Wie war’s dieses Jahr bei der Dresdner Schlössernacht? Wer so fragt, bekommt meistens als Antwort erst einmal ein Detail: „Das Feuerwerk war…“ – und dann ein hübsch beschreibendes Wort. In diesem Jahr könnte dieses eine Wort „klasse“ heißen, oder „toll“ oder, bei Schwätzern, „besser als im vergangenen Jahr!“. Stimmt alles! Und sonst so?
Sonst so war es am Anfang feucht-fröhlich der einen und später dann feucht-fröhlich der anderen Art. Die eine war witterungsbedingt und nicht so doll, denn es schiffte mindestens eine Nummer zu heftig. Aber: „Wenn die Dresdner feiern wollen, sind sie einfach wetterfest“, befand Mirco Meinel vom Veranstalter First Class Concept. Außerdem waren die 6.000 Karten (wie immer, muss man sagen) bereits alle im Vorverkauf vergeben – da wählt man eben die etwas robustere Kleidung und lässt sich den Abend nicht weiter vermiesen.
Die andere Art feucht-fröhlich konnte nach rund 90 Minuten regnerischer Mutprobe bei dann trockenem Wetter an den zahlreichen Zelten mit Bier, Wein und abwechslungsreichem Essen angegangen werden. Und siehe da: wo es während des Regens noch recht einfach war, das Gewünschte zu erstehen, musste danach geduldig angestanden werden.
Die kulinarische Bandbreite war wie gehabt (es war ja bereits die elfte Schlössernacht, man merkt die Erfahrung, die erfreulicherweise freilich nie in Routine erstarrt) groß: von Bratwürsten aus Thüringen bis zu veganem Burger aus Krippen waren’s vielleicht fünf Meter. Insgesamt sollen es 60 Orte gewesen sein (wir haben nicht nachgezählt!), an denen man hätte satt werden können. Eine Auswahl in drei Akten: Heimspiel hatte – wie immer – Martin Thomas vom Restaurant auf Schloss Eckberg. Atlantik-Seeteufel mit Nordseekrabben-Paella sind für so einen Abend schon mal eine Ansage! Am anderen Ende des Areals hatte das Team vom Stresa das Bürgermeisterstück vom sächsischen Wiesenkalb 24 Stunden sous-vide vorgegart und dann live für alle in der Warteschlange gut sichtbar gegrillt – mit Gemüsepfanne, Grillkartoffel und BBQ-Sauce eine schmackhafte Angelegenheit!
Im Gourmetgarten hatten Henrik Groß (e-Vitrum by Mario Pattis), Benjamin Unger (Blauer Engel, Aue) und Daniel Fischer (Restaurant Daniel) nicht nur gut zu tun, sondern auch viel Spaß miteinander. Wer wollte, hätte hier ein ganzes Menü genießen können, mit Austern vorweg, drei Hauptgängen (zur Wahl oder parallel…) und Dessert. Wer es gewollt hätte, hätte auch drei Currywürste mit unterschiedlichen Saucen probieren können – von würzig-rauchig über asiatisch mit Ananas-Curry bis zu hot’n’spicy, was bekanntlich für reichlich scharf steht. Der Sachse allgemein gilt ja als pfiffig, weswegen sich viele eine Wurscht mit den drei Saucen bestellten. Solange die Saucen in der richtigen Reihenfolge genommen wurden, durchaus eine akzeptable Möglichkeit.
Wie gesagt, das waren drei von vielen. Ähnlich war’s auf der Getränkeseite. Biertrinker aller Geschlechter fanden überall das Angebot der Meißner Schwerter Privatbrauerei – die ist Hauptsponsor des Events und hatte neben dem Privat-Pils mit dem „Elbsommer“ eine Spezialität dabei – ein untergäriges, naturtrübes und erfrischendes Bier, das wohl auch mit der Hoffnung auf eine laue Sommernacht mit im Angebot war. Aber man kann ja nicht alles haben. Dafür gab’s bei den Weinkollegen aus Meißen – dem Schloss Proschwitz – neben unserem persönlichen traditionellen Starter (dem Pinot-Rosé, ein Sekt mit traditioneller Flaschengärung) noch den 2018 Rosé als Gutswein. Und der ist auf dem Weingut selbst bereits ausverkauft… Am Lingnerschloss landeten wir nicht zufällig auf der Terrasse am Stand von Müller Drei – den gab’s nämlich genau an der gleichen Stelle vor einem Jahr auch schon dort, und wir hatten gute Erinnerungen, die es aufzufrischen galt. Hat wieder geklappt! Auch traditionell ist der Besuch beim Winzer Lutz Müller, dessen Scheurebe keinen Vergleich zu scheuen braucht…
Mit den Themen Essen und Trinken sind zwar schon zwei elementare Eckpfeiler der Schlössernacht beschrieben – aber natürlich ist da mehr! Wir hörten Dire Straits, erlebten Frank Sinatra und hätten uns auch noch Robbie Williams anhören können – alle zwar nicht im Original (wie denn auch?), sondern als Cover, das aber auf angenehmste Weise. Auch hier war’s unmöglich, alles mitzunehmen – bei rund 250 Künstler, die auf 15 Bühnen und Spielstätten insgesamt 83 Konzerte bestritten. Unter den Live-Acts waren Bands wie Nightfever, Tumba Ito oder die Swing Delikatessen. Außerdem dabei: Pohlmann, der seit seinem Hit „Wenn jetzt Sommer wär“ (wie passend…) fünf Alben seiner berührenden Musik aus Pop, Rock, Soul und Folk veröffentlicht hat. Und dann sind da noch, last but not least, die fabelhaften Elbhang-Zombies. Grandiose Schauspieler/Musiker, die Bekanntes mit skurrilen Texten singen. Schenkelklopfer und Gaumengluckser, allerley Sinnstiftendes für Menschen mit schrillem Humor.
Hätten sie nicht rechtzeitig aufgehört, hätten wir das Feuerwerk verpasst, was nun wirklich schade gewesen wäre…
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