Das Elbsandsteingebirge hat, seit es im 18. Jahrhundert von den beiden Schweizer Künstlern Adrian Zinng und Anton Graff für den Tourismus entdeckt wurde (sie prägten den Begriff „ Sächsische Schweiz„), vor allem Maler begeistert: Die Stimmungen dort sind durch Licht und Felsen immer wieder anders, sie changieren zwischen kitschig-romantisch und verwegen-bedrohlich. Ein 112 Kilometer langer Wanderweg durchzieht dieses Gebiet – von Liebethal bei Pirna schlängelt er sich rechtselbisch durch den Nationalpark bis zur tschechischen Grenze, wechselt die Elbseite und führt zurück bis Pirna.
Und nun kommt’s: Man muss die 112 Kilometer nicht an einem Tag abhecheln! Acht Touren schlagen die Malerweg-Organisatoren vor – für unsereins immer noch zuviel: da bleibt ja gar keine Zeit zum Fotografieren! Aber man kann sich die Häppchen noch kleiner schneiden: Wir versuchten es mit einem Besuch des Papststeins am Morgen und einem Rundgang (mit Besteigung) des Gohrisch.
Weil frühmorgens, wenn man Glück hat, die Nebel so schön durch die Täler wabern, sind wir quasi vor dem Aufstehen aus den Federn gekrochen und die 390 Holzbohlen-Natur-Stufen und 101 Treppenstufen zum 451 Meter hohen Papststein hoch gehechtet. Den letzten Tag der Sommerzeit nutzend, erwarteten wir gegen 7 Uhr 46 den Sonnenaufgang – und waren pünktlich um 7 Uhr 31 mit aufgebautem Stativ auf dem Plateau des Tafelbergs aufnahmebereit! Die Täler rundherum waren mit Wattebäuschen ausgefüllt – im Dämmerungs-Grau-in-Grau schmiegten sich die Nebel nahezu unbeweglich an die Berge rundherum. Den Gohrisch gleich gegenüber erkennt man natürlich gut, je nach eigenem Standpunkt lugt manchmal links dahinter der Pfaffenstein mit der Barbarine hervor.
Richtung Osten kam Farbe ins Spiel: der Himmel wurde hell und blau, am Horizont tat sich ein orangener Streifen auf, der sich bald an einer Stelle beulte: Sonnenaufgang! Wie auf Bestellung düste der Jetset herbei und kondensierte Rauten in den Himmel: Was hätten die Maler vor zweihundert Jahren wohl daraus gemacht? Sie haben gegenüber uns Fotografen ja den Vorteil, Wunsch und Wirklichkeit geschickt vermischen zu können, sie können idealisieren und fantasieren, störende Vordergründe weglassen, fehlende ergänzen – der Kreativität und künstlerischen Entfaltung sind da keine Grenzen gesetzt. „Der Wanderer über dem Nebel“ vom begnadeten CDF beispielsweise zeigt eindeutig den Zirkelstein – aber die „Felsengruppe vor diesem Berg stellt den Gamrig bei Rathen dar“, wie die Wikipedia weiß. Eine schöne Animation zu diesem Bild fand ich übrigens hier – ganz unten auf der Seite. Einfach mal ansehen, lohnt sich!
Die Sonne verliert ihre morgendliche Schamesröte schnell, man mag nun gar nicht mehr direkt hinsehen – Zeit für einen Seitenwechsel: Den Blick gen Westen, auf den mit 448 Metern nahezu gleich hohen Nachbarn gerichtet – und auf die heute im allgemeinen Dunst eher zurückhaltende Festung Königstein weiter hinten. Rechter Hand lugt nur ein Zipfel des Lilienstein hervor – zwischen uns und diesem einzigen rechtselbischen Tafelberg liegt die Elbe – und dort treiben es die Nebel besonders dicke! 415 Meter hoch ist der Lilienstein – offensichtlich zu niedrig, um groß aus dem Wattebausch heraus zu lugen.Rund um den Königstein wabert es eher diffus: Aus dem Bodennebel im Tal wird ein Hochnebel, der sich als allgemeiner Dunst gar nicht gut auf die Fernsicht auswirkt. Aber man kann ja nicht alles haben – und nächstes Jahr sind wieder Elbnebel, ganz sicher! Wir haben uns ein Datum im Kalender schon mal notiert…
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