Doña Efigenia ist ein Medienwunder: Sie kommt quasi in jedem Reiseführer vor, es gibt zahlreiche Zeitungsartikel über sie – und auch hier taucht sie nun auf. Zwei Fragen müssen da unbedingt beantwortet werden: Hat sie es verdient? Und: Wer ist eigentlich Doña Efigenia?
Natürlich hat sie es verdient! Doña Efigenia ist eine mittlerweile etwas in die Jahre gekommene ganz liebe Wirtin, die vor Jahren (einige sagen: vor dreißig, andere meinen: vor 50) einmal ein Menü kreierte, das es seitdem Tag für Tag in ihrem Restaurant “La Montaña” im Örtchen Las Hayas auf La Gomera gibt. Den Entscheidungsprozess des Gastes hat sie damit verkürzt auf die alleinige Frage: essen oder nicht essen? Der Besucher, gerne auch die Besucherin, wäre töricht, diese Frage mit “nein” zu beantworten – denn was (Stand Herbst 2006) da für zehn Euro auf den Tisch kommt, ist ein schmackhaftes Erlebnis.
Das vegetarische Menü beginnt mit einem Salat, der zu einer pikanten Vinaigrette Tomaten, Grünen Salat und Früchte aus dem hauseigenen Garten auf dem Teller vereint. Das können Äpfel und Banane sein, das kann Avocado sein – was halt so da ist.
Dazu wird Gofio serviert. Gofio ist, richtig gemacht, nicht nur ein Sattmacher, sondern sogar lecker. Das Gemisch aus zwei Drittel geröstetem Mais- und einem Drittel Gerstenmehl wird bei ihr mit Suppe angemacht, sieht bedenklich unlecker aus und ist vorzüglich (auch wenn ich es nicht jeden Tag essen wollte). Dazu gibt es die für die Kanarischen Inseln so typische Mojo in der roten Variante, offensichtlich mit viel Paprika und wenig Peperoni, aber sehr schmackhaft zubereitet.
Nachdem man eigentlich schon satt ist, rollt der Hauptgang an: Eine vegetarische Suppe. Auch da ist drin, was der Garten gerade hergibt, auch sie ist köstlich. Wer ein wenig etepetete den bereits benutzten Teller abgeben will, erntet vom Personal nur ein müdes Lächeln: der wird bitteschön weiter genutzt! Warum auch nicht?
Dazu gibt es Wein. Der hier abgelichtete war als Weißwein bestellt, schmeckte beim ersten Glas etwa befremdlich, beim zweiten ganz ordentlich und ab dem dritten gut. Am Nachbartisch hatten sie Rotwein und wussten Ähnliches zu berichten.
Zurück zum Essen. Es fehlt nämlich noch das Dessert, in der Regel Mandelkuchen mit Palmhonig – wenn der aus ist, manchmal scheinbar auch Ziegenkäse mit Palmhonig. Damit das süße Zeugs auch ordentlich im Magen verklebt, reicht das freundliche Personal noch einen hausgemachten Orangenlikör. Dann noch ein Espresso (der hier natürlich so nicht heißt, aber die gleiche Wirkung hat) – und dann zur Krönung die Rechnung bei der Chefin persönlich. Sie spricht (spanisch, was sonst?) mit jedem Gast, zwingt ihm mit unvergleichlich bezauberndem Lächeln Bonbons auf, mehr Bonbons, noch mehr, geht ins Wohnzimmer und holt Nachschub: Wir hatten zusammen annähernd zwanzig Bömskes, fast wie im rheinischen Karneval. Nur dass man da nicht vorher so gut gegessen hat!
Restaurant La Montaña Casa Efigenia
Las Hayas
Valle Gran Rey (La Gomera)
Tel. +34 659 807 458
www.efigenianatural.com
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