Maxen gemehrt, damit liegt man also nie falsch. Die dazu gereichte Sauce fanden wir überflüssig, zumal sie im Gegensatz zur Hollandaise eher industriell schmeckte. Zu beiden Hauptgerichten folgten wir der Empfehlung des immer verbindlichen Service und tranken den Wein, der auf der Karte als Chenin Blanc aus Südafrika passend zum Spargel angeboten wurde und auf der Rechnung dann als Fischwein auftauchte – also offensichtlich bestens zu beiden Hauptgerichten passte.
Beim Dessert bekamen die Erdbeeren dann ihre zweite Chance: mit einer hausgemachten frischen Waffel und (mutmaßlich unsäglicher Sprüh-)Sahne und nur etwas maniriert waren sie dann doch ein versöhnlicher Ausklang!
Gasthof Maxen
Maxener Str. 69b
01809 Müglitztal
Telefon 035206 – 39999
http://www.gasthof-maxen.de
Geöffnet: täglich 10 – 22 Uhr
[Besucht am 04.06.2011 | Veröffentlicht am 09.06.2011 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Lage | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]
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