Immer wieder großartiger Eigengeschmack

Abseits und doch im Zentrum: Gregor Merker kocht im TOPF SECRET

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Verrückt: Mehrfach hatten wir zaghaft versucht, einen Tisch im Restaurant in der Grünen Straße (Mitten im Zentrum Dresdens, aber doch ein bissl ab von den Laufwegen) zu bekommen. TOPF SECRET heißt das, was ein gefährlicher Name ist, denn deutsch ausgesprochen klingt das ja eher schleimig – aber so hat’s Koch und Inhaber Gregor Merker sicher nicht gemeint. Er hat, nehme ich an, wohl eher an eine sprachspielerische Variante aus top secret wie streng geheim gedacht und sich dann ins Denglische verrannt und ein Topfgeheimnis gebastelt. Aber wer denkt denn schon über sowas nach? Wir, denn wir hatten ja mehrfach keinen Platz bekommen und somit Zeit zum Nachdenken: alles besetzt, immer wieder!

Sowas ärgert uns nicht, sondern bereitet uns ehrlich Freude: Nichts ist toller als ein Restaurant, das läuft! Na gut, ein bissl schöner ist es dann schon, wenn es mal klappt: Wir waren zu dritt – und hatten (an einem Donnerstag) das Restaurant fast für uns allein. Draußen vor der Tür, wo sich drei Tischlein an die Hauswand kuscheln, saßen noch zwei Stammgäste. Verloren kamen wir uns freilich nicht vor, denn erstens kam der Chef schon mal selbst mit raus und hatte sogar Zeit für den einen oder anderen Mini-Plausch und zweitens gab’s die nette Bedienung, die uns auch gut umsorgte (ohne uns zu sehr zu bedrängen: alles richtig, alles gut!

Eine Karte gibt es nicht, dafür eine Tafel: Auf der stehen drei Vorspeisen, drei Hauptgänge und drei Desserts. Wie schön, da kann man ja zu dritt gleich mal alles bestellen und sich dann untereinander einigen, wer was nimmt. Wer drei Gänge nimmt, zahlt zehn Prozent weniger – finden wir gut. Obendrein ermunterten wir den Koch (nein, ehrlich? wir drängten ihn!), die Portionen klein zu halten– denn nichts ist für uns schlimmer als ein Rotkäppchen-und-der-böse-Wolf-voller Rapumpelbauch am Ende des Abends. Hat auch fast geklappt – obwohl die sättigende Wirkung von Brotsalat ist schon enorm.

Womit wir beim Essen wären. Das kommt zwar frisch aus der Küche, ist aber – sagen wir mal: aus logistischen Gründen – nicht immer taufrisch, sondern schon mal aufgetaut frisch. Das war (um die einzige Mäkelei des Abends mal gleich loszuwerden) beim Fisch der Fall, und zwar so: Die Trilogie des Meeres (auf der Karte eine Triologie…) auf Tomaten-Zwiebel-Ragout an Orangen-Basilikum-Gnocchi sah auch ein fettes Stück Schwertfisch vor. Hm, lecker! Aber der pesce spada war uns doch zu arg durch und damit zwangsläufig etwas dröge. Weil unsere Bedienung freundlich lachend fragte, ob alles okay sei, trauten wir uns und wiesen drauf hin. Sofort kam der Merker Gregor aus seiner kleinen Küche, runzelte nur kurz die Stirn und bot sofort an, ein neues Stück zu bringen – weniger durch gegart. Exzellentes Krisen-Management – aber eben wie immer in solchen Situationen doch ein wenig doof gelaufen, denn das neue Stück zuzubereiten und das restliche Essen wohltemperiert und zusammen mit den Anderen am Tisch zu genießen ist ein unauflösbarer Widerspruch. Deswegen meckern wir ja meist nicht. Und ja, das zweite Stück war besser – aber Fisch ist frisch eben am meisten Fisch. Also, Leute: Öfter kommen, dann muss nichts weggefroren werden.

Wegen der liebevollen Behandlung waren wir freilich zu keinem Zeitpunkt missgelaunt – und alles andere war ja auch mehr als in Ordnung. Und die Freundin der Freundin bekannte im anschließenden Gespräch sogar: für sie wäre der Fisch so perfekt gewesen und sie hätte eher gemeckert, wenn er für uns recht gewesen wäre. Man kann es also kaum allen Recht machen – aber, fanden wir im Gespräch mit dem Koch am Ende des abends draußen vor der Tür dann raus, man könnte ja die Gäste nicht nur beim Steak nach dem gewünschten Gargrad fragen. Was uns ganz dolle gefiel war der Brotsalat, der Deftigkeit und Feines schön miteinander kombinierte. Die Tomatensuppe schmeckte – nach Tomate! Was zwar traurig ist, dass man das erwähnen muss, aber eben zeigt, dass es geht. Immer wieder großartiger Eigengeschmack zog sich auch durch die anderen Gänge (und ließ das Dreierlei aus dem Meer dann eben insgesamt auch nicht hintenüber fallen).

Was noch zu schreiben ist? Die Weinkarte ist übersichtlich, aber in Ordnung. Es gibt viele Weine auch offen – wir einigten uns auf einen 2013 Riesling von Dreissigacker, der vor, zum und nach dem Essen trefflich passte. Zum Preisgefüge: Der Dreissigacker kostet 6,30 € im 0,2 l Glas und liegt im oberen Ende, Wasser gibt’s als Tafelwasser mit Minze und Limette für 3,0 € pro halben Liter: gut so! Das Dreigangmenü kommt je nach Kombination des Angebotenen um die 30 Euro, was bei der Genussfreude auch absolut in Ordnung geht. Womit wir zur abschließenden Schlüsselfrage kommen: Gehen wir wieder hin? Knappe Antwort in zwei Buchstaben: nu! Wenn nicht ausgebucht sein sollte…

TOPF SECRET
Grüne Straße 19
01067 Dresden

Update November 2017: Geschlossen

Tel. +49 351 6535 1292
www.topf-secret.de


Öffnungszeiten:
Mittwoch – Sonntag 17 bis 23 Uhr (oder nach Vereinbarung)

[Besucht am 4. Juni 2015 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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