Auf Juist sind: 22 Haushaltungen, 14 Pferde, 72 Kühe, 50 Ochsen, 35 Enten, 10 Füllen, 176 Schafe, 187 Lämmer, Vieh- und Landwirtschaft, daneben reiche Strandbeute.” Das schreibt der Juister Heimatforscher Willy Troltenier im Band “Juist gestern und heute” und meint das Jahr 1636. Die Zahlen können wir als überholt abhaken, was sich aber erstaunlicherweise gehalten hat, ist der Punkt “Strandbeute”.
Früher, erzählt man sich, sei die Strandbeute nicht immer freiwillig zur Insel gekommen: Falsch gesetzte Positionslichter halfen nach, den Schiffen reicher Handelsherren den Weg aufs Eiland zu weisen. Das ist heute nicht mehr so – wo kämen wir denn da hin. Aber nett ist die Geschichte aus der Neuzeit dennoch, in der es um Schuhe einerseits und um Holz andererseits geht.
Die mit dem Holz ist kürzer: Irgendwo nördlich von Juist ging vor gar nicht so langer Zeit bei Sturm eine Ladung feinen skandinavischen edlen Holzes über Bord. Dafür verantwortliche Stürme kommen in der Regel außerhalb der Saison, weswegen erstens wenig Touristen auf der Insel waren und zweitens die Juister Zeit hatten, das angetriebene Strandgut einzusammeln. Wie man hört, sollen Herrschaften vom Rathaus noch bei Hausbesuchen darauf hingewiesen haben, dass das Holz bitte dem rechtmäßigen Besitzer auszuhändigen sei – vergeblich. Statt dessen waren handwerklich Begabte mit der Herstellung neuer Treppen oder Schränke längere Zeit beschäftigt. Hört man so…
Die Geschichte der Schuhe begann auch mit einem Sturm, ist aber nur streng anonymisiert weiter zu erzählen. Der sie in der Kneipe berichtete, nannte zwar auch keine Namen, aber doch sehr eindeutige Berufsbezeichnungen – aber der Tresen einer Kneipe ist ja auch ungleich intimer als das Internet…
Nennen wir die handelnden Personen also einfach A und B.
Der A ging am Westende der Insel so für sich hin, als er einen Sack voller teurer Sportschuhe fand. Ohne lange nachzudenken, nahm er sich des Mülls an und brachte ihn zu sich nach Hause. Schöne, teure Markenware – welch Freude! Doch leider, leider waren das, wie A zu seinem Leidwesen feststellen musste, nur linke Schuhe.
“So’n Schiet” fluchte er und machte sich mit Fahrrad und angehängtem Bollerwagen auf den Weg, die dann doch recht wertlose Fracht zu entsorgen.
Unterwegs kam ihm der B entgegen – auf Fahrrad und mit Bollerwagen. Und weil die Juister sich kennen und freundlich sind, hielten die beide für einen kurzen Klönschnack an. Und das war gut so – denn auch B war auf dem Weg der Entsorgung: Er hatte am anderen Ende der Insel lauter rechte Schuhe gefunden! Mit friesischer Gelassenheit sollen die beiden noch an Ort und Stelle die Schuhe sortiert haben – und Juist hatte eine Saison lang Sonderangebote. Erzählte der Mann in der Kneipe voller Bedauern: Er hatte nämlich keins mehr abbekommen…
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