Mit einem guten Wein mag ich nicht gern allein sein. Denn einem guten Wein muss man sich widmen. Es gibt natürlich auch Gelegenheiten, da möchte ich nicht gern in Gesellschaft trinken. Es gibt sie nicht so oft. Aber es gibt sie. Allerdings ist der Wein dann egal. Naja, fast egal.
So, nein: fast so!, begann der verehrte Kollege Charles B. eine Lobeshymne auf den Rhini vom Weingut Ziereisen. Fast, denn er trank ihn allein. Wir trinken unsere Weine freilich lieber zu zweit – weswegen im kursiv gesetzten Eingangszitat (Quelle) zweimal „nicht“ steht, recte, wie wir so sagen.
Wir haben uns also für 35,22 € (um den Bugnowski zu schlagen, der 35 € für seinen Spätburgunder bezahlt hatte) einen sardischen Wein geholt. Im supermercato. Terre Brune kannte wir schon vom 2012er Urlaub, und es ist nicht irgendein sardischer Roter. Es ist „einer der besten Roten Sardiniens“, wie wir bei superiore.de lesen können und gleich mal ein wenig neidisch werden, weil der Wein da nur quasi unschlagbare 29,90 kostet.
Außerdem mussten wir, um den Wein genießen zu können, erst mal Gläser kaufen. Ferienwohnungsschicksal – und gar nicht so leicht, in einem Ort wie Barisardo überhaupt gute Gläser zu bekommen. Wir fanden nach Suche und Befragung von Einheimischen halbwegs achtelwegs akzeptable im Baumarkt – aber natürlich kein Vergleich zu den Vision-Gläsern von Silvio Nitzsche und Zieher. Aber man kann nicht alles haben!
So, nun also Flasche auf und gleich mal reingeschnuppert (langes Decantieren war wegen aktuell rumfliegender Viecher nicht möglich). Wir riechen zuallererst: nüschte. Die Gläser! Dann, das Leben eines Weintrinkers ist ein Schwenk, doch noch einen Hauch von Myrto (den kennen wir eigentlich nur zum Dessert im Likörzustand) und Pflaume. Später lasen wir dann in der superiore-Beschreibung, dass wir auch „reife Frucht mit leichter Note nach Kakao“ hätten riechen können und fanden das durchaus nicht abwegig.
Dann der Moment der Zweisamkeit. Wir schauen uns tief in die Augen, dann ins Glas. So einen Wein muss man doch zu zweit genießen, oder? Schon um drüber reden zu können! Wobei, als geborener Ostfriese bin ich ja nicht so der Schwätzer. So wie uns wahren Ossis zum Gruß rund um die Uhr ein Wort reicht (moin!) und wir die touristische Dopplung (moin moin!) schon als Geschwätzigkeit abtun, so reicht auch hier eine Äußerung. Wahlweise gutturales Grunzgenieße oder wohlformuliertes geil! So und genau so geschah es. Gut, dass wir drüber gesprochen haben!
Man könnte dem Terre Brune natürlich noch eine wohlige Weichheit attestieren, sich erfreuen an den perfekt eingebunden Tanninen (Barrique, you know) – und sich (ich weiß, verspätet, aber wir sind doch im Urlaub!) an der kräftig tiefroten Farbe erfreuen. Und natürlich lösen die 15% Alkohol auch unsere Zungen, und wir erinnern uns an den Besuch der Cantina Santadi, wo wir auch das untere Ende der Produktion kennen lernten (1,43 € pro Liter!) und den Terre Brune später in der Antica Locanda La Rosella zum Essen genossen.
Braucht’s ein Fazit? Vielleicht dieses: So können Genossenschaftsweine schmecken! Salute.
Cantina Santadi
Via Cagliari 78
09010 Santadi
Tel. 0039 0781 950127
www.cantinadisantadi.it
1 Trackback / Pingback