Besuch beim Commissario

Brunetti in Dresden-Striesen

Brunetti

Gibt es einen Zusammenhang oder gar eine innige Verbindung zwischen der Tätigkeit eines Kommissars und dem Essen? Ja, es gibt sie, zumindest in dem Wort Mordshunger. Vielleicht lieben wir ja deswegen den Commissario Brunetti aus Donna Leons Krimis so, weil er uns neben seinem Hauptjob bei der polizia nicht nur aufregende Momente verschafft, sondern uns auch Venedig in seinen unterschiedlichsten Facetten nahebringt – und gutes Essen gehört immer dazu.

Venedig ist weit, aber Brunetti liegt nahe: Seit dem 18. Januar nicht mehr am Neumarkt im Schatten der Frauenkirche, sondern in Striesen auf der Lauensteiner Strasse Ecke Augsburger Strasse – und irgendwie hat man das Gefühl, dass Brunetti dort besser aufgehoben ist: Weniger Chi-Chi, die Chance auf Bodenständigkeit – und, was Ausgeh-Orte anbelangt, in einem extrem netten Umfeld. Voll ist es übrigens trotz der nicht mehr so zentralen Lage, ohne Reservierung besteht zumindest am Wochenende kaum eine Chance auf einen freien Platz. Im Sommer kommen 80 Plätze im Garten hinzu, aber das wird wohl den Andrang nur nach draußen verschieben.

Im Restaurant erwarten den Gast dunkles Mobiliar und einfach, aber nett eingedeckte Tische: Kleines Deckchen, eine Blume im Glas, eine Kerze. Das Thema Brunetti zieht sich durch: An den Wänden findet man zum Beispiel eine (bebilderte) Zusammenfassung der Fälle des Commissario. Und die Karte ist durchsetzt mit Bildern und auch der einen oder anderen Information zu Donna Leon und ihrem Brunetti.

Wir können uns aber losreißen und bestellen „Vitello tonnato“ und „Ravioli Ricotta“ als Vorspeise. Die supernette Bedienung, die trotz vollen Ladens immer Zeit hatte und nicht nur gut beriet, sondern auch jeden Scherz mitmachte, überbrachte die Nachricht, dass Vitello aus sei und empfahl statt dessen Carpaccio. Beide Vorspeisen waren vorzüglich, die Parmesanmenge beim Carpaccio überraschend groß; die Ravioli mit Ricotta-Spinatfüllung in Salbeibutter und gehobeltem Grana fein abgeschmeckt; sie würden bei kleinem Hunger oder geschickter Zusammenstellung mit Salat oder Suppe durchaus auch als Hauptgang durchgehen.

Zum Hauptgang brachte uns der Service „Costata di Manzo“, ein durchgehend zartrosa gebratenes zartes Argentinisches Rumpsteak, das vor allem Dank feiner Gemüse (u.a. Fenchel, Tomate, Knoblauch, Oliven) mit Rosmarinkartoffeln den italienischen Hauch bekam. Tadellos auf den Punkt gegart der „Loup de mer“, ein Wolfsbarschfilet mit Pancetta an Salbeibutter. Das dazu servierte Risotto dazu gehörte eindeutig zu den besseren seiner Art – und auch hier gab das Gemüse mit den Rosmarinkartoffel zusätzliche Anreize für Optik und Geschmack.

Das hausgemachte Tiramisu bildete einen schönen Abschluss: Weder zu durchtränkt und dadurch pappsch noch zu trocken, fein abgestimmt im Geschmack. Die probierten offenen Weine – weiß wie rot – sind sehr ehrlich und passen prima zum Essen.

Brunetti
Lauensteiner Str. 11
01277 Dresden

Telefon: +49 351 48 50 818
www.brunetti-dresden.de

Geöffnet:
Montag bis Sonntag 11.30 bis 23.30 Uhr
Sonntag bei Brunch ab 10.00 Uhr

[Veröffentlicht am 11. März 2010 in PluSZ, Beilage zur Sächsischen Zeitung | Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

1 Trackback / Pingback

  1. Brunetti Centro: Französisches beim Italiener | STIPvisiten

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*