Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht.
Wir sind dabei, die Fotos neu einzubinden, aber das kann etwas dauern – sorry.
Das geplante Ziel des Tages war das Castello del Volterraio. Eine Festung aus dem Jahr 1281, nie eingenommen und lediglich durch Wind und Wetter dem Verfall preisgegeben. Aber es war uns einfach zu heiß, den Anstieg ließen wir sein. Statt dessen sind wir mit dem Auto um das Castello geschlichen wie die Katze um den heißen Brei, habe es aus allen möglichen Winkeln gesehen und statt dessen viele andere Dinge aus der Nähe gesehen.
Zum Beispiel San Giovanni. Ein kleines Dorf mit Hafen und nicht wirklich von Touristen überlaufen. Da es genau gegenüber von Portoferraio liegt, gibt es eine wunderbare Aussicht auf die Inselhauptstadt, inklusive dem regen Fährverkehr. Zwei empfehlenswerte Restaurants sahen wir bei unsrem Bummel, von denen das mit dem abschreckenderen Namen den besseren Eindruck hinterließ: Pizzeria 2001. Probiert haben wir beide nicht – dazu war’s zu früh.
Das Weingut La Chiusa passierten wir zweimal: Um die Mittagszeit macht es dem Namen alle Ehre und war verschlossen, am Abend auf dem Rückweg jedoch stand das Tor offen. La Chiusa ist 20 Hektar groß (13,5 davon Weinanbau) – aber wüsste man es nicht, führe man dran vorbei, denn „die Eingeschlossene“ verbirgt sich geschickt hinter Mauern. Ist man drinnen, genießt man die Schönheit des alten toskanischen Landsitzes. Wer außer uns war noch zweimal hier? Napoleon! Nach seiner Ankunft am 3. Mai 1814 im eigens geschaffenen Fürstentum Elba, um auf die Fertigstellung des Wohnsitzes in Portoferraio zu warten – und später noch einmal, weil es dort so schön war. Sehr passend, denn Napoleon förderte in dem knapp dreiviertel Jahr seines Aufenthalts auf Elba unter anderem den Weinbau!
Das große Tor zum Weingut öffnet sich täglich für Stunden: Direktverkauf heißt das Zauberwort, mit dem man hineinkommt. Eine lange Olivenbaum-Allee führt vom Eingang zum Anwesen, das direkt am Meer liegt. Man sieht von hier aus den kleinen Hafen von Magazzini (aber, wenn man es nicht weiß, erkennt man vom Hafen und der Küstenlinie aus nicht La Chiusa!). Alles ist sehr adrett und gepflegt, die Weinstöcke stehen bei unserem Besuch kurz vor der Ernte und sind unten rum, wo die Trauben hängen, rasiert. Pardon: Entlaubt. Ein Trecker bringt einen Hänger voller Kisten mit Trauben, die Erntehelfer sind hier (wie auch anderswo in der Toskana) Afrikaner. Die, die wir sahen, waren immer gut drauf, grüßten freundlich-lachend…
Wir probierten: Weißwein (Procanico und Sauvignon blanc): fruchtig frisch, im Edelstahlbehälter gegoren. Mit 8 Euro die Flasche auf jeden Fall den Preis wert! Rosato (Sangiovese), nach leichter Pressung mit zarter rosa Farbe. Erschien mir zu alkoholisch und nicht so sommerlich-leicht wie erwartet. Kann aber auch an der Sangiovese-Traube liegen, die im Ernstfall immer etwas kratzbürstig daherkommt. Es gibt zwei Rote, einen nur aus der Sangiovese, den anderen mit Sangiovese und Merlot. Auch die Roten sind im Edelstahlbehälter ausgebaut.
Zu Magazzini selbst gibt es nicht viel zu sagen: Ein netter Hafen mit Restaurant direkt an der Bucht, viele Segelboote, eine klassisch-schöne Sicht über die Bucht auf die Hauptstadt Portoferraio. Eine Statue Ai Marinai Elbani zeigt einen Seemann, der von einer Säule aufs Meer schaut. Seit 1955 macht er das mit stoischer Ruhe und stillem Vergnügen. Wir haben es etwa zehn Minuten versucht und können es dem alten Herrn auf dem Sockel nicht verdenken – im Gegenteil: Neid kam auf! Was bietet Magazzini sonst noch? Zwei Hotels (eins links, eins rechts neben La Chiusa) mit Bademöglichkeit. Das wars: das dolce far niente könnte hier erfunden sein!
Nächster Halt: Bagnaia. Früher fing man hier Fische, heute nur noch Touristen. Unser Reiseführer empfahl die Bucht als „für Badefreunde sicher den einladendsten Ort“ der Gegend, aber uns erschien der Strand zu kieselig. Dafür gab es ein kleines feines Restaurant: im „La Palme“ tranken wir einen feinen Rosé aus Elba, Wasser aus der Napoleon-Quelle und aßen Pulpo-Salat und Muscheln, die im würzigen Sud gegart waren.
Oberhalb von Bagnaia führt eine kleine Straße nach Nisporto, die unser Navigationsprogramm zwar verzeichnet hat, aber für routing-unfähig erachtet. Selbst schuld, wer sich auf Navis verlässt, denn der Weg lohnt sich: Er führt immer die Küste entlang und bietet permanent spannende Aussichten auf die Insel und die Bucht von Portoferraio. Auto ist zwar nur die zweitbeste Wahl für so einen Weg, aber die überholten Wandersleut‘ machten angesichts der Tatsache, dass es sich um eine nahezu schattenfrei Straße handelt, auch keinen superglücklichen Eindruck. Nisporto selbst ist: Die Badebucht. Das war’s dann auch schon.
Rio nell’Elba im Landesinnern hatte früher fünfmal soviel Einwohner wie heute (jetzt sind es knapp tausend). Eisenerz machte den Ort seinerzeit attraktiv, jetzt ist er für Touristen angenehm zu erlaufen. Das Bergdorf mit mittelalterlichem Kern ist für Autos gesperrt, aber für Einheimische offen: Wir erleben großes Palaver an der Piazza de Popolo. Die Kirche Santi Giacomo e Quirico, auch an der Piazza gelegen, wartet mit einer Renaissancefassade und barocken Stilelementen innen auf. Und vor dem La Cipolla, in dem wir einen Espresso nehmen, plätschert ein gusseiserner Brunnen munter vor sich hin…
[Lage auf der Elba-Karte]
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