Als wir uns vor gut eineinhalb Jahren bei der Jungweinprobe der Gemischten Bude kennen lernten, war der erste Eindruck so: „Und, mal nebenbei, der Herr Kretschko ist ein famoser Kerl, mit dem man viel Spaß haben kann. Mögen mehr Weinflächen zu ihm kommen!“
Fromme Wünsche, denn so einfach ist das ja nicht! 0,65 ha Fläche hatte er damals – mittlerweile bewirtschaftet Kretschko immerhin 1 ha, die aber nicht zusammenhängend, sondern verteilt auf Flächen Am Goldenen Wagen, dem Radebeuler Johannesberg und in der Großlage Meißen. Unter wirtschaftlichen Aspekten macht das nicht gücklich – aber warum wagt so einer wie Andreas Kretschko, der von 2005 bis 2012 Weinbau- und Außenbetriebsleiter des Staatsweingutes Schloss Wackerbarth war, den Schritt in die Selbstständigkeit? Es ist wohl das Vergnügen, komplett für das Produkt verantwortlich zu sein, das ihn antreibt. Kretschko hat in Geisenheim Weinbau und Önologie studiert und bringt entsprechendes Wissen mit. Als wir ihn in diesem Jahr während der Ernte besuchten, gab’s gleich eine praktische Demonstration: die neuen Erntehelfer erfuhren im Schnellkurs die wesentlichen Dinge über die Trauben – und auch, warum sie etwas tun und andere Dinge besser lassen sollten. Kenntnisreich und mit angenehmem Tonfall lief der Schnellkurs für die Erntehelfer ab – die dann in der Mittagspause, wie sich das gehört, auch gleich einen praktischen Teil in Sachen Wein genießen konnten…
„Es erfüllt mich mit viel Freude, einen Weinberg in dessen Zusammenspiel mit der Natur und den Reben zu fühlen, um dann das Bestmögliche aus dieser Konstellation zu gewinnen“, schreibt Kretschko auf seiner Homepage. Aber auch im Keller – der nicht ganz dem üblichen Bild der Weinromantik entspricht und etwas unspektakulär im Wohnhaus in Liegau-Augustusbad zwischen Radeberg und Dresden liegt, dreht Kretschko an den Schrauben, damit ein Wein nach seinem Geschmack draus wird. Kräftig und würzig soll er sein, sagt er und ist stolz auf die alten Reben. „Die machen das erst möglich, sie wurzeln tief!“ So ein alter Rebstock mit dickem Holz hat es dann auch aufs Etikett gebracht, das die Flaschen der Kretschko-Weine ziert.
Jeder der vier Weine, die es bei Kretschko gibt, hat den Winzer bei seinen Proben im Jungweinstadium zu drei Begriffen inspiriert – und sie stehen auf den Etiketten mit drauf. „Beginn, Gesellschaft, Gespräche“ lesen wir beim wunderbaren Weißburgunder, „Rassig, Gegensätze, Salz“ steht auf dem Riesling. Ich hatte ihn auf der Jungweinprobe der Gemischten Bude und etwas später beim Picknick im Weinberg probiert und fand, dass dieser mineralische Riesling viel besser als jedwedes Salz auf noch so schöner Haut sei – und hätte mir gewünscht, den etwas später noch einmal zu probieren. Die Idee fand der Winzer auch gut – Andreas Kretschko sagte mir: „Am liebsten würde ich möglichst spät abfüllen und erst ab September verkaufen!“ Aber das haut aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht hin. Im September ist man, wenn man nur rund 4.000 Flaschen von allem hat, ja eher schon mal ausgetrunken…
Also geht die reservierte letzte Kretschko-Riesling-Flasche aus dem Vorrat nach Köln, wo es beim WineWichteln noch jemand gab, der sich für sächsischen Wein interessiert…
Weinbau Andreas R. Kretschko
Weinbauberater
Langebrücker Straße 67
01454 Radeberg
Tel. +49 152 / 33 86 80 19
www.kretschko-weine.de
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