Am Ende siegte dann beinahe die Magie der Zahl: 1026 Menschen haben mitgemacht beim diesjährigen WeinWichteln – das sind genau 210 und wir. Gefunden haben sich die Wichtler über eine facebook-Gruppe, was sie eint ist Spaß und Wein. Im Vorjahr waren es nur 464 Weinenthusiasten, die bei der Aktion des Weinblogs Drunkenmonday mitgemacht hatten – damals schon nicht schlecht und eine schöne Steigerungsrate!
Das Prinzip ist simpel: Ich trag mich in eine Liste ein, gebe meine E-Mail an, nach einem gesetzten Stichpunkt wird geschüttelt und nicht gerührt und jede(r) bekommt eine(n) Partner(in), der oder dem sie oder er eine Flasche Wein schicken soll (puh, gendern ist anstrengend!). Und dann ab die Post – und warten, ob man selbst welche bekommt!
Sylke und ich hatten beide mitgemacht (wir waren die Zwei über der schönen Zahl…) und im Vorfeld besprochen, was wir verschicken wollen: Gefragt waren Weine von Winzern mit Leidenschaft. „Wenn dir handwerkliche Weine … am Herzen liegen, dann mach mit.“ Gut haben es natürlich Winzer – die schicken was aus eigener Produktion. Sind wir nicht. Aber einfach in den Keller stapfen und was aus dem Regal holen? Nein, das geht nicht: Wir beschlossen: Es sollte ein sächsischer Wein sein. Den kennen ja außerhalb des Elbtals immer noch nicht so arg viele. Aber was für einen (bzw. was für zwei)? Natürlich gibt es die üblichen Verdächtigen vom VDP – Klaus Zimmerling und Schloss Proschwitz. Und daneben vielleicht noch Martin Schwarz, Karl Friedrich Aust – oder Frédéric Fourré? Genau für den (bzw. zwei seiner Weine) entschieden wir uns!
Frédéric Fourré ist Franzose – und damit eine wirkliche Rarität in der sächsischen Weinszene. Als Sommelier kam er noch im vergangenen Jahrhundert ins Taschenbergpalais – wo wir uns kennen lernten. Es waren noch die Ausläufer der wilden Wechseljahre im Osten Deutschlands, und es war lustig, im Fünf-Sterne-Luxus-Hotel jemanden im Restaurant zu treffen, der viel von Wein und nicht so viel von der deutschen Sprache verstand. Mittlerweile ist das natürlich anders: Frédéric Fourré pflegt seinen kleinen französischen Akzent, der ihn noch ein bissl interessanter macht – spricht aber ansonsten perfekt deutsch. Und Weine verkauft er schon lange nicht mehr als Sommelier m Taschenbergpalais, sondern, beispielsweise, auf Winzerfesten und Weihnachtsmärkten. Seine Weine!
„So um 2001 habe ich angefangen, eigene Weine zu machen“, erzählt er. Zuerst hauptsächlich zum eigenen (Trink-)Vergnügen, viel Rebfläche hat man ja meist nicht in Sachsen. Frédéric Fourré hatte 0,3 ha. 2003 hatte sich die Fläche schon verdoppelt und Fourré beschloss, sich selbstständig zu machen. „Winzer ist ein unheimlich abwechslungsreicher und faszinierender Beruf!“ sagt er – und man merkt ihm diese Freude an, egal wann und wo man ihn trifft, ob zufällig im Weinberg (irgendwas ist ja immer zu tun), bei der alljährlichen Jungweinprobe in der Stadt oder auf den Festen in Altkötzschenbroda, die ja irgendwie immer mit Wein zu tun haben. Fourré hat dort seinen Stammplatz und sein Stammpublikum.
Mittlerweile bewirtschaftet Fourré 2 ha, sein Wunsch wäre etwa die doppelte Größe. Das geht in Sachsen bekanntlich nicht so einfach, also muss man sich anders zu helfen wissen. Für die Erzeugung ist eine Lösung, sich Trauben zuzukaufen. Das macht er – die Trauben für den Chimäre de Saxe (90% Grauburgunder und 10 % Spätburgunder) stammen beispielsweise vom Radebeuler Goldener Wagen und aus Golk (Meissen). Im Marketing verlässt er sich einerseits auf die eigene Ausstrahlung, andererseits gehört Frédéric Fourré aber auch zur Gemischten Bude, dem freundschaftlichen Zusammenschluss von fünf Weinmachern und einem Weinhändler, die es zusammen auf irgendwas zwischen fünf und sechs Hektar bringen. Gutes kommt eben oft auch aus Kleinem!
Sachsentypisch ist die relativ große Rebsortenvielfalt trotz kleiner Flächen – das hat Gründe, über die man mal an anderer Stelle ausführlich nachdenken sollte. Frédéric Fourré hat Morio-Muskat (4%), Scheurebe (4%), Riesling (4%), Spätburgunder (4%), Gutedel (4%), Kerner (7%), Traminer (10%), Weißburgunder (14%), Grauburgunder (24%) und Müller-Thurgau (25%). Seine Weine sind nicht nur von einem Franzosen gemacht, sie sind auch französisch im Stil – wobei wir in den vergangenen zwei Jahren einen gehörigen Schub nach vorn (und zu eher steigender als gleichbleibender Qualität) feststellten. „Meine Weine sind Terroir-Weine,“ sagt Fourré, „ich versuche die Mineralität aus dem Boden zu ziehen und zu interpretieren.“
Soweit die Theorie. Die Praxis ergießt sich in genussreichem Trinkfluss, bei dem wir die Mineralität aus dem Boden der großartigen Lage Goldener Wagen einfach nur wegsüffeln. Ignoranten sind wir! Nein, ehrlich: Die Chimäre de Saxe gefiel uns schon bei der ersten Probe im Mai sehr gut, jetzt haben wir ihn noch einmal probiert und fanden, dass ihm die zusätzliche Reifezeit gut getan hat. Die Chimäre, ein Mischding, wurde teilweise im großen Holzfass ausgebaut – was man vordergründig nicht merkt. Aber er ist dann eben nicht gleich weg – und im Abgang freut man sich, dass da Holz im Spiel war. Von der Scheurebe gibt (bzw. gab) es nur 2.000 Flaschen zu 0,5 Liter – es ist Wein von jungen Reben, den es in diesem Jahr erstmals gab – nur beim Winzer, auf den Weinfesten und in ausgewählten Restaurants.
Wer in seinem Trinkgedächtnis Scheurebe als eher stinkigen Wein gespeichert hat, muss hier umswitchen: Die Scheurebe von Frédéric Fourré schnüffelt fruchtig-frisch und enttäuscht beim Trinken nicht. Aprikose, Stachelbeere, Litschi – alles zurückhaltend und nicht vordergründig – schade, dass es da so wenig gibt. Ach ja, die Scheurebe ist feinherb. Aber sie hat ja die Mineralität des Goldenen Wagens – passt also!
Weinbau Frédéric Fourré
Kleiststraße 12
D – 01129 Dresden
Telefon: +49 (0)179 – 67 90 863
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