Der Berg riecht

Die Baude auf der Kohlhaukuppe bietet nicht nur mit Knoblauchgerichten Außergewöhnliches

Knoblauchbaude

Droben auf dem Berg bei Geising, wo sich mit konstanter Bosheit der tschechische Betreiber ins Mobiltelefon einbucht, weht ein ganz besonderes Lüftchen. Kurz vor dem Gipfel der etwas über 786 Meter hohen Kohlhaukuppe trifft dieser ganz besondere Duft auf die Nasen der Wandersleut’ und beschleunigt ihren Schritt: Das Ziel ist die Knoblauchbaude!

Was eine Baude ist, muss man nur den Touristen erklären: Eine Hütte. Was Knoblauch ist, muss man keinem sagen – man riecht ihn ja. Die Köche der Baude auf der Kohlhaukuppe, die von reichlich frischem Wind umweht ist, haben sich auf die Zubereitung von Knoblauchgerichten spezialisiert. Sie können auch normal, aber wer will das dort schon?

Meistens ist es um die Mittagszeit rammelvoll in der Baude, und für die Abende muss man sich auch sputen: Denn obwohl die Baude eigentlich um 17 Uhr schließt, herrscht an vielen Abenden dort eifriges Begängnis: Dann gibt es die häufig lange vorher bereits ausgebuchten “Baudenabende mit Sagen und Magie”. Wir waren zwischen den Spitzen dort: Wer um halb drei kommt, findet in der Regel einen Platz und wird genau so freundlich bedient!

Womit wir beim vielleicht wichtigsten Punkt wären: Was einem auf der Kohlhaukuppe an Wärme entgegenschlägt, kommt nur zur einen Hälfte vom Kamin – und zur anderen vom Personal. Das scheint immer gut drauf zu sein und hat auch bei Stress Zeit für ein paar nette Worte. Lustig geht’s zu und ungezwungen!

Die Karte ist angesichts der Lage erstaunlich umfangreich – aber mehr als auf Quantität achten wir auf Qualität. Groß war daher die Freude, als wir lasen, dass alle Speisen frisch zubereitet werden. Obendrein gibt es Regionales: Hinter den “Sächsischen Leichenfingern” verbergen sich Käse nach Harzer Art aus Karsdorf und eine reichlich in frischem Leinöl aus der Ölmühle Dörnthal angeröstete Brotscheibe mit Knoblauch oben drauf. Insgesamt, wenn man Knoblauch mag, schön ausbalanciert. Unser Lieblingsgericht da oben, und mit 4,50 Euro seinen Preis mehr als wert!

Heftig hingegen und wirklich nur für Liebhaber geeignet ist die Knoblauchsuppe. Sie scheint einen wesentlichen Anteil an den mehreren Zentnern Knoblauch zu haben, die hier pro Jahr verarbeitet werden. Scharf ist sie, und heftig! Aber einmal im Leben sollte man sie probiert haben – vor allem, wenn eine Urlaubsreise in die Karpaten bevorsteht!

Eine nette Erfahrung bot das Knoblauchsteak – denn es waren zwei Schweinerückensteaks, die übereinander lagen. Das obere war mit Knoblauch bestrichen und mit Käse belegt, der immer mehr schmolz – eine feine Sache. Und das untere? War quasi pur und hatte nur die herabfallenden Säfte vom oberen abbekommen, was ihm zu einem an diesem Ort ungewöhnlich dezenten Hauch von Knobi verhalf!

Tapfer wie wir im Einsatz auf der Suche nach dem guten Geschmack manchmal sein können, bestellten wir zum Abschluss Knoblaucheis. Es fühlte sich im eh schon pelzigen Mund wohl!

Bergbaude Kohlhaukuppe
Kohlhaukuppe Nr. 1
01778 Geising

Tel. während der Öffnungszeiten: 035056 31395
www.knoblauchkuppe.de

Geöffnet (Zeiten aktualisiert 2016)
Mittwoch bis Sonntag 11 bis 17 Uhr
Montag und Dienstag Ruhetag (geöffnet an Feiertagen)
Bei Baudenabenden “Sagen und Magie” bis 22.30 Uhr

Kartenzahlung ist nicht möglich!

[Besucht am 22. Januar 2011 | Veröffentlicht am 3.2.2011 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Lage (inkl. Weg vom empfohlenen Parkplatz) | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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