Capo Mannu

Geschichten aus Sardinien (20)

Mohn

Vergessen wir mal alle ordentlichen geographischen Beschreibungen und sagen es so: Links in der Mitte von Sardinien ist so ein Pickel – und der ist schön. Auf der Halbinsel Sinis ist das Capo Mannu ein beschaulicher Fleck, den man bequem bewandern kann (eigentlich ist es wirklich eher ein Spaziergang…). Auf dem Hinweg nehmen wir schnell noch ein sich lang ersehntes, aber natürlich nirgendwo angekündigtes Mohnfeld mit, weil sich das auf Bildern ja immer ganz bezaubernd macht.

Am StrandDas Capo ist ein Surferparadies, lese ich – gesehen haben wir gar keine Vertreter dieser Spezies, warum auch immer nicht. Statt dessen gab es vermehrte Ansammlungen sardischer Familien auf Sonntagsausflug. Das äußert sich entweder in größeren Verbünden, zum Beispiel in Gaststätten (manchmal eher rüde wirkenden, aber in Wirklichkeit doch sehr anheimelnde Räume in Küstennähe), oder in kleineren Gruppen, die man hauptsächlich daran erkennt, dass ein Auto in der Landschaft steht. Italiener fahren nämlich, so weit sie können, um die Natur in Ruhe genießen zu können.

Unterm SchirmEin Auto pro Mini-Bucht war Pflicht – statt mit der Karte zu lustwandeln hätte man auch auf Sichtweite sich von Auto zu Auto hangeln können. Da der Weg sich in einigen Metern Höhe überm Meer entlang schlängelt, kann man dann immer runter sehen und die Familien grüßen. Manchmal sieht man aber auch nichts außer einem aufgespannten Schirm, weil die Gruppe klein ist und sich unterm Schattenspender versteckt. So eine leicht voyoristische Wanderung hat was Anregendes und lohnt die vielen Schlenker, die die Küstenlinie hier macht.

Torre Capo MannuIrgendwann steht man dann vor dem Küstenturm, der als Zwischenziel der Wanderung avisiert war – und stellt fest, dass er so langsam vor sich hin rottet und gar nicht zu Pause einlädt, weil weder Schatten spendende Bäume noch gemütliche Sitzgelegenheiten vorhanden sind. Man kann halt nicht alles haben – und man muss ja auch nicht unterm Torre pausieren, wenn wenig weiter die wildesten Klippen mit fabelhaftesten Ausblicken auf azurblaues Meer und nur ganz wenigen Ameisen unterm Po einen quasi-idealen Platz bieten.

CDF mediterranAls Wahldresdner denkt man ja manchmal etwas quer – mir fiel beim wildromantischen Lustwandeln Caspar David Friedrich ein: Der hätte hier sicher leidenschaftlich aufregende Motive gefunden, mit sanft anrollenden Wellen, in diversen Blautönen changierendem Wasser-Himmel und weiß-gelb-rot-grünen Wiesen, mit sanft im Wind gleitenden Vögeln und einer himmlischen Ruhe. Aber CDF kam ja nur bis Rügen, weswegen wir keine einschlägigen Bilder von ihm haben und sie uns selber denken bzw. knipsen müssen.

Act naturallyDer Weg ist das eine Ziel, hier ganz besonders – und das andere Ziel ist der riesige Strand am nördlichen Ende des Wanderknubbels. Belebt, aber dennoch erfreulich viel Platz. Aus der bereits erwähnten Abteilung Voyorismus fanden wir ein freundlich sportliches Duo vor, das viel Spaß hatte. Das Wasser war klarer und sauberer als der leicht vermuddelte Strand vermuten ließ – mithin: ein gelungener Abschluss. Lediglich der Weg zurück zum Ausgangspunkt, an dem das Auto wartete, war ein wenig langweilig, weil er die von heimfahrenden Buchtenausflüglern belebte Straße entlang führte…

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