Leben im Bus

Erlebnisse auf den Äolen (5)

Im Bus

Natürlich gibt es einen Fahrplan für die Busse, die auf der Insel Lipari den Stadtverkehr besorgen sowie vorbildlich die Ortschaften miteinander verbinden. Konkret sieht das dann so aus, dass die Linea Bianca auf ihrem Rundkurs vom Busterminal übers Hospital beispielsweise um 10.30 Uhr von der Marina Corta über die Haltestelle Busterminal (die hier prägnant „Esso“ heißt, weil die Tankstelle für Benzintanker ein sehr zentraler Ort ist) zum Nachbarort Canneto fahren soll. Pünktlich um 10.45 kommt der Bus dann auch an. Kein Problem, wir haben ja Zeit. Der Fahrer schnappt sich den Kinderwagen, der vorne neben ihm stand, und dreht erst mal mit seinembambino eine Runde. Derweil kassiert der Schaffner die vier Fahrgäste schon mal ab: Einfache Fahrt 1,50 – Hin und zurück 2,50. Wir haben ein Zehnerticket für 10,50 erstanden und werden pro Person einmal gelocht, zahlen also pro Fahrt 1,05 Euro.Während wir noch sinnieren, wie schön und arbeitsplatzschaffend es doch ist, wenn so ein kleiner Stadtbus mit 10 Sitz- und 22 Stehplätzen sich nicht nur einen Fahrer, sondern auch einen Schaffner leistet, kommt Papa conducente zurück und liefert das Baby bei seiner Frau (die im Bus gewartet hatte) und dem (sicher nicht zufällig) vorbeikommenden nonno ab.

Nun hätte es ja eigentlich losgehen können, aber eine Gruppe von ungefähr 234 Schülerinnen und Schülern, die bislang brav auf der molo in elendig langer Schlange auf den Beginn des Stadtgangs gewartet hatte, hatte sich den gleichen Moment zum Abmarsch erkoren. Das war nun der große Moment für die beiden Politessen, die auf dem Platz für Ordnung sorgen. Mit gebieterischer Handbewegung deutete die eine dem Busfahrer ein „Stop“ und den studenti ein „Go!“

Ungefähr bei Schüler Nummer 84 entschied die Hübsche aus unerfindlichen Gründen, den Spieß umzukehren: Schülerstopp und Busfreifahrt, wie schön!

Es ist immer ein Erlebnis, durch enge Gassen zu fahren, zumal wenn dort Touristen unterwegs sind und ihren Teil der Straße beanspruchen. Seelenruhig kutschierte der Fahrer das Gefährt voran, bis ein kleines blaues Auto vor ihm stand. Der Fahrer betätigt die Hupe, das kleine blaue Auto bleibt stehen. Er hupt, es steht. Immer noch sehr gelassen verlässt der Busfahrer die Linea Bianca, öffnet die Tür des kleinen blauen Autos und fährt es einige Meter vor und weiter rechts heran. Der ältere Herr auf dem Beifahrersitz protestierte nicht, die Leute im Bus applaudierten nicht, die Fahrt ging weiter, als ob nichts passiert wäre…

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