Die Küste Sardiniens steht voller Türme – klar: als sie gebaut wurden, gab es weder GPS noch Mobilfunk. Also war es zweckmäßig, auf Sicht zu bauen. Bei einer Küstenlänge von 1848,6 km (sagt die Wikipedia) kommen da einige zusammen: Rund 150 sind auf Karten verzeichnet oder in Quellen eindeutig angegeben. Erhalten sind davon aber nur etwa 40 Prozent – der Rest zerfällt vor sich hin. Das Ziel der kleinen Wanderung, die eher ein gemütlicher Nachmittagsspaziergang ist, ist der Torre Columbargia. Er gehört zu der Kategorie der erhaltenen Wehrtürme – und die Aussicht von dort ist grandios schön!
Und der Weg dahin? Auch grandios! Der kleine Spaziergang beginnt in Porto Alabe – einer Feriensiedlung ohne Hafen. Wer auch immer sich den Namen ausgedacht hat: Er hatte vielleicht eine blühende Phantasie! Die Bucht reizt mit flach abfallendem Sandstrand, klarem türkisblauem Wasser, Wellengang, klasse Aussicht auf die Berge – und (im Mai, als wir dort waren) wenig Touristen, also viel Platz. Keine Ahnung, warum man von dort aus weg sollte…
… und wir haben es doch getan, sind über den kleinen Bach gehuppt, der aus dem Landesinnern kommt und hier ins Meer mündet. Von da an geht es immer an der Küstenlinie entlang. Gar nicht so weit weg sieht man bereits den Torre Columbargia – aber am Nachmittag liegt er immer brav mehr oder weniger im Gegenlicht. Also sieht das auf die Entfernung nicht so spektakulär aus. Dafür entschädigen Blicke nach rechts aufs Meer, das hier mit schönen Wellen heranrauscht, die sich in weißen Schaumkronen brechen.
An Land, einige Meter überm Meer, blüht es aufs Allerfeinste. Der Pfad zum Turm ist schmal und führt durch kniehohes Gras, freundlicherweise fast immer im gehörigen Abstand zum Küstenrand, so dass mein Freund der Schwindelerreger lange Zeit nicht zum Zuge kam. Ganz zum Schluss, auf den letzten zwanzig Metern zum Turm, kam er dann doch noch vorbei, um ein bisschen zu ärgern. Aber da war’s zu spät, wer wird sich denn kurz vor knapp noch ärgern lassen?
Nicht verschwiegen werden soll, dass neben Gräsern und Blüten und anderem Sehenswerten auch Essbares am Wegesrand uns auflauerte. Vom Rosmarin, der rund um den Torre wuchs, profitierte daher auch die Dorade, die uns ein freundlicher Fischverkäufer am Vormittag überlassen hatte. Sie fühlte sich abends im Grün der Gegend wohl, denke ich. Auf jeden Fall mundete der Fisch!
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