Die große Sommer-Weinprobe

20 Winzerbetriebe beim Weinsommer auf der Hauptstraße

Weinprinzessin Nina Oberhofer

Natürlich könnte man jetzt so einfach dahinschreiben: Nina Oberhofer hat einen in der Krone. Aber das wäre grob fahrlässig und würde es auch nicht ganz genau treffen. Denn die pfälzische Weinprinzessin 2017/18 hat fünf in der Krone, also: Grauburgunder, Riesling, Weißburgunder, Spätburgunder und Dornfelder. Das sind alles klassische Trauben, die da eine hübsche (und für die Trägerin nicht unwichtig: angenehm leichte) Krone bilden. Allerdings ist die Krone Kunst und bildet nicht ganz den Rebsortenspiegel ab, den die fast 10.000 Winzerbetriebe dieses Bundeslandes mit seinen sechs Anbaugebieten Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz und Rheinhessen haben: Wenigstens Müller-Thurgau bei den Weißen und Portugieser bei den Roten gehörten dazu, aber wo anfangen und wo aufhören bei mehr als 120 zugelassenen Sorten, die auf 64.000 ha wachsen?

Nina Oberhofer jedenfalls ist’s egal, sie trägt die Krone mit Würde und trinkt am liebsten – also wirklich am aller-allerliebsten – keine der fraglichen Sorten. Sie bevorzugt Bukettweine und mag es fruchtig. Insofern ist die Themenverkostung am Samstag zwischen 15 und 17 Uhr beim diesjährigen 27. Weinsommer Rheinland-Pfalz auf der Dresdner Hauptstraße auch genau ihr Ding (siehe Programm am Ende des Beitrags.

Weinsommer-EröffnungAm Donnerstag wurde das Straßenweinfest eröffnet. Die Weinprinzession Nina Oberhofer und Erster Bürgermeister Detlef Sittel gaben den Rahmen und machten sich bei den Anwesenden gleich mal beliebt, weil sie mit einem kleinen Quiz fünf richtige Antworten auf entsprechende Fragen fanden – und für jede richtige Antwort gab es eine Flasche Wein. Zusammen mit den Eröffnern machten wir uns dann in kleiner Runde auf, einige der 20 Winzer zu besuchen, zu interviewen und – wie nebenher – auch den einen oder anderen Wein zu probieren.

Wichtige Erfahrung dabei: mit dem Winzer reden und nicht einfach bestellen! Man kann natürlich nach seinem Lieblingswein fragen oder aber ob’s was Neues gibt oder etwas Besonderes? Gibt es fast immer, denn neben Bewährtem probieren die Winzer auch gerne was aus oder lassen die Jugend ran – nichts motiviert offensichtlich besser als ein eigener Wein.

Karina Sieben - KarMaDa entdeckten wir beispielsweise am Stand des Weinguts Siebenhof (Rheinhessen) einen 2015er Weißburgunder KarMa Prestige. Die Macherin war mit am Stand: Karina Sieben, Weinbau-Önologin und mit ihrem Bruder Marcel für den KarMa zuständig, mag Weißburgunder über alles – und sie macht ihn gut. Selektion bester Trauben, Handarbeit – und ein Preis, der so ganz aus dem Gefüge des sonstigen Angebots herausragt: 19,90 € die Flasche (die meisten Weine liegen beim Siebenhof so bei fünf, sechs Euro). Die trau’n sich was, die Jungen! (Und womit? Mit Recht!)

Maria Beutel – FreudentanzAuch beim Weingut Beutel (Rheinhessen) traut sich die junge Generation nach vorn: Maria ist zwar erst 15 und noch Schülerin, aber natürlich (wie bei einem kleinen Familienbetrieb üblich) beim Weinmachen dabei. Und nicht ganz ohne Stolz zeigt sie den Wein, der nach ihren Vorstellungen gemacht ist: Freudentanz heißt er und ist ein junger (Jg. 2017), fruchtsüßer Weißwein mit 9,5 %vol. . Der Winzer assoziiert dazu: beschwingt, aromatisch, leichtfüßig.

Michael Lucius – RoséMichael Lucius (Rheinhessen) hatten wir ja im vergangenen Jahr schon kennen gelernt und vorgestellt. So richtig neu sind die meisten Winzer nicht, viele kommen schon lange und gerne nach Dresden. Man merke, dass die Leute hier etwas vom Wein verstünden, hört man immer wieder. Im vergangenen Jahr empfahl er seinen Grauburgunder, dieses Mal gab’s einen Rosé vom Portugieser – den hat Lucius in einer trockenen und einer halbtrockenen Variante mitgebracht. Wir nahmen den trockenen und fanden ihn so sehr passend zum wieder kommenden Sommer. Neugierig aber waren wir auf den Blanc de Noir (vom Spätburgunder): der hatte deutlich mehr Kraft und muss nicht unbedingt auf der Terrasse getrunken wurden, obschon das sicher auch geht!

