Die kulinarische Seite des Fürst Pückler

Zu Gast bei Fürst Pückler – ein Buch mit Rezepten und Geschichten über Fürst Pückler

Ach, wenn nur diese Superlative nicht wären! Irgendwann im Frühsommer erreichte mich eine Pressemeldung mit der Überschrift: „Zu Gast bei Fürst Pückler: Erstes Pückler-Kochbuch ist jetzt erschienen“. Fein, dachte ich mir, griff ins Bücherregal und zog dort das kleine Bändchen „Tafeln wie Fürst Pückler – Ein unterhaltsames Kochbuch“ heraus. Bernd-Ingo Friedrich hat es geschrieben, und es ist im Jahr 2010 im Görlitzer Verlag Gunter Oettel erschienen. Da halte ich also das allererste Pückler-Kochbuch in Händen – und vergesse erst einmal alles, worüber ich mich aufregen wollte.

Sowas kann die Stiftung-Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPM) als Herausgeberin des neuen Buchs (das frühere gibt’s, wenn überhaupt, nur noch antiquarisch) natürlich nicht wissen, oder? Doch doch, könnte sie: auch das frühere ist in Zusammenarbeit mit ihr entstanden, anders geht das ja gar nicht – aber egal, wie es so schön heißt. Der Prestel Verlag, der Zu Gast bei Fürst Pückler nun verlegt hat, ist in seinem Pressetext freundlicherweise näher an der Wirklichkeit.

Kartoffeln Semilasso im BuchUnd Übertreibungen sind ja auch gar nicht nötig. 224 Seiten stark ist das großformatige Buch – und Dank des Formats kommen natürlich die Bilder besonders gut. Die Fotos sind tres chic: auf originalem Tafelsilber sind die 65 Gerichte angerichtet, die Küchenchef Tim Sillack den alten Rezepten im modernen zeitgemäßen Stil nachempfunden hat. Die tollen Fotos entstanden in Pücklers originalen Speisezimmern und Sälen des Schlosses Branitz, was insgesamt schon ein sehr aufregendes Ambiente ist (Fotografin war übrigens Marina Jerkovic).

Tim Sillack, der Küchenchef im Branitzer Cavalierhaus, kommt ursprünglich aus Cottbus, hat aber als Koch rund um den Globus kulinarische Erfahrungen gesammelt, bevor es ihn zurück in die Heimat verschlug – zuvor war er seit Oktober 2016 Headchef in Hensslers Küche. Der Mann kann kochen und hat mit den über 3.500 Menüs für mittägliche Dejeuners und abendliche Diners, die Fürst Pückler (1785 – 1871) in fünf kostbaren Tafelbüchern der Nachwelt hinterließ, einen inspirierenden Schatz europäischer Kochkunst gelten.

An diesem Schatz kann man nun teilhaben, ihn lesend, blätternd, bestenfalls vielleicht sogar das eine oder andere Rezept nachkochend (und dann mach-genießend) ein wenig mit heben. Und wer lieber nur so etwas schlauer werden möchte: mit den beiden Autoren Marina Heilmeyer (Kunsthistorikerin und ausgewiesene Kennerin des „kulinarischen Fürsten Pückler“) und Stefan Körner (Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum) hat man genau den Typus von Schreibenden gefunden, der Wissenschaft lesbar aufbereiten kann: ohne Fußnoten, aber mit reichlich Wissen und feinsinnigem Humor.

Zu Gast bei Fürst Pückler
Die Tafelfreuden des Grünen Fürsten. 65 historische Rezepte neu interpretiert
Mag. Stefan Körner, Tim Sillack, Marina Heilmeyer, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Branitz (Hrsg.)
224 Seiten, 15 s/w-Abbildungen, 120 Farbabbildungen Gebunden 21,0 x 27,0 cm
Prestel Verlag | ISBN 978-3-7913-8858-8
38,00 €

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