Das pralle Leben und was für alle Fälle

Retrospektive "VERBOTENE LUST – EVA-MARIA HAGEN" in der Galerie Holger John

Holger John

Das hat man ja nicht oft, dass der Galerist seiner Künstlerin bescheinigt: „Sie kann nicht malen, auch wenn ihr Vorbild Chagall ist!“ Huch, was macht er denn da, der Galerist? Er macht ’nen Schlenker: „Aber: man kann es zeigen!“ Na klar, sonst gäbe es ja die Retrospektive | Malerei von Eva-Maria Hagen nicht in der Galerie von Holger John in der Dresdner Rähnitzgasse. Und so ein wenig Kokettieren ist ja wie Klappern – und das gehört bekanntlich zum Handwerk.

Verbotene Lust heißt die Ausstellung, die eigentlich ja eine kleine Sensation ist: man muss ja erst mal rankommen an über 70 Bilder der großartigen Schauspielerin, Sängerin und eben auch Malerin. „Das hat es so noch nicht gegeben!“, sagt Galerist John. Ihr erstes Bild hat die Hagen 1969 gemalt, das (bisher) letzte 2004 oder 2005 – so genau konnte sich Holger John beim Besuch des Dresdner Presseclubs in seiner Galerie, die er „mein Klein-MOMA“ nennt, nicht festlegen.

Dafür hatte der Galerist, der seit Jahren mit der Hagen befreundet ist, köstliche Hintergrundinformationen zu bieten. Man muss wissen: wenn man den Holger John etwas fragt, ist der Abend eigentlich gelaufen. Der gelernte Freidreher (er hat das bei Hedwig Bollhagen gelernt… ) redet nämlich gerne – aber sehr angenehm, mit ruhiger sonorer Stimme, und vor allem gut: gescheit, unterhaltsam, abwechslungsreich, informativ. Bestes Theater!

Die Bilder, die jetzt im Dresdner Barockviertel als 42. Ausstellung des Galeristen (der ja selbst auch Maler ist – und einiges mehr: neben Töpfer auch Gebrauchsgrafiker, Absolvent der Kunstakademie Dresden, Eventmanager…), hängen, sind auf Leinwand, Holz, Türen, Buchdeckel und Pappe gemalt: „Eva malt auf allem was sich nicht wehrt!“, meint John. Und sie spart nicht mit Farbe, um nicht zu sagen: sie trägt dick auf. Und wenn Holger John die „verrückte Bildfindung“ der Hagen erwähnt, dann weiß man nicht so genau, ob das Lob oder Tadel ist. Aber irgendwie ist das ja auch egal, denn „nun schauen Sie sich doch endlich die Bilder an! Es lohnt sich, das gab es so noch nicht!“

Wo anfangen? Eigentlich auch egal, denn „das erste Bild sieht vom Stil aus wie das letzte“, sagt Holger John. Und inhaltlich geht es ja eh nur um das Eine. Me, myself and I, dann noch die Tochter (Nina Hagen) und die Enkelin (Cosma Shiva Hagen) – und immer wieder dieser blaue Vogel. „Das ist Wolf Biermann“ sagt Holger John – und alle wissen: Eva-Maria Hagens langjähriger Lebensgefährte. Und dann sieht man noch, wie der Galerist es einmal so schön umschrieb, das pralle Leben. „Verbotene Lust“, ganz offen präsentiert – mal so richtig prall, mal eher schlapp. Und – wie konnte das passieren? – eins für alle Fälle: „Das ist harmlos und dekorativ!“ Wenn das kein Kaufargument ist!

Die Ausstellung „VERBOTENE LUST – EVA-MARIA HAGEN. Retrospektive | Malerei“ ist noch bis zum 5. August 2018 [Update: verlängert bis zum 20. August] täglich (außer Mo) von 14 bis 19 Uhr zu sehen.

Galerie Holger John
Rähnitzgasse 17
01097 Dresden

Tel. +49 162 4772739
www.galerie-holgerjohn.com

Geöffnet: täglich außer montags 14-19 Uhr

[Update: Der Beitrag wurde bearbeitet, weil eine in der ursprünglichen Fassung erwähnte Person nicht genannt werden wollte]

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