Vom Vergnügen, die Spitze zu probieren

Weinlunch mit Jochen Dreissigacker im Gasthaus zur Post

Weinlunch

Als Geheimtipp wurde das Weingut Dreissigacker einmal gehandelt – aber sobald man drüber schreibt, ist es ja nicht mehr geheim. Nun ist es also raus, und was soll man sagen? Der Wein ist wirklich gut! Wir haben einige probieren dürfen – beim Weinlunch im Gasthaus zur Post in Ladbergen [disclaimer: ein Kunde von mir].

So ein Lunch ist ja eine schwierige Sache: Es ist Mittag, es ist Sommer. Will man sich um diese Zeit wirklich schon mit Wein beschäftigen, zumal in potentiell größeren Mengen? Man will! Der Zuspruch jedenfalls war rege – und Zeit hatten auch alle mitgebracht, denn so ein Lunch zieht sich erfahrungsgemäß bis in den späten Nachmittag.

Zum Empfang im Garten des Gasthauses stimmte ein 2010er Gutsriesling auf den Tag ein. Die Visitenkarte des Weinguts, ein Brot- und Butterwein sozusagen: Die schöne mineralische Frische passte wunderbar zum sonnigen Gartenambiente. Und erstmals merkte man, was Jochen Dreissigacker meint, wenn er seine Devise verrät: „Aus Gutem will ich Herausragendes, aus Wohlschmeckendem Aufregendes und aus Gefälligem Charakterstarkes erwachsen lassen!“

Das Viergangmenü wurde dann im Biedermeier-Salon serviert. Oliver Lisso hatte es passend zu den Weinen komponiert, die er bei einem Besuch im Bechtheimer Weingut kennen gelernt hatte. Bechtheim? Ist das nicht der Ort mit dem vielen Wein, eine Gemeinde mit mehr Rebfläche als im Anbaugebiet Ahr? Genau: 654 ha bestockte Rebfläche verzeichnet die Gemeinde. Ein weites Feld, auch was die Qualität anbelangt. Da macht es Spaß und bereitet Vergnügen, die Spitze zu probieren!

Zum Auftakt des Menüs brachte das Serviceteam marinierten Kalbstafelspitz mit Frankfurter Grüner Sauce und Wildkräutersalat. Das sah aus wie ein Vitello Francoforte und bot in der Tat eine treffliche Alternative zum altbekannten „tonnato“. Der Wein dazu: ein 2008er Hasensprung Riesling mit feiner Würze – die hat er vom schweren Tonboden des Weinbergs.

Keine 300 Meter weiter steht der Geyersberg, und das ist eine Kalksteinlage mit Südhang. Der Wein ist das Flaggschiff der Dreissigacker-Rieslinge und brauchte ein wenig Luft, um seine Mineralität zu entfalten. Aber die Zeit gönnen wir dem Wein und naschen vom Liebstöckel-Risotto mit gefüllter Strauchtomate und konfiertem Pulpo, bei dem der Liebstöckel fein zurückhaltend war und die Erbsen sich in der Tomate versteckt hatten. Der fein aufgeschlagene Saucenspiegel zum Risotto und der 2009 Geyersberg Riesling passten perfekt – ein Gang, den man am liebsten zweimal gegessen (und getrunken) hätte!

Zum Hauptgang hatte Küchenchef Oliver Lisso sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Smoked Beef vom Grill mit Pfefferkirschsauce und cremigem Zuckermais. Zwei Weine standen bereit, dagegen anzustehen (denn der Rauch im Steak ist schon sehr intensiv): 2010er Westhofener Chardonnay und 2007er Höllenbrand Spätburgunder. Der kernige Chardonnay gewann, erstaunlich erstaunlich, gegenüber dem Spätburgunder, der zwei Jahre im Eichenfass gelagert hat.

Ausklang mit Mille-Feulles mit marinierten Beeren und Knusperkaramell. Und einem ungeheuer konzentrierten 2007 Riesling Auslese (der eigentlich eine Beerenauslese war, aber man untertreibt neuerdings ja gerne)…

Gasthaus zur Post
Dorfstr. 11
49549 Ladbergen
Tel.: +49 5485 93 93 0
http://www.gastwirt.de

[Besucht am 7. August 2011]

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