Wer im Internet nach dem Balkon Dresdens sucht, landet schnell beim Luisenhof. Aus Gründen: Die Lage an den Elbhängen des Weißen Hirschs bietet nachgeradezu grandiose (Aus-)Blicke auf die Elbe flussabwärts bis nach Dresden und in die andere Richtung bis in die Sächsische Schweiz. Da kann und möchte man nicht meckern. Wir saßen, jahreszeitlich und witterungsbedingt, aber nicht auf dem Balkon, sondern im Wintergarten Dresdens: Im Restaurant, das mit großen Panoramafenstern auch zum Rausschauen einlädt. Auch nach Sonnenuntergang bietet die Stadt eine schöne Kulisse, und die Elbe sieht mächtig gewaltig aus, obwohl sie es ja gar nicht ist – aber die Flussauen sind ja nicht beleuchtet, und so schlängelt sich eben ein breites dunkles Band durchs Land.
Drinnen ist’s angenehm warm und hell. Sehr hell, eher italienische Verhältnisse, aber in so großen klaren Räumen wäre eine typisch deutsche Muschebubu-Beleuchtung vielleicht auch fehl am Platze. Die Smartphone-Knipser dürften erfreut sein: endlich einmal nicht so körnige gelbstichige Bilder!
Das Restaurant im Luisenhof Dresden nimmt in diesem Jahr erstmals am Menüwettbewerb Kochsternstunden teil. Küchenchef Stephan Kirchner hat dafür eigens ein Menü kreiert, das die klassisch-moderne Küche des Luisenhofs repräsentiert. Man kann es in drei oder vier Gängen testen und bewerten – wir gönnten uns natürlich alle vier Gänge. Das war aber auch gut so, denn sonst hätten wir ja das Rindertatar verpasst!
Das war nämlich richtig pikant, was vor allem am marinierten Ingwer lag, der der ordentlichen Portion eine angenehme Schärfe und eine leichte Süße verlieh. Wer denkt, dass man bei einem Tatar nichts falsch machen kann, mag vielleicht Recht haben – aber hier merkte man, was man alles richtig machen kann!
Nichts falsch machen ist ja generell schon die halbe Miete, und wenn ich in ein Restaurant der so beliebten Kategorie gutbürgerliche Küche gehe, dann ist es eigentlich alles, was ich erwarte – plus zusätzlich natürlich guten Service. Was gut bedeutet, definiert ja jeder für sich ein wenig anders – in der Regel bedeutet es für mich vor allem, dass die Bedienung freundlich ist – und dann vielleicht auch noch gerne so fix, dass man nicht den Eindruck hat, er oder sie würde sich ein Wettrennen mit einer Schnecke liefern. Wir hatten’s gut getroffen in allen Punkten!
Nach dem überraschend vorzüglichen Auftakt konnte die Küche das Niveau halten – vor allem der Gargrad des Hirschrückens (der unter einer sehr würzigen und kräftigen Kräuterkruste schönen Eigengeschmack entwickelte) begeisterte uns. Auf Nachfrage kam extra Sauce, was den Gang nach oben abrundete.
Eine gezielte Getränkebegleitung wurde leider nicht angeboten. Das Argument unserer Bedienung – „Sie könnten ja alle unterschiedlichen Geschmack haben“ – war zwar nett und artig vorgetragen, passte aber natürlich nicht wirklich: den unterschiedlichen Geschmack hätten wir ja auch beim Menü haben können! Da wünsche ich mir im nächsten Jahr mehr Mut, denn nicht immer sitzen dedizierte Weinkenner am Tisch, die sich aus der Karte das Passende aussuchen können. Wir hatten uns übrigens für einen Grünen Veltliner von Christoph Hammel entschieden, der mit Frische und Fruchtigkeit sowie schööööönem Abgang sogar den Hauptgang bestand.
Das Menü
- Feines Rindertatar mit mariniertem Ingwer und gerösteten Brotscheiben
- Frische Karotten-Kokossuppe mit gerösteten Zitronencroûtons
- Rosa gebratener Hirschrücken mit einer Kräuterkruste an Pfeffersoße, Wirsing-Granatapfelgemüse und Sellerie-Vanillepüree
- Dreierlei von der Blaubeere: Blaubeerküchlein mit einem fruchtigen Sorbet und knusprigem Chip
Die Getränkebegleitung
- „Wählen Sie gern aus unserer umfangreichen Weinkarte oder lassen Sie sich ein Getränk von uns empfehlen.“
Die Preise
- 4-Gänge-Menü 48,00 €
- 3-Gänge-Menü 39,50 €
Luisenhof Dresden
Bergbahnstraße 8
01324 Dresden
Tel. 0351.2877783-0
www.luisenhof-in-dresden.de
Öffnungszeiten
Mo – Sa 11-23 Uhr
So 9-22 Uhr
Hinweis:
Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.
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