Neues aus der Klinik

Premiere von Wunderlandklinik 2 in Merlins Wunderland

Wunderlandklinik 2

Die Rezeptur ist bekannt, das Ergebnis neu. Aber dass dem so ist, ist auch bekannt – und gewollt: Never change a winning team und schon gar nicht ein Erfolgsrezept. Also war’s bei der Premiere von Die Wunderlandklinik Teil 2 im Restaurant-Theater Merlins Wunderland wie immer: Bekannte Gesichter, viel Musik und eine Geschichte mit so wenig Inhalt, wie man es aus Arztserien im Fernsehen gewohnt ist. Man kann also zwischendurch gerne mal sich mit der hübschen Nachbarin unterhalten oder man kann rausgehen auf ein Zigarettchen (bzw. mit der hübschen Nachbarin) und ist anschließend doch wieder voll im Stoff.

Merlins Wunderland ist ja ein wundersamer Ort – eine alte Scheune, lang und rustikal. Also kein klassisches Theater, obwohl da nahezu täglich sowas Ähnliches abgeht. Gelöst ist das Problem mit zwei Bühnen am einen wie am anderen Ende sowie einem Tisch, der als Laufsteg für die Schauspieler dient. Nah dran und wenn man (je nach Eigengefühl) Glück oder Pech hat auch ein prädestinierter Mitmachplatz.

DSC09221Mitmachen, miteinander ins Gespräch kommen ist sowieso das inoffizielle Hauptthema im Wunderland. Das geht schon los, wenn Dieter Beckert (der den Professor Dr. Dr. Dr. Trinkmann spielt) mit dem famosen Peter Till (Druckluftmaschinist, Tüftler und mit Beckert zusammen als Beulenspiegelteam für Idee, Buch und Regie verantwortlich) und Ludek Lerst (Wahnsinnsgeiger und Heavy-Guitarrist) Mucke machen. Alles irgendwann mal Hits gewesen, alles also Stoff für „weißt Du noch?“-Geschichten. Die Texte zu den bekannten Melodien waren natürlich wunderklinikneu, aber Texte vergisst man ja eh bis auf ein paar Fetzen gerne. Wir haben zwar nicht mitgeschunkelt, wo das möglich gewesen wäre, aber mitgesummt und mit dem rechten Fuß gewippt – für einen Ostfriesen schon eine beachtlich emphatische Leistung!

Das Essen in der WunderlandklinikZweite Mitmachgelegenheit: Das Essen. Da gibt’s in Merlins Wunderland eigene Regeln – wer sie nicht kennt, wundert sich vielleicht, irgendwann ein Häubchen auf den Kopf besetzt zu bekommen. Wieso? Warum? Weshalb? Ah, ganz einfach: Die Damen und Herren geben die Suppe aus! Derer zwei hängen im Kesel am Tisch, eine Karottenschaumsuppe mit Kokosmilch, Chili und Kräutercroutons und ein Feines Kartoffelsüppchen mit Meerrettich und Wurzelgemüse stehen zur Auswahl, man kann sie einzeln essen, nacheinander oder auch mischen (die verwegenste Variante, geht aber!). Auch der Hauptgang kommt nicht auf Tellern, sondern auf großen Platten: Gefüllte Rindsroulade, dazu feiner Apfelrotkohl und Kartoffelklöße in Semmelbutter – die Mengen sind großzügig bemessen, Futterneid kommt nicht auf. Die Roulade war mit Fleisch gefüllt, das kannten wir so nicht. Beobachtung am Teller: salzarm kochen sie nicht im Wunderland – aber der während der Show ständig wiederholte Trinkspruch (Have a drink on me – Prost!) ist ja nur die Animation fürs Ohr, man kann den Durst ja auch anders locken. Damit’s komplett wird: Zum Dessert tischten die als Schwestern und Krankenpfleger getarnten Servicekräfte Tiramisu mit Erdbeersoße in einer Spritze angerichtet, dazu marinierte Früchte und Rahm auf. Insgesamt eine ordentliche winterliche Ration Hüftspeck!

DSC09238Zurück zur Show, die zwischen den Gängen über die Bühne ging (und, siehe Anmerkung oben, auch über den Mittentisch!). Da galt es, den technischen Fortschritt zu bewundern: einen radikalen Nacktscanner. Durchleuchtet wurde der Herr Dr. König (Rainer König, der mit den grooooßen Augen und den spindeldürren Beinchen), den man auf diese Art und Weise so richtig skelettös erleben konnte. Gebastelt hat die Zaubermaschine Peter Till, der die Verbindung zwischen wirklichem Leben (er ist gelernter Werkzeugmacher) und Theaterrolle (er spielt den Dr. Frankenstein) herzallerliebst herzustellen wusste. Diese Szene verfolgten wir übrigens auf dem Monitor: Nicht von jedem Platz sieht man die Bühne immer richtig gut – aber wie bei Ferienfliegern gibt es Monitore für jeden – nur größer. Das macht die Abende zwar besonders („Wir gehen ins Theater! Wir gehen essen!“), aber doch irgendwie heimelig: einfach in die Glotze schaun!

Chinesische MedizinDie beiden Herren, die traditionell auf großem Fuß leben, kennen wir aus anderen Shows als die CvD (Clowns vom Dienst). Schlicht & Kümmerling, immer für einen Spruch gut, immer wandlungsfähig, sind quasi gesetzte Publikumslieblinge. Speziell die Herren im Publikum reagieren sehr angetan, wenn Oberschwester Monika (Twana Rhodes) den Saal rockt. Denk ich an Tina Turner in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht – oder so.

Ludek LerstAber die heimliche Liebe von vielen gilt natürlich dem Teufelsgeiger, der – wie es jemand am Tisch formulierte – am meisten zu arbeiten scheint: Ludek Lerst steht auf der Bühne, wenn Theater angesagt ist – und er ist on stage, wenn die Leute essen, um ihnen den Stehgeiger zu geben. Was heißt hier Stehgeiger – er kann auch teuflisch wild rummachen und die Leute begeistern. Mein Held des Abends!

Merlins Wunderland
Zschonergrundstraße 4
01157 Dresden

Tel. 03 51/ 421 99 99
www.merlins-wunderland.de

[Wir waren am 30. Oktober 2015 zur Premiere von Wunderlandklinik 2 dort – auf Einladung mit Pressekarten.]

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