Bei der vorweihnachtlichen Frage, wer denn nun den längsten habe, rief natürlich August ganz laut „Ich! Ich! Ich!“ Wobei er – ganz im Gegensatz zu vielen anderen im Volksmund beliebten Gerüchten wie Zahl der Kinder oder eigenhändig gedrückte Delle im Eisengeländer auf der Brühlschen Terrasse – an dieser Stelle völlig korrekt Hurra gerufen hat: vom Goldenenen Reiter bis zum Jorge-Gomondai-Platz erstreckt sich über 450 Meter der Augustusmarkt.
Der Markt ist nicht nur lang, er ist auch schön – vor allem freilich in der Dämmerung, wenn man schon die Wirkung der Lichter erlebt und die weißen Pagoden, die an das legendäre Zeithainer Lustlager erinnern sollen, zwar noch erkennbar, aber nicht mehr so knalleweiß sind. Lichtergirlanden und Herrnhuter Sterne geben ihr Bestes, und in der Mitte steht ein blauer Baum. Blau! Und kitschig, mit Tropflicht! Aber wie so oft: wenn es nur gehörig overkitschig genug ist, wird’s wieder erträglich.
Das Angebot auf dem Augustusmarkt ist einerseits weihnachtsmarkttypisch und andererseits auch ein bissl anders: unter den 108 Ständen/Zelten gibt es unter anderem Kuscheliges vom Schaf, Käsestände, Erzgebirgisches Kunsthandwerk und auch so Schnulli wie Mützen und Schals, falls es mal einen unerwarteten Temperatursturz geben sollte. Aus dem großen Angebot der Abteilung lass uns nicht verhungern oder gar verdursten haben wir über den sensationell guten Gänseburger ja schon berichtet. Aber da geht natürlich mehr: Afrikanische Küche, indische Spezialitäten und solche aus Portugal. Bratwürste und Langos gibt’s ja sowieso, und ganz wichtig in Zeiten wie diesen: Greta’s Butterplinsen.
Obendrein fanden wir – ganz am Anfang, wenn man beim Goldenen Reiter startet, ein Zelt mit schwäbischen Spezialitäten. Was da passiert, ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen kommt da ein Herr (es ist, erfahre ich bei einem zweiten Besuch im Gespräch) der Chef vons Ganze, der Ludwigsburger Unternehmensberater Heiko Laur) mit kleinen Probiergläsern vors Zelt und bietet Kost(enlos)proben an: Glühwein rot oder weiß (beide von der Remstalkellerei und beide sehr süffig!) sowie einen Hot Aperol (mit Riesling verdünnt 😉 ) So kommt er mit vielen Gästen ins Gespräch – und wie das so ist: nicht wenige kommen ebenfalls aus Schwaben! Dresden ist der jüngste Stand des Unternehmers, Laur ist zum ersten Mal dabei – „deswegen komme ich auch selbst vorbei!“ Zu naschen gab’s übrigens auch von der Maultasche, in der eine sehrt pikante Füllung vom Schwäbisch Hällischen Landschwein steckt. Das Anteasern klappt, ich war nicht der einzige, der dann der Probe eine Bestellung hinterher schickte.
Am Ende unseres zweiten Besuches in diesem Jahr gab’s übrigens Wachtel. Und zwar nicht als achtel Wachtel und auch nicht als halbe, sondern als Friederike, die City-Managerin. Sie las an jenem Abend im Rahmen der sehr schönen Reihe Adventsgeschichtenkalender im Barockviertel in der Goldschmiedewerkstatt von Barbara Oehlke. Schön skurrile Geschichten von Horst Evers – denn früher war mehr Weihnachten!
Augustusmarkt
vom 28. November bis 23. Dezember 2019
Mo–Do 11-21 Uhr
Fr 11- 22 Uhr
Sa 10-22 Uhr
So 10-21 Uhr
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