Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht. Es dauert etwas, bis die Fotos wieder hier erscheinen – sorry.
Die lokale Presse hat ihre vorweihnachtliche Sensation: Der Baum ist mickrig! Also die Fichte, die auf dem Striezelmarkt steht und mit allem Drumherum (fällen, transportieren, aufstellen) so um die zehntausend Euro gekostet haben soll, ist nicht der Traumbaum. Eher so ein durchschnittlich lächerliches Modell, das auch trotz der 16.200 LEDs nicht wirklich hübscher wird. Aber, was soll ich sagen? Es kümmert doch keinen wirklich. Denn auf dem Striezelmarkt, das wissen Millionen von Gästen zu schätzen (2011: 2,6 Mio!), gibt es Glühwein, Glühwein, Bratwurst und Glühwein. An manchen Ständen auch Maronen oder Socken, hin und wieder sogar Landestypisches. Herrnhuter Sterne (an einem Stand die Echten, an anderen Asia-Importe) zum Beispiel oder Arzgebirgsche Schnitzereien. Insgesamt 233 Händler dienen sich auf dem Markt an.
Der älteste Weihnachtsmarkt seiner Art eröffnete heute um 16 Uhr – mit Pannen, die vornehmlich die Teilnehmer der Eröffnungsveranstaltung mitbekamen (ganz großes Ding: Die CDU-Oberbürgermeisterin wollte den Stollen von links anschneiden statt, wie sonst üblich, in der Mitte! Was will uns das für kommende Wahlen sagen?).
Uns lassen derlei Veranstaltungen ja kalt, wir begaben uns in Begleitung eines Dresden-Striezel-Erstlings aus Prag ohne schuldhaftes Zögern zur ersten Runde der Glühweinverkostung 2012. Erster Stand war, nach all den Erfahrungen der Vorjahre wird’s keinen verwundern, der von bean&beluga. Sternekoch Stefan Hermann persönlich drehte und wendete die Bratwürste, die eigens für ihn produziert werden und – wie in den Vorjahren – sehr würzig schmecken. Ebenfalls homemade ist der Glühwein, von dem wir – aus Gründen der Verträglichkeit – erst einmal nur den weißen probierten. Wir fanden ihn prima, aber ein bissel zu süß für unseren Geschmack.
Mit dem Prager Kollegen sprachen wir englisch, was den Vorteil diffiziler Betrachtungsweisen ermöglichte. Denn als wir einmal quer übern Markt gingen – vorbei an der Bühne, auf der das Bergmusikkorps Saxonia aus Freiberg sich am weihnachtlichen Swing versuchte, aber nicht so recht in Schwung kam –, ergab sich ein feines Wortspiel über das Ziel: Der Stand vom Weingut Keth sei the second best, behauptete ich – aber keineswegs the second-best. Also der zweite von den Besten und nicht unbedingt der Zweitbeste. Wieder gab’s vom Glühwein den Weißen, und der gefiel uns besser, weil er mehr Charakter hatte und ein feines Spiel der Gewürze mit dem Wein ins Maul spülte.
Am Bratwurststand gegenüber gibt es Wurst aus Thüringen, die wir dieses Mal nicht probierten, sondern dem Treiben davor nur zusahen. Das System sieht vor, ein (vorgewärmtes) Brötchen zu kaufen, sich dort die Wurst hineinlegen zu lassen und dann von einem Senfmeister mit fein arrangierter Senfbahn (oder Ketchuplinie) bestreichen zu lassen. Das schafft speed, es roch gut und wir werden den Geschmack bei der roten Glühweinrunde demnächst sicher mal testen.
Auf der Suche nach Kräppelchen, die für so einen Striezelmarktbesuch ja auch ganz wichtig sind, kamen wir erst einmal bei den Stollenbäckern vorbei, die altehrwürdig wie immer die Kunst der Zunft hochhalten. Tolle Typen, diese alten Männer! Einen unser Kräppelchenlieblingsstände fanden wir nicht, den anderen an anderer Stelle als im Vorjahr – allerdings passend für uns wieder nahe dem Stand von bean&beluga. Die bedienenden Leute waren gut drauf wie im Vorjahr und antworteten auf die Bitte, unserem tschechischen Freund einmal zu erklären was Kräppelchen seien nach einigem Nachdenken: „Ist doch egal“. Was Tassenpfand auf tschechisch heißt, konnten sie ihm sagen – aber das hatten wir ihm vorher schon auf deutsch erklärt, und Glühwein für uns gab’s ja woanders (nebenan, unterm Weißen Hirsch).
Glühweinpreise bean&beluga / Weingut Keth: 2,50 € (plus Pfand, marktweit 2,50 €)
Bratwurst bei bean&beluga: 3 €
Hahaha. Definitiv keine Wiederwahl. Diesen Fehler kann man beim besten Willen nicht durchgehen lassen. Nichtsdestotrotz war die „Eröffnungszeremonie“ einfach nur wunderschön und freue mich auf die Zeit im kommenden Monat. Gründe, die Seele baumeln zu lassen, gibt es viele, aber dieser benötigt ausnahmsweise keinerlei Rechtfertigung und verantwortungsloser Genuß ist absolut ein Teil davon. Glühwein Ahoi
Die Fotoserie auf ipernity gefällt mir ganz vortrefflich – schöne Bilder macht dein Apparat! 😉 Es war mir eine Freude mit euch Eröffnung zu feiern!
Die Freude war auf unserer Seite! (Und ich dachte immer, ich mache die Bilder, nun ja. Habe das Lob dem Apparat weitergegeben 😉
Diese kleine Spitze macht einfach zu viel Spaß, um sie auszulassen! 🙂