Eine Tafel am Wanderweg der via algarviana – dem Wanderweg quer durch die Algarve, den wir einen Abschnitt lang in der Nähe von Monchique entlang wandern – klärt auf über die Vielfalt der Natur hier in der Gegend. Im 76.000 Hektar großen Gebiet gibt es 22 geschützte Lebensräume für Pflanzen, darunter Kastanienhaine, Eichenwälder, Eukalyptus- und Pinienbäume. Obendrein kriecht und fleucht es dort wie verrückt, was man aber beim Wandern nicht so unbedingt mitbekommt – es sei denn, die Iberische Smaragd-Eidechse winkt einem zu oder der Habichtsadler zieht seine Kreise hoch oben in den Lüften. Aber die Tafel verweist auch auf große Feuer in den Jahren 2003 und 2004, die große Teile des Waldes zerstört hatten. „Diese Region befindet sich an einem Wendepunkt, der hoffentlich zur Wiederherstellung der Vegetation und der botanischen und tierischen Werte führt, die die Serra de Monchique zu einem einzigartigen Ort machen.“ steht dann noch auf dem Schild, das wir bei unserer Wanderung im Oktober 2017 lasen.
Nicht ganz ein Jahr später ist diese Hoffnung in weiten Teilen des Gebiets hinfällig: eine Woche lang wüteten Anfang August 2018 Waldbrände rund um Monchique und vernichteten rund 27.000 Hektar Wald.
Unsere Wanderung begann etwas außerhalb von Monchique. Der Müller-Wanderführer Algarve, der uns auf die Tour brachte, empfahl als Startpunkt „ein großes rotes Haus“ – ich frag mich ja immer, wie die Großes-Rotes-Haus-Bewohner das finden, weil die Wanderstarter ja auch ihre Autos dort parken. Aber wenn sie böse sind, können sie ja das Haus umtünchen und haben (wenigstens bis zur nächsten Auflage) Ruhe. Der Wanderweg GR13 beginnt alsbald – und zwar gleich so richtig schön: Korkeichen! Untenrum nackich, weiter oben wuschelig. Dünne und dicke, einfache und verzweigte Bäume. Nicht nur für Weinliebhaber eine tolle Landschaft, sondern auch für Fotografen. Und für fotografierende Weinliebhaber sowieso…
Dem Korkeichenwald folgt der Eukalyptus. Klingt exotisch, ist auch erst mal nett anzusehen – aber nicht ganz unproblematisch, worauf Cornelia Hempel im Müller-Wanderführer erfreulich deutlich hinweist: „Auf gerodeten oder abgebrannten Waldflächen und aufgegebenen Feldern verspricht er durch sein schnelles Wachstum und seine Verwertbarkeit in der Papierindustrie schnellen Gewinn. Die ökologischen Folgen sind jedoch gravierend.“ Wenig Wachstumschancen für Unterholz, tiefe Saugwurzeln, die das Grundwassersystem durcheinander bringen und die für die heimische Tierwelt ungenießbaren ätherischen Öle im Blattwerk sind nur drei Gründe, aber vor allem: „Zudem brennen die ölhaltigen Blätter wie Zunder – unter anderem ein Grund für die großen Waldbrände in ganz Portugal.“
Noch ein wenig weiter (und immer brav bergauf) lässt die Vegetation nach, letztendlich ist die Kuppel komplett baum-, busch- und nahezu wegelos – aber ein Turm, von dem aus im Sommer nach Feuern Ausschau gehalten wird, gibt als markantes Zeichen den Weg vor. Windig ist’s hier oben auf dem Picato. Es ist mit 773 m Höhe der zweithöchste Berg – auf den höchsten kann man gucken: der Fóia auf der anderen Seite von Monchique ist 902 m hoch – aber erstens kommt man nicht bis zum Gipfel und zweitens führt eine Straße hoch bis zum Plateau, wo eine Snackbar und genügend Parkplätze für Busse sind. Nicht unser Ding. Die Aussicht vom Picota ist nicht minder schlecht, zumal wenn die Küste im dunstigen Wärmenebelschleier liegt. Immerhin: die Mündung des Arade sehen wir, und der Fluss (den wir schon beschippert hatten) glänzt auch ganz fein im Sonnenlicht.
Beim Weg zurück kommen wir schnell in bewaldetes Gebiet – dieses Mal ist es die Abteilung Food (ohne Beverage): Erdbeerbäume mit reifen Früchten und jede Menge Esskastanien. Derlei essbare Landschaften bereiten uns großes Vergnügen – Konkurrenz in Form von Wildschweinen ward auch nicht gesichtet, also alles gut. Eine offensichtlich sehr alte und durch die Laune von Wind und wahrscheinlich vor allem Wetter zweigeteilte Korkeiche gibt noch ein nettes Fotomotiv ab. Monchique taucht immer mal wieder auf: unser nächstes Ziel für ein richtiges Essen.
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