Neulich waren wir bei einem Winzer in Italien. Wir hatten fünf Weine und ein Buch (Urbino a Tavola, eine sehr schöne Co-Produktion eines Gastronomen und eines Journalisten aus Urbino) zu zahlen, alles zusammen sollte 65 Euro kosten. Ich gab 70 und bekam zehn heraus – plus eine Flasche Rosé zusätzlich, um den Karton optimal zu füllen. Wahrscheinlich wegen des Muts, ein Buch in italiensicher Sprache zu kaufen…
Einige Tage später aßen wir mittags in einem Restaurant mit Blick aufs Meer. Natürlich gab es ganz zum Schluss zwei Flaschen und zwei kleine Gläser – Selbstbedienung für den Verdauer zum Espresso. Beim Bezahlen vorne beim patrone druckte der die Rechnung aus, sah drüber und strich die Summe durch. Er murmelte was von „non è vero…“ und schrieb statt der ursprünglichen 55,50 € (bei denen in der Tat was fehlte: der caffè nämlich!) 50,00 € hin.
Weitere einige Tage später in Lindau am Bodensee fragten wir, ob wir zu der bereits an den Tisch gebrachten Suppe vielleicht auch etwas Brot haben könnten? „Nun ja!“ säuselte der Kellner – und berechnete die Scheibe Graubrot später mit 0,30 €.
Einige Tage später saßen wir mittags in einem Restaurant mit Blick auf den See. Wir hatten zwei gute Vorspeisen genossen und fragten, ob wir für Hauptgang und Dessert wieder hier sitzen könnten, um den Sonnenuntergang zu genießen? Die Servicekraft bejahte und notierte sich den Namen. 18.30 Uhr war vereinbart. Als wir kamen, war nicht nur „unser“ Zweiertisch besetzt, sondern auch alle anderen an der Reeling. Die uns bekannte Servicekraft erinnerte sich nicht an uns, murmelte etwas von „wir reservieren grundsätzlich keine festen Tische!“ und bot uns einen Ersatz-Zweier an. Direkt an der Seitenmauer mit Blick ins Restaurant. Als wir den ablehnten, konnte sie es gar nicht verstehen…
Viel später irgendwo in Sachsen. Am Ende des Abends lautete das Angebot der Bedienung: „Kaffe, Espresso, Capucchino oder lieber was anderes?“ und auf die (zugegeben etwas gemeine) Antwort: Lieber was anderes dann nur ein „Ah, also Latte macchiato!“ kommt, dann ist das nicht schön. Traurig waren wir nur, als auf unsere nächste Einlassung (angesichts des in zwei Metern entfernt stehenden Wagens mit Bränden, Geistern und anderen Möglichkeiten eines netten Abschlusses) „Wir hätten eher gern was Kaltes!“ ein beherztes „Ach so“ die Antwort war – gepaart mit Entschwinden und erst einmal Nimmerwiedersehen. Als sie sich später stereotyp erkundigte, ob alles in Ordnung sei und wir wahrheitsgemäß mit „nein!“ antworteten, kam heraus: sie hatte das für einen Scherz gehalten. Der Kollege richtete es dann, in gewünschter Gelassenheit und Kompetenz.
Sehr amüsante Anekdoten – wenn man es nicht selbst in der Situation so unlustig finden würde! Wir hatten letztens erst in großer Runde in einem bekannten zentral gelegenen Restaurant in Dresden ein ähnliches Erlebnis von Service-Amnesie.