Seit 1857 gibt es in Gombsen, einem Ort mit einigen hundert Einwohnern unweit von Kreischa und noch ein wenig unweiter von Dresden entfernt, einen Gasthof. Der blieb erstaunlich lang in privater Hand, bis 1972. Dann kaufte die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft „Im Lockwitztal“ das Grundstück und baute den Gasthof zur Betriebsgaststätte um. Das ist deswegen erwähnenswert, weil es uns mitten in den lauen Sommerabend im Juni 2013 führt, denn die Lockwitztal-Gärtner als Anzuchtbetrieb für Rosen gaben dem Gasthof den Namen „Rosenschänke“. Die Familie Walther, die das Haus seit 1990 besitzt, lebt mittlerweile den Rosengedanken bis ins Letzte aus: Produkte rund um die Rose, vom Gelee über Blätter bis zum Sekt.
Seit einiger Zeit gibt es auch einen Rosengarten, in dem man zwischen Sandsteinelementen an einem Brunnen sitzt und die neueste Idee des Küchenchefs Sebastian Probst probieren kann: ein Rosenmenü. Wir waren in größerer Runde da (die Nachwehen der Aktion Dresden isst fantastisch Anfang des Jahres – wir machen einfach unter uns weiter!) und kamen, was ja irgendwie zum alten Landgasthof passt, in einem Opel Kapitän Jahrgang 51 vorgefahren. Mööp Möööp!
Angepasst wie wir sein können, musste uns der Service (Evelyn und Stephanie Walther, Mutter und Tochter: Wir sind im Familienbetrieb!) nicht lange zu Roseninsekt überreden, dem Rosenlikör in Rieslingsekt. Erfrischend und prickelnd, und da der Sekt brut war, wird’s durch den Likör auch nicht zu pääpsch. Im kleinen Weckglas kam ein Gruß aus der Küche, Salat und Schinken. Dazu, verheerenderweise, Brotkörbe. Dreierlei Sorten, alle so unverschämt frisch und rösch, dass man gar nicht aufhören mag. Leider mochte der Tischnachbar das Nussbrot auch so gerne…
Beim Sommersalat mit Wildkräutern, gebratenem Ziegenkäse und Rosenblütengelée fanden wir erstens auch Rosenblätter im Salat und zweitens einen Ziegenkäse, wie wir ihn mit einer derartigen Kruste noch nie gehabt haben. Schön mild (je ziegig desto magnich!) der Käse, dazu ein üppiges Salatbouquette. Außerhalb des Menüs ist die Vorspeise übrigens etwas größer und könnte, so uns die Hitze mal wieder einholt, auch ein leichtes Mittagsessen abgeben. Vielleicht ja im Team mit der Geeisten Gurkensuppe mit Rosenlachs, die es im Menü danach gab. Schaumig einerseits und ein wenig knackig andererseits, weil Gurke eben auch hart sein kann. Wenn der Chef es will! Der Lachs, separat auf dem Löffel serviert, war übrigens eine Herausforderung: Rin in die Suppe? Aber wie dann die großen Stücke wieder rausfitschen? Oder vom Löffel beißen? Oder wie oder was? Die einen machten es so, die anderen versuchten es anders – geschafft haben es alle, irgendwie.
Roastbeef unter der Rosenkruste mit Pfifferlingen und Drillingskartoffeln als Hauptgang machten uns richtig glücklich. So zart, so saftig, so perfekt gegart das Fleisch – und Dank der Kruste ungewohnt pikant. Wenige, aber ordentliche Pfifferlinge und wunderbare Drillingskartoffeln (die wir statt der Gnocchi aus dem Menü erbaten, weil wir sie auf der Karte gesehen hatten – gute Entscheidung, egal wie lecker die Gnocchi hätten sein mögen!).
Das Dessert sollte man sich in der Rosenschänke nicht entgehen lassen: Sebastian Probst ist auch Patissier! Deswegen gibt er sich mit Einfachem nicht zufrieden, und was als Himbeer-Rosen-Sorbet mit marinierten Gartenbeeren auf der Karte steht, ist natürlich mehr. Quasi ein Nachtisch-Menü auf einem Teller – auch wenn die Hitze im Bereich der schokihaltigen und kalten Bestandteile dem Koch/Konditor viel Arbeit bereitet. Aber das ist ja sein Problem. Uns hat’s geschmeckt!
Landhotel Rosenschänke
Baumschulenstraße 17
01731 Kreischa
Tel.: 035206 | 218 70
www.landhotel-rosenschaenke.de
Geöffnet:
Di: ab 17:00 Uhr
Mi bis Fr: 11:30 Uhr – 14:00 Uhr und ab 17:00 Uhr
Sa, So und feiertags: ab 11:30 Uhr
Hach! Das war ein vielleicht ein schöner Abend! 🙂