Zu den Dingen, die man laut Reiseführer in Barcelona machen sollte, gehört: Die Rambla entlang schlendern. So ein Blödsinn! Erstens müsste es heißen: Die Ramblas, denn las ramblas sind zwar ein Straßenzug, aber mit mehreren Abschnitten. Zu den fünf traditionellen Rambla de Canaletes (die unmittelbar an die Plaça de Catalunya anschließt, mit dem Brunnen Font de Canaletes), Rambla dels Estudis (weil es früher dort reichlich Hochschulgebäude gab), Rambla de Sant Josep (mit Blumenständen und Markt Mercat de la Boqueria), Rambla dels Caputxins [da lese ich immer Kaputtnix, was mich zum Banausen macht, oder?] mit Gran Teatre del Liceu und Cafe de l’Opera sowie Zugang zum Plaça Reial sowie der Rambla de Santa Mònica (mit Kolumbussäule am Ende) gesellt sich neuerdings noch Rambla de Mar – die olympische Verlängerung ins Meer hinein.
Aber wieso ist es Blödsinn, da lang zu gehen? Weil es alle tun! Es ist rammelvoll, immer. Und man sieht hauptsächlich Touristen und deren Einfänger, was die deutschsprachige Wikipedia so formuliert: Kellner kreuzen diese [Fahrbahnen], um die an den Café-Tischen auf der Rambla sitzenden Gäste zu bewirten. Na prima. Wie das da so ist, mag unser Erlebnis im Cafe Cappuccino (Rambla dels Caputxins 76, Barcelona 08002) andeuten. Wir gingen eigentlich nur hinein, um uns (wie der Engländer sagt) die Hände zu waschen. Also coffee in, coffee out. Laut Preisschild sollte ein Espresso an der Theke 1,35 Euro kosten, mit Milch 1,55. Wir zahlten 1,70 bzw. 1,80. Da hatten sich die Mädels gleich mal ihr großzügiges Trinkgeld reingerechnet (daher bekamen sie auch keins extra).
Weswegen es aber vielleicht doch kein Blödsinn ist, die Ramblas hinunter zu laufen? Weil links und rechts immer was los ist und sich jede Abweichung lohnt. Manchmal wird es erstaunlich schnell sehr leer, man ist dann mit wenigen Einheimischen fast unter sich. Sehr schön. Manche Abstecher sind allerdings keine touristische Erleichterung – die Markthalle wollen natürlich alle sehen, und den königlichen Platz Plaça Reial mit Cafés, Brunnen und Gaudí-Lampen auch nicht wenige. Wundersamer Weise war es (quasi gegenüber vom Reial) im Palau Güell, einem Gaudí-Haus und -Museum, relativ leer.
Richtig schön und auf jeden Fall hingehenswert ist die rambla de mar. Schöne Brücke, die sich hin und wieder für Schiffe öffnet, damit die vom einen in den anderen Teil des Hafens gelangen können. Grandiose Aussichten von der Brücke, großes Fiasko am Ende: mare magnum ist ein Freudentempel der kommerziellen Art, das muss man nicht wirklich haben. Schöne Spiegelungen verführen zum Draußenbleiben, und die Aufschrift des Restaurants mit deutscher Küche verheißt nicht Gutes: Spezialisierung unseres Wurst-Deutschen einerseits sowie (alternativ) „der echte geschmac“ oder „der echte gesahm“. Die Delegation der Altherrenmannschaft Wüschheim-Büllesheim focht das nicht an, sie saßen und genossen das menú Alemán. Wozu ist man sonst so weit gereist?
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