Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht. Es dauert etwas, bis die Fotos wieder hier erschienen – sorry.
Dresden ist Welterbe – zwischen Pillnitz und Übigau ist ein Gebiet von neunzehneinhalb Kilometern Länger und knapp 20 Quadratkilometern Fläche seit Juli 2004 mit diesem Titel ausgezeichnet. Wie lange die Stadt sich noch mit dem UNESCO-Titel schmücken kann, ist fraglich – der vorgesehene (und bereits begonnene) Bau einer Brücke mitten durchs Elbtal hat die Erbetitel-Vergeber vergrätzt, sie wollen der Stadt den Titel aberkennen. Auf der roten Liste gefährdeter Kulturgüter steht Dresden schon. Zum Welterbe-Tag am 1. Juni daher ein wenig Werbung für den Erhalt dieser unvergleichlichen Kulturlandschaft. Wir machten einen Spaziergang mit Besuch aus Bremen – „The Guenni“ mit Fotoapparat nebst Frau und Hund begleiteten Sylke und mich auf einer kleinen Schlössertour.
Die drei Elbschlösser
Die drei Elbschlösser in Dresden stehen auf der rechten Elbseite zwischen Loschwitz (Blaues Wunder) und dem Waldschlösschen hoch über der Elbe am Hang. Am besten sehen kann man sie vom anderen Elbufer, wobei die Touri-Busse ihre Knipser-Ladungen an der Straße abkippen und die meisten Fotos von dort sicher nicht die schönsten sind. Blickt man so auf die Schlösser, erkennt man von links nach rechts Schloss Albrechtsberg (1850/51), die Villa Stockhausen (1850/53) und Schloss Eckberg (1859/61) – ein einmaliges Ensemble, das man abseits der ausgetrampelten Touristenpfade gut erkunden und Dresden dabei von einer etwas anderen Seite kennen lernen kann.
Start der Tour könnte zum Beispiel bei Schloss Albrechtsberg sein – da gibt es meistens einen Parkplatz, und eine Bahnhaltestelle ist auch nicht weit. Das Schloss hat eine nette Geschichte – weil sie einen kleinen Einblick in die piefigen Regeln des Adels im 19. Jahrhundert erlaubt. Unsere Geschichte beginnt mit James Ogilvy – einem schottischen Adligen, der 7. Earl of Findlater, 4. Earl of Seafield, Viscount of Reidhaven sowie Baron of Deskford and Cullen war. Außerdem war er schwul, weswegen er aus seiner Heimat ausgewiesen wurde und in Dresden quasi Asyl fand. Er kaufte, Geld hatte er offensichtlich genug, fünf zusammenhängende Weinbergsgrundstücke. Das Areal war groß genug, um später drei Schlössern Platz zu bieten (eben jenen drei Elbschlössern, die man heute sieht). Er selbst erlebte das jedoch nicht – bevor sein Landhaus an der Stelle des heutigen Schlosses Albrechtsberg 1811 fertig war, verstarb Lord Findlater.
Sex in the City, Part 2 folgte 1850: Prinz Albrecht von Preußen heiratete nach herrschender Meinung gleich doppelt falsch: Er hatte seine Ehefrau verlassen, weil er sich in ihre Hofdame verliebt hatte. Eine zweite Heirat nd dann auch noch nicht standesgemäß – das war zu viel. Auch Prinz Albrecht, der jüngste Bruder des späteren Kaisers Wilhelm I., suchte und fand Asyl in Dresden. Ausgerechnet in Sachsen, werden die Preußen gedacht haben. Wie auch immer: Im Auftrag des Prinzen erwarb Baronin Ernestine von Stockhausen, die Frau seines Kammerherrn, einen Großteil von Findlaters Weinberg. Ein Preuße – der Hof- und Landbaumeister Adolf Lohse – entwarf dann eins der wenigen spätklassizistischen Bauwerke Dresdens: Schloss Albrechtsberg. Lohse, ein Schinkel-Schüler, greift auf klassische Formen zurück – vielleicht wirken die drei Elbschlösser im ansonsten ja eher barocken Dresden deswegen auch so wohltuend anders.
Die Parkanlagen mit geschwungenen Wegen (die wir nun gleich gehen werden) hat auch ein Preuße entworfen: der Gartenbaumeister Eduard Neide, der (ebenfalls preußische) Hofgärtner Herrmann Sigismund Neumann führte sie aus. Es gibt Teiche, Felsen, einen Wasserfall, ein Viadukt und andere Brücken – ein abwechslungsreiches Stück Dresden umgibt das Schloss!
Wenn man vor dem Schloss steht und rechts dran vorbei geht, kommt man zuerst zu einem Winzer, der hier einen netten Wein macht. Man kann ihn (den Wein) dort kaufen und auch trinken – der Garten hinter dem Kavaliershaus ist grandios, und hoch über der Elbe gibt es (ich denke mal: nur für vorab angemeldete Gruppen) auch ein lauschiges Plätzchen, wo es schlimmeres gibt, als ein Glas Wein zu trinken. Besonders im Abendlicht ist die Stimmung hier unbeschreiblich, weswegen ich da auch gar nicht erst mit anfange…
Vom Winzer geht es parallel zur Elbe wieder Richtung Schloss. Man landet auf der hinteren Terrasse und sollte sich das Schloss zumindest von außen ansehen – auch mal nach oben sehen, nette Figuren! Den Blick runter zur Elbe wagen wir dann und sind bitte wieder voll begeistert, denn er ist einfach hinreißend schön. Ein Springbrunnen drängt sich ins Blickfeld zwischen uns und die Elbe. Den wollen wir von unten sehen!
Es geht etliche geneigte Wege und einige Stufen runter, man kommt an, will wieder hochsehen und bleibt erst einmal unten hängen: Hinter der schon von oben entdeckten Wassersäule und viel Wasser rund um sie herum gibt es einen Säulengang. Das „Römische Bad“ ist das hier, man sieht es auch (wenn natürlich weit weniger detailiert) vom anderen Elbufer. Chic chic…
(wird fortgesetzt) [Karte des Spaziergangs]
PS: Einen Welterbe-Kalender hatte ich 2005 im Weblog Aufgelesen veröffentlicht. Zwölf Bilder und zwölf kurze Texte zum Thema!
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