Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht. Es dauert etwas, bis die Fotos wieder hier erschienen – sorry.
Wenn der Görlitzer (und selbstredend auch die Görlitzerin) einmal hoch hinaus will, treibt es ihn (respektive sie) auf die Landeskrone. Das ist, lese ich, der Hausberg von Görlitz. Das Prädikat ist indes leicht verdient, denn außer der 420 Meter hohen Landeskrone ist rundum nur flaches Land, und da alles relativ ist: dieses flache Land erstreckt sich in etwa 198 Meter über Normalnull, so dass ein gewaltiger Aufstieg von rund 222 Metern bevorsteht!
Um uns seelisch darauf vorzubereiten, eilten wir vorab zum Weinhändler unseres Vertrauens, der neben tröstenden Worten meist auch einen guten Wein zum Probieren bereithält. Wir sollten nicht enttäuscht werden, denn aus der Kategorie „leicht, frisch, sommerlich“ hielt Axel Krüger einen 09er Sauvignon Blanc von Markus Pfaffmann aus der Pfalz bereit. Das eine Probierglas, das zu trinken wir bereit waren, schmeckte excellent, so dass wir die gute Idee des Tages vom Herrn Weinkrüger außerordentlich begrüßten: „Nehmt doch eine Flache mit, gut gekühlt ist sie und bleibt es bei dem Wetter ja auch!“
Die zweite gute Idee war, des Weines wegen, nicht mit dem Auto zur Landeskrone anzufahren, sondern mit der Bahn. Die Linie zwei fährt bis direkt hin (und die Fußfaulen können dann dort gleich umsteigen in den Landeskrone-Express). Die Viererkarte der Straßenbahn kostet 3 Euro 80, was Großstädter etwas ungläubig gucken lässt.
Zwei Wege führen auf die Krone: Einer südlich herum, einer nördlich. Und für den treckergezogenen Express gibt’s auch noch einen Fahrweg, aber der ist für Fußgänger natürlich langweilig. Wir wählten die südliche Runde und fanden auch schnell einen Baumstumpf, der als Tisch für unsere Weinprobe herhielt. Rucksackkalt schmeckte der Wein vorzüglich, mit einer Ahnung von fruchtigen Geschmäckern im Maul stapften wir südwärts durch den noch winterkahlen Wald. Wir liefen nahezu allein – wer nicht sowieso den Express genommen hatte, erklomm die Landeskrone offensichtlich über die Treppen entlang der Lindenalle und nahm dann den kurzen Fahrweg.
So oder so, 222 Meter sind nicht viel, schnell ist man oben angelangt und kann sich gleich an zwei Gipfeln erfreuen, die der Vulkan hat entstehen lassen. Für den Tourismus hat das den unendlichen Vorteil, gleich zwei Höhepunkte zu bieten: Auf dem (etwas niedrigeren) Südzipfel steht eine Bismarksäule, die genau so aussieht wie man sich eine Bismarksäule vorstellt. Man kann drumherum laufen, obwohl sie kein Geländer hat – doch hoch kommt man nicht. Die Aussicht ins Land ist theoretisch großartig, aber in der Praxis braucht es auch klare Sichtverhältnisse. Nett wäre aber die richtige Wortwahl für das Erlebnis, sicher besser als „muss man gesehen haben“.
Der „Schlangenweg“ (heißt wirklich so) schlängelt sich dann die wenigen Meter hoch zum Nordgipfel, an dem es eine Burg gibt mit Gipfelversorgung. Wir waren angesichts der Speisekarte froh, für den Augenblick noch ein Glaserl Wein dabei zu haben und ansonsten am Abend in der Stadt ein wenig netter essen zu dürfen. Also schlichen wir in den Windschatten des Aussichtsturms der mitttelalterlichen Burg, um dort den Sauvignon Blanc an Basaltsäulen zu genießen – Ausblick auf Görlitz inklusive (oder wie die Hotelbranche es formulieren würde: „Der Görlitz-View ist in unserem Osterspecial includiert!“).
Beim Rückweg über den Nordhang lernten wir (leider nur übers Info-Schild) die Mops-Fledermaus und das „Große Mausohr“ kennen – beide sichere Garanten dafür, dass hier keine Brücke gebaut wird. Dresdner wissen, wovon ich rede! Der Abstieg endete nach der Überwindung von 40 Höhenmetern auf den 178 Stufen der Treppenanlage durch die 1844 gepflanzte Lindenallee am Kiosk an der Landskrone, der leider schon geschlossen hatte. Aber als Kulisse für unseren Wein-Absacker gab er ein gutes Bild ab!
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