Nebenan rauscht der Niagarafall. Also nicht wirklich, denn erstens sind wir in Dresden und zweitens ist das Geplätscher zwar nett und beeindruckend, aber nicht so naturgewaltig wie rund 6589,9 Kilometer (ohne die Umleitung kurz vor Berlin Schönefeld) entfernt das Original. Wir befinden uns am „Niagaraplatz“ auf dem Areal der „Zeitenströmung“ im Norden Dresdens, und unser eigentliches Ziel ist die eine Hälfte des Doppelrestaurants Elements und DELI. Eins links, eins rechts, mittendrin die gemeinsame Küche. Das DELI ist das unkompliziertere, das auch schon mittags geöffnet hat – und da wir früh dran waren an diesem Abend und es ein Spontanbesuch war, passte das besser als das Restaurant.
Aber angesehen haben wir uns alles! Restaurant wie Deli haben je einen Außenbereich. Der vom Deli ist eindeutig der schönere, nicht nur wegen des benachbarten Wasserfalls. Strandkörbe geben dem Platz ein gewisses Flair, wenn auch das Essen darin nicht so toll funktioniert. Als wir da waren, dräute eine Gewitterwolke, und wirklich warm war es auch nicht: Also rein. Wer direkt bei den Strandkörben reingeht, landet in der Lounge, die mit schwerem Leder Rauchern eine Heimstatt geben soll. Ein Kamin in der Ecke, so erfuhren wir, verkörpere eins der vier Elemente, deretwegen das Restaurant seinen Namen habe. Aha. Ein zweites Element (Wasser) steht im Restaurant: Ein Aquarium mit bunten Fischen und, sehr schön, einer algenumspielten Flasche Ruinard. Luft und Erde, entnehmen wir der Webseite, vertreten die beiden Inhaber des Elements, der Koch und die Restaurantleiterin.
Im Deli gibt es eine kunterbunte Stuhlmischung an relativ großen Tischen. Sieht lustig aus und ist bequemer als gedacht, wie wir nach einigem chair-hopping freudig feststellten. Weniger lustig sieht die Weinkarte aus, beziehungsweise, um genau zu sein, die Preisgestaltung derselben. An einem unpretentiösen Ort, wie es das Deli sein möchte, keinen offenen Wein (0,2 l) unter 5,90 zu bekommen und im Schnitt mit um die acht Euro rechnen zu müssen, kann schon stimmungszerstörend sein. Mag ja sein, dass unsere Freunde der WeinKulturBar im monatlichen Wechsel nur die allerfeinsten Weine raussuchen – aber bei drei Weißen, drei Roten und einem Rosé könnte ich mir durchaus auch ein freundlicheres Angebot vorstellen.
Die Karte listet ein Dutzend Positionen auf. Von der Tagessuppe (4 Euro) bis zu den drei Desserts (auch je vier Euro) bleibt alles im bezahlbaren Bereich. Was oben steht, muss nicht zwangsläufig Vorspeise sein: „Neuer Matjes mit Rotwein-Zwiebeln, Bohnen und Petersilien-Kartoffeln“ (8 Euro) wurde vom uns bedienenden Kellner (ungefragt) eingedampft und als kleine Portion (5 Euro) serviert. Ich hätte ja auf die Salzkartoffeln verzichtet und nicht auf ein zweites Matjesfilet, denn das war wirklich prima – aber egal. Vorspeise Nummer zwei „Ziegenkäsecrostinis mit Rucola, Lavendelsenf und getrockneten Tomaten“ (8 Euro) kamen ungekürzt und erfreuten so gleich doppelt. Besonders in Erinnerung blieb der Lavendelsenf – schön scharf!
„Kalbsleber mit Kartoffelpüree und Apfel-Zwiebelschwitze“ (11 Euro) interpretierte den Klassiker nur leicht anders, aber sehr angenehm. Die Leber war perfekt gebraten, was nur wie eine Selbstverständlichkeit klingt. Beim „Rinderfilet mit Rotweinrisotto und kleinem Salat“ (16 Euro) hätten wir uns die Interpretation des Begriffs „medium“ etwas mehr rosa gewünscht – aber erstens ist das Jammern auf hohem Niveau und zweitens war das Fleisch wunderbar würzig und zart. „Birnencanaché mit Belgischer Schokolade“ und „Gegrillte Ananas mit Cashew-Sauerrahmeis und Basilikum“ rundeten das kleine Menü stimmig ab.
Elements
Deli & Restaurant
Zeitenströmung
Haus 25-26
Königsbrücker Str. 96
01099 Dresden
http://www.restaurant-elements.de
Tel. 0351 / 2721696
Geöffnet täglich außer am Donnerstag
Restaurant: 18 – 23 Uhr
Deli: 11 – 23 Uhr
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