Hans-Friedrich KitzerDas Rheinhessen-Besuchsquartett komplettierten wir bei Hans-Friedrich Kitzer. Er ist eigentlich auch ein gutes Beispiel für den Generationswechsel, der ja keineswegs heißt, dass die Alten vom Hof gejagt werden – im Gegenteil, die Erfahrung ist bei allem frischen Wind ja auch gefragt. Beim Weinsommer steht Vater Hans-Friedrich am Stand und berät. Aber auf der Webseite formulieren schon die drei Jungs, zum Beispiel so nette Dinge wie „Alle drei geben wir nachdem wir uns in renommierten Weinbaubetrieben im In- und Ausland den „Feinschliff“ geholt haben, nun gemeinsam mit unserem Vater Hans-Friedrich mächtig Gas.“ Klingt gut, schmeckt gut: wir hatten einen ausdruckstarken Weißburgunder vom Muschelkalk, der zum Teil im Holz gereift ist – und eine Cuvée, die Anytime heißt. Also ein Wein für alle Lebenslagen, frisch und fruchtig. Kein Wunder bei der Melange aus Sauvignon Blanc, Weißburgunder und Müller-Thurgau.

Stefan Gorges – Hochgewächs feinherb Franz-Josef Bollig - RieslingeWeiter zu den Mosel-Winzern! Beim Weingut Matthiashof fanden wir ein 2017 Riesling Hochgewächs, Wintricher Großer Hergott, feinherb – ein typischer Moselriesling mit seiner leichten Restsüße, die den Säuregehalt süffig abpuffert. Das Ferienweingut Matthiashof wird von Stefan Gorges und seiner Familie in der vierten Generation geführt. Und auch hier nochmal der Hinweis darauf, dass so eine Flasche zum Mitnehmen lediglich fünf Euro kostet (auf dem Fest 0,1 l 2,80 €). Feinherb kann man an der Mosel ja immer riskieren, das gerät nie platt und päpsch – und wenn man dann noch wie Winzermeister Franz-Josef Bollig vom Weingut Lukashof das Glück hat, Rebflächen in den Lagen Trittenheimer Altärchen und Trittenheimer Apotheke zu haben, dann sollte man da vielleicht mal die Rieslinge in den unterschiedlichen Ausbaustufen probieren. Als Kabinett, als Spätlese, als Auslese, trocken, feinherb oder lieblich – aber immer so, dass man eigentlich nicht aufhören möchte. Wenn der Winzer Zeit hat, kann er viel erzählen, auch über die Moselschleife bei Trittenheim und Steillagen – und das ist auch gut so, denn eine Webseite zum Nachlesen hat er nicht.

Josef Longen – Alte RebenSteil kann Josef Longen aus Thörnich (Mittelmosel) auch, und wenn man weiß, dass die Riesling-Rebstöcke der berühmten Steillage Thörnicher Ritsch über hundert Jahre alt sind, muss es natürlich ein Riesling feinherb Alte Reben sein. Feinfruchtig und mit all der Mineralität, die sich die Wurzeln der Rebstöcke aus der Tiefe des Grauschiefers holen. Auch hier gibt’s die volle Riesling-Palette, aber auch andere probierenswerte Weine wie einen eleganten Blanc de Noir (Spätburgunder).

Andreas Rupp - AuxerroisUnd wenn wir schon bei anderen Rebsorten als Riesling sind und immer noch an der Mosel, dann doch gleich mal was Seltenes, was viel zu wenig getrunken wird – vielleicht ja, weil der Name erst nach Genuss des einen oder anderen Glases davon flüssig über die Lippen kommt: Andreas Strupp vom Weingut Brunnenhof aus Palzem (an der Obermosel) hatte unter anderem einen Auxerrois mitgebracht. Schön burgundisch, sehr elegant. Und auch nur 5 € die Flasche, man kann das Preis-werte gar nicht oft genug loben.

Weinsommer Rheinland Pfalz in Dresden
www.weinsommer.de/Dresden

Zeiten
Donnerstag 16.00 – 23.00 Uhr
Freitag 12.00 – 23.00 Uhr
Samstag 11.00 – 24.00 Uhr
Sonntag 12.00 – 20.00 Uhr

Programm
Freitag 15.00-17.00 Uhr: Sommerweine & leichte Cuvées.
Samstag 15.00 – 17.00 Uhr: Bukettweine – ein Fest für Gaumen und Nase.
Sonntag ab 12.00 Uhr: Winzer stehen Rede und Antwort
15.00 Uhr: Geführt probiert – die Pfälzer Weinprinzessin Nina Oberhofer begleitet Gäste bei der Weinprobe durch die Anbaugebiete Teilnahmekosten 5,00 Euro/pP)

